Der Innere Raum
Mischke zeigt Gemälde, in denen er Verstecktes sichtbar macht
Nippes - (rs) Bei Andreas Mischke ist der Bacchus, der Gott des Rausches,
vielschichtiger als bei Michelangelo Merisi da Caravaggio. Der
italienische Barock-Maler des 16. Jahrhunderts hat ihn in seinem
berühmten Bild als lebensfrohen lasziven Jüngling dargestellt, der
sich dem Genuss von Wein hingibt und seinen Betrachter auffordert, es
ihm gleichzutun. Auch Mischke malt seinen Bacchus im Prinzip ebenso.
Aber er fügt seinem großformatigen Gemälde noch einige Details
hinzu, die nur dem aufmerksamen Betrachter auffallen. Einen Kater zum
Beispiel, der sich seitlich am Kopf des Jünglings festgekrallt hat.
Und einen über dem Tisch zusammengesunkenen Säufer, der nur deshalb
zu sehen ist, weil Mischke den Betrachter auch in das Innerste des
Jüngling blicken lässt.
Zentrales Thema in den Ölbildern von Andreas Mischke, die bis zum 3.
Februar im Lokal Altenberger Hof (Mauenheimer Straße 92) zu sehen
sind, ist die Vergänglichkeit. Sie stellt der Künstler aber nicht
als etwas Negatives dar, sondern vielmehr in Verbindung mit
Veränderung und Erneuerung. Die so vergehenden Dinge in seinen
Bildern sind auf ihre Art schön. „Ein verwelkendes Blatt kann ja
durchaus ästhetisch sein“, sagt er. Diese Ästhetik spiegelt sich
auch in der peniblen handwerklichen Ausarbeitung seiner Bilder wider.
Andreas Mischke arbeitet mit Überschneidungen und geometrischen
Flächen, mit denen er gleichsam Bilder im Bild schafft. „Ich
möchte den Betrachter damit auch von seinen alten Sehgewohnheiten
abbringen und zu neuen führen“, sagt er. Durch collagenartig
gemalte Verschachtelungen schafft es Andreas Mischke, dass in seinen
Bildern immer neue Dinge entdeckt werden können. „Dafür muss sich
der Betrachter aber öffnen für ein eigenes Gefühl, eigene
Erinnerungen und eigene Gedanken.“
Andreas Mischke ist nach eigenen Angaben Autodidakt. Er habe sich zwar
an verschiedenen Kunsthochschulen beworben, sei aber nicht angenommen
worden, verrät er. Heute arbeitet er als Dozent an einer privaten
Malschule. „Ich möchte meinen Schülern helfen, genauer
hinzusehen“, sagt er über seine pädagogischen Ambitionen. Seine
Bilder schaffe er aus dem Schatz seiner Erinnerungen, Gefühle und
Reflexionen. Anleihen bei anderen Malern sind dabei aber durchaus
möglich. So kommt er in einigen seiner Arbeiten auch dem Surrealismus
eines Salvatore Dali ziemlich nahe. „Bei meinem Bacchus habe ich
mich natürlich an Caravaggio orientiert“, sagt Andreas Mischke.
Gestaltet hat er aber keine Kopie des berühmten Gemäldes, vielmehr
hat er verborgene Aspekte aus dem Innersten des kleinen Gottes ans
Licht gebracht.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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