Das Geschäftsleben erwacht

Jetzt haben neben Supermärkten auch andere Geschäfte auf

Nippes - (sr) Mit viel Zuversicht und guter Laune starteten die befragten
Geschäftsleute in die erste Woche, in der sie wieder öffnen durften.
Fast alle inhabergeführten Geschäfte waren in den vergangenen Wochen
für ihre Kunden da. Sie nahmen Telefonate und E-Mails entgegen,
berieten ihre Kunden am Telefon, verschickten Waren oder brachten sie
gar selbst vorbei. Davon kann niemand von ihnen auf Dauer leben, darin
schienen sich alle einig zu sein.

„Bei uns geht es sehr entspannt zu“, sagt Daniel Caumel-Fernandez
von expert Hoffmann (Niehler Kirchweg 71-73). „Wir haben gut zu tun,
aber zu viel Andrang hatten wir bisher nicht.“ So kann das Team mit
dem nötigen physischen Abstand beraten. „Nicht alle Kunden
verstehen die Notwendigkeit, aber die meisten schon“, sagt er.
Schließlich müssten sich ja auch die Kunden erst einmal an die neuen
Verhaltensregeln gewöhnen. Da expert Hoffmann zu den wenigen
Elektrowaren-Geschäften gehört, die noch eigene Monteure
beschäftigen, konnten sie in den vergangenen Wochen auch einige
Neukunden begeistern. „Dass wir nicht nur bis zur Tür liefern,
sondern auch Geräte ab- und anschließen sowie reparieren, hatte sich
schnell herumgesprochen. Davon haben wir ganz gut profitiert.“
Allerdings, so der Filialleiter, ließ sich der Umsatz dadurch nicht
ausgleichen. Immerhin arbeiten in dem Unternehmen über 50
Mitarbeiter. „Die Gesundheit der Mitarbeiter und alle Jobs zu
erhalten, hat für die Geschäftsleitung oberste Priorität“,
versichert er. Und er hofft, dass sich die Menschen an die Regeln
halten, „dann sollte es funktionieren und die Geschäfte dürfen
geöffnet bleiben.“

Auf der Longericher Hauptstraße haben die meisten Geschäfte wieder
geöffnet. Bei Fahrrad Pützfeld wurde in der Werkstatt auch in den
Wochen vorher repariert und gewartet. „Wir hatten in der Werkstatt
sehr viel zu tun“; erzählt Geschäftsführer Markus Ollig. Viele
Kollegen hätten komplett geschlossen gehabt und seine Werkstatt
empfohlen. Nun ist das Geschäft komplett geöffnet. Und weil
Radfahren derzeit eine der wenigen erlaubten Freizeitbeschäftigungen
ist, kann er sich nicht beklagen; die Geschäfte laufen.

Ganz anders sieht es nebenan aus. Bei Südstadtsport konnten in den
vergangenen Wochen zwar unter anderem einige Laufschuhe und
Gymnastikmatten zu Kunden gebracht werden, aber der zum Erhalt des
Geschäftes notwendige Umsatz blieb aus. So ist Beatrix Schäfer froh,
wieder aufmachen zu dürfen. Was sie ärgert ist, dass bei ihr bisher
keinerlei staatliche Hilfen angekommen sind. Auch telefonisch oder per
E-Mail konnte sie nichts erreichen. Sicher sei nur, dass ihre Anträge
vorliegen. Aber die Bearbeitung würde dauern, hieße es. Sie sagt,
ohne die Hilfe und Solidarität ihrer Kunden sowie von
@herz.fuer.haendler hätte ihr Geschäft die letzten Wochen kaum
überstanden.

Sohra Zarinebaf, Inhaberin von Modehaus Tag und Nacht in der
Grethenstraße, hatte sich entschlossen, erst am Mittwoch wieder zu
öffnen und auch nur mit reduzierten Zeiten. Ab 16 Uhr will sie wieder
ihre Kundinnen im Geschäft beraten. In den vergangenen Wochen war sie
für ihre Stammkundinnen telefonisch zu erreichen. „Ich habe eine
Auswahl zusammengestellt, die sich meine Kundinnen abholen und zuhause
in Ruhe anprobieren konnten“, sagt sie. Nun scheint die Sonne und es
wird auch für das Modehaus Zeit, dass die Sommermode mit
„Krisenangeboten“ den Weg zu den Menschen schafft.