St Bernhard steht vor tiefgreifenden Veränderungen
Kirche künftig als Depot mitnutzen?

Pfarrer Timur Bagherzadeh und Diözesan-Baumeister Martin Struck stellten der Gemeinde die Pläne für St. Bernhard vor. | Foto: Schriefer
  • Pfarrer Timur Bagherzadeh und Diözesan-Baumeister Martin Struck stellten der Gemeinde die Pläne für St. Bernhard vor.
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Longerich - (rs). Mit Schrecken und auch zornig reagierten einige Mitglieder
der Kirchengemeinde Köln-Longerich/ Lindweiler auf die Pläne des
Kirchenvorstandes. Sie betreffen St. Bernhard, die größte nach dem
Krieg in Deutschland errichtete Kirche. Sie hat eine Fläche von fast
1000 Quadratmetern und Raum für mehrere hundert Gläubige.

Martin Kruse vom Erzbistum Köln zeichnete ein düsteres Zukunfstbild
der Katholischen Kirche in Deutschland. Um 43 Prozent sei die Zahl der
Mitglieder der Glaubensgemeinschaft in den vergangenen 50 Jahren
geschrumpft, sagte er. Das mache sich auch in der Pfarrei St.
Dionysius bemerkbar. Kirchenvorstand und Gemeiderat haben daher seit
dem vergangenen Jahr Pläne zur Umgestaltung der Kirche St. Bernhard
gemacht.

„Um die Kirche im Dorf lassen zu können, müssen wir sie
umgestalten“, sagt Pfarrer Temur Bagherzadeh. Denn die Gemeinde
könne die Kosten für die Erhaltung der Kirche nicht mehr tragen. Da
kam eine Anfrage des Erzbischöflichen Generalvikariats gerade zur
rechten Zeit. Auf der Suche nach einem großen Raum für ein Depot, in
dem kirchliche Einrichtungsgegenstände zwischengelagert werden
können, die notleidenden katholischen Gemeinden in Osteuropa
gespendet werden sollen, war man auf St. Bernhard gestoßen. Sie biete
ideale Voraussetzungen, hieß es. Die Bausubstanz sei in einem sehr
guten Zustand, die Bauart als Hallenkirche mit einem direkt unter der
Decke platziertem Fensterband perfekt geeignet für ein Depot, und
außerdem sei sie verkehrsgünstig zu erreichen, so das
Generalvikariat.

Wenn die Kirche als Depot genutzt würde, müssten die hohen Betriebs-
und Instandhaltungskosten nicht mehr von der Gemeinde getragen werden.
Unter der Voraussetzung, dass das Kirchengebäude nur zum Teil als
Depotkirche umgewandelt wird, waren Pfarrer Temur Bagherzadeh, der
Kirchenvorstand und der Gemeinderat einverstanden. Nicht aber einige
Gemeindemitglieder. Denn die Kirche würde zwar für die
gottesdienstliche Nutzung erhalten bleiben, aber mit den Plänen, sie
in eine Depotkirche umzuwandeln, würde nur auf die Misere reagiert.
Statt tote Gegenstände könne man einen Kindergarten, Konzert- oder
Probenräume oder Platz für die Jugendarbeit in der Kirche
unterzubringen.

Dem widersprach Diözesan-Baumeister Martin Struck. „Wir haben
bereits in mehreren Kirchen Kindergärten untergebracht“, sagte er.
Aber das sei alles viel zu teuer, das rechne sich überhaupt nicht.
Ein Depot sei doch immerhin eine Möglichkeit, die Kirche zu erhalten.
„Und es bleibt reversibel, das Depot könnte auch wieder aufgelöst
und in einen Kirchenraum zurückgewandelt werden.“

Trotzdem blieben einige Gemeindemitglieder bei ihrer Kritik. Sie
könne sich einfach nicht vorstellen, einen Gottesdienst in einem
Abstellraum zu feiern, so eine der kritischen Stimmen. Sie befürworte
lieber eine Lösung mit einer besseren Symbolik, um wieder mehr
Menschen zur Kirche zu führen, anstatt sie abzuschrecken. Die Pläne
zur Umgestaltung von St. Bernhard seien noch nicht beschlossen,
versicherte Pfarrer Temur Bagherzadeh. „Wir wollen jetzt die
Gemeinde einbinden, die Kirche über die Gremien mitzugestalten.“

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