Segen kam knüppeldick
Märchen und alte Musik im Ledo Mehrgenerationenhaus

Die Musikerin Oriane Weyl (r.) und die Vorleserin Madeleine Milojcic machten den Bewohnerinnen des Ledo Mehrgenerationenhauses eine Freude. | Foto: Schriefer
  • Die Musikerin Oriane Weyl (r.) und die Vorleserin Madeleine Milojcic machten den Bewohnerinnen des Ledo Mehrgenerationenhauses eine Freude.
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NIEHL - (rs). Während die Männer sich am Vormittag des Sonntags in einem
der K-Bereiche aufhielten (Kirche, Kneipe, Hobby-Keller) – zu sehen
waren sie jedenfalls nicht im Gemeinschaftsraum des Ledo
Mehrgenerationenhauses - kamen die Frauen in den Genuss eines höchst
erbaulichen Konzertes. Oriane Weyl, eine junge Musikerin aus dem
Elsass, trug Werke von Marin Marais, Diego Ortiz, Hugo Facie und John
Dowland vor.

Musik von Komponisten, die vor gut 500 Jahren lebten und deren Werke
auch heute noch von Liebhabern so genannter „Alter Musik“, also
der Musik des Mittelalters, des Barock und der Renaissance, geschätzt
werden. Zur Alten Musik gehörten auch die Instrumente, die Oriane
Weyl spielte: eine Viola da Gamba, auch Kniegeige genannt, und eine
Barock-Laute, die klanglich Ähnlichkeiten mit einer Mandoline hat.
Zu ihrem Konzert steuerte Madeleine Milojcic ein französisches
Märchen aus alten Zeiten bei, in dem es – ganz aktuell – darum
ging, dass einem die Gier nach Reichtum schadet. „Schlecht Ding in
guter Hand ist mehr wert, als gut Ding in schlechter“ war die Moral
der Geschichte, in der ein Bauer von einem Adler einen Wunschring
erhält. Der wird ihm aber von einem gierigen Goldschmied heimlich
abgeluchst. Der Goldschmied wünscht sich Taler und wird, weil der
Segen knüppeldick auf ihn herabregnet, erschlagen. Der Bauer, der
immer noch glaubt, er habe den Ring, schiebt das Wünschen aber immer
vor sich her, weil er sich nicht entscheiden kann. Er arbeitet
stattdessen lieber und wird auch so steinreich.
Beides, die Musik und das Märchen, machten den etwa 20 Zuhörern aus
dem Ledo Mehrgenerationenhaus viel Freude. Im Wort Ledo sind die
beiden Organisationen, die hinter dem Mehrgenerationenhaus stehen,
nämlich „Lebensbogen“ und „DoMS“ - eine
Selbsthilfe-Organisation von Multiple Sklerose-Patienten -
zusammengefasst. Ihre Freizeitgestaltung müssen die Bewohner, also
Senioren und an Multipler Sklerose Erkrankte, alleine auf die Beine
stellen. „Wir wären ohne die Frauen aber aufgeschmissen“, sagt
Annelie Appelmann, eine der Organisatorinnen der Vergnügungen. Die
hätten einfach einen längeren Atem und mehr Ausdauer als Männer.
„Wir organisieren natürlich nicht nur Konzerte“, sagt sie. Die
Bewohner des Mehrgenerationenhauses kämen auch zum gemeinsamen
Kochen, für Filmabende, Sprachkurse, Gedächtnistraining oder
Feldenkrais-Übungen zusammen. „Es gibt aber wenigstens einmal im
Jahr ein Konzert von der Organisation „Live Music Now“. Die hatte
der Geiger Yehudi Menuhin 1977 gegründet, um klassische Musik
Menschen näherzubringen, die nicht in Konzerte gehen können. Die
Musizierenden sind junge Musiker, die drei Jahre lang gefördert
werden und während dieser Zeit ein knappes Dutzend Konzerte geben.
Auch Oriane Weyl ist eine von 60 jungen Musikerinnen, die von Live
Music Now gefördert werden. Sie hat an der Rheinischen
Musikhochschule in Köln Mandoline und Cello studiert und spielt in
verschiedenen Ensembles. Madeleine Milojcic hingegen ist eine der
ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen von Live Music Now und nebenbei
begeisterte Vorleserin, die schon vielen Kinder in Kindertagesstätten
und Schulen mit ihrer Begeisterung Freude bereitet hat.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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