Selbst ist die Frau
Mädchen haben im Handwerkerinnenhaus Longboards gebaut

Ohne bohren, feilen, sägen, schmirgeln kann kein Longboard gebaut werden. Im Handwerkerinnenhaus haben das acht Mädchen an den Schwielen an ihren Händen gemerkt. | Foto: Schriefer
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  • Ohne bohren, feilen, sägen, schmirgeln kann kein Longboard gebaut werden. Im Handwerkerinnenhaus haben das acht Mädchen an den Schwielen an ihren Händen gemerkt.
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Nippes - (rs) Irgendwann einmal muss ein Wellenreiter unter sein Surfbrett
Rollen montiert haben. Das Skateboard war geboren. Skaten wurde zu
einem der größten Freizeitvergnügen der Jugendlichen auf der ganzen
Welt und bald auch sportlich. Die älteste Variante des Skateboards
ist das „Longboard“, ein mehr als einen Meter langes Brett, das
aber nicht für waghalsige Tricks auf Geländern oder in der Half-Pipe
gedacht war. Es sollte nur schnell sein.

Im Handwerkerinnenhaus Köln in der Kempener Straße haben jetzt
Mädchen zwischen 13 und 16 Jahren ihre Longboards selbst gebaut.
Tischlerin Sabine Uhl hat ihnen gezeigt, wie es geht. „Dazu haben
die Mädchen nicht mehr als eine Stichsäge, einen Akkuschrauber, eine
Zwinge und Leim gebraucht“, sagt sie. Und zwei Platten aus
Multiplex, die sie verleimen mussten.

Am Workshop im Handwerkerinnenhaus, der eine Woche dauert und in
Kooperation mit dem zdi-Zentrum Köln durchgeführt wurde, nahmen acht
Mädchen teil. Am ersten Tag haben sie sich ein Modell ausgesucht, das
sie bauen wollten, und begonnen, die Form auf die Multiplex-Bretter zu
zeichnen. Die beiden Bretter verleimen, die Form aussägen, feilen und
schleifen waren die nächsten Schritte. Danach ging es an die
Feinarbeiten, das Longboard sollte ja auch fetzig aussehen. Zum
Schluss haben die Mädchen noch das Griptape aufgeklebt und die Rollen
und Achsen montiert. „Danach ging es mit den selbstgebauten
Longboards raus auf die Straßen in der autofreien Siedlung im
ehemaligen Ausbesserungswerk der Deutschen Bahn“, sagt Sabine Uhl.

Longboards zu bauen ist nur eines der vielen Angebote, die das
Handwerkerinnenhaus anbietet. Frauen können hier auch lernen Möbel
und Fahrräder zu reparieren, können an einem Kfz-Pannenkurs
teilnehmen oder aus Schrott fantasievolle Skulpturen zusammen
schweißen. „Wir haben eine ganze Reihe von Bausteinen in
Kooperation mit Schulen“, sagt Sozialpädagogin Simone Zorn.

Sie heißen „Holly Wood“, „Kneifzange“ und „Pfiffigunde“
und sollen Mädchen den Zugang zu Handwerk und Technik ebnen. „Unser
zentrales Handlungsfeld ist die Werkstatt“, sagt sie. Doch das ist
nicht das alleinige Ziel allen Handelns im Handwerkerinnenhaus. Das
Projekt „Kneifzange“ zum Beispiel richtet sich an Mädchen, die in
der neunten oder zehnten Klasse gar nicht mehr oder nur unregelmäßig
am Unterricht teilgenommen haben. „Mit Pfiffigunde wenden wir uns an
Mädchen ab der fünften Klasse und wirken mit unserem
werkpädagogischen Konzept frühzeitig Schulverweigerung entgegen“,
sagt Simone Zorn. „Im Baustein „Holly Wood“ steht das Thema
„Berufsorientierung für Mädchen in Handwerk und Technik“ im
Fokus.

Außer zu bohren, sägen, schrauben und feilen lernen Mädchen im
Handwerkerinnenhaus also auch ihre Handlungs- und
Entscheidungskompetenz zu stärken, lernen neue Berufsperspektiven
kennen und bauen Benachteiligungen gegenüber männlichen Jugendlichen
im Ausbildungsbereich ab. Dafür wurde das Handwerkerinnenhaus jetzt
auch für den Deutschen Engagementpreis nominiert.

Ohne bohren, feilen, sägen, schmirgeln kann kein Longboard gebaut werden. Im Handwerkerinnenhaus haben das acht Mädchen an den Schwielen an ihren Händen gemerkt. | Foto: Schriefer
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