Das Ende der Tafel
Keine kostenfreien Lebensmittel mehr in Nippes?
Nippes - (rs) Wer in Lindenthal wohnt und Sozialhilfe oder Ähnliches bezieht,
also zu den amtlich beglaubigten Armen gehört, hat schlechte Karten.
Denn dort gibt es keine Lebensmittelausgabe, wo Bedürftige nach ihrer
Registrierung einmal in der Woche Lebensmittel erhalten. Auch die
Armen in Hahnwald, in Poll, in den beiden Altstadtorten und weiteren
knapp zwei Dutzend anderen Stadtteilen bekommen nichts geschenkt. Die
Ausgabe von Lebensmitteln der Kölner Tafel ist nämlich im Prinzip
stadtteilbezogen. Wer also in Riehl gemeldet ist, kann nur dort
kostenlos Lebensmittel erhalten – wenn es denn dort eine
Ausgabenstelle geben würde.
Da haben es Bedürftige in Nippes besser. Etwa 50 von ihnen erhalten
jeden Montag in der Baudristraße 16 umsonst Brot, Gemüse und
Fleisch. Und das seit bereits fünf Jahren. Möglicherweise aber nicht
mehr lange. Denn die Räume für die vom Verein Atlant organisierte
Lebensmittelausgabe wurden zum 30. Oktober gekündigt.
Es habe Beschwerden von den Mietern des Hauses gegenüber der St.
Marien Kirche gegeben, so begründet die Emmaus-Gemeinschaft, Mieter
der Räumlichkeiten, den Rausschmiss der Lebensmittelausgabe. Diese
sei leider nicht mehr tragbar, weil sich Mieter beklagt hätten, dass
der Müll nicht beseitigt werde, die Haustür offen stehe und die
Leute morgens einfach bei den Mietern klingeln würden, teilte Wilhelm
Does, Vorstandsvorsitzender der Emmaus Gemeinschaft, dem
Integrationszentrum Atlant schriftlich mit. „Diese Probleme haben
wir im Griff“, versichert dagegen Eugen Litvinov, Mitglied des
Integrationsrates Köln. „Die Mieter haben uns bis auf einen auf
Nachfrage versichert, dass sie sich nicht mehr gestört fühlen.“
Trotzdem hat sich Litvinov um einen Plan B, also einen anderen Ort
für die Ausgabe von Lebensmitteln, gekümmert. „Leider bisher ohne
Erfolg“, bedauert er. Sowohl das Bürgerzentrum, die
Kirchengemeinden als auch der Verein „Fliehkraft“ hätten
bedauert, keine Möglichkeit zu haben. „Eine Chance haben wir noch
über den Bürgerverein „Für Nippes e.V.“, der sich nach einem
alternativen Standort für die Lebensmittelausgabe umhören
möchte“, sagt Eugen Litvinov.„Wenn die Lebensmittelausgabe
geschlossen wird, sehen wir alt aus“, sagen die Bedürftigen. Dann
kämen sie nämlich kaum mehr über die Runden. Allein mit
Grundsicherung sei es auch schwierig, sich gesund zu ernähren.
„Bio-Produkte können wir uns nicht leisten“, sagt eine
alleinerziehende Mutter. Die Aussichten auf einen alternativen
Standort für die Lebensmittelausgabe sind eher düster. „Wenn die
Emmaus Gemeinschaft wenigstens die Frist über den 30. Oktober hinaus
verlängert, hätten wir mehr Zeit, uns nach einer Alternative
umzusehen“, sagt Eugen Litvinov. Die Hoffnung hat er jedenfalls noch
nicht aufgegeben. Er würde sich freuen, wenn ihm jemand einen
alternativen Ort für die Lebensmittelausgabe anbieten würde. „Am
besten per Email unter litvinov.ir.koeln@gmail.com“, sagt er.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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