Karneval im Sommer
Mit dem Sommerfest der Niehler beginnt die fünfte Jahreszeit
Niehl - (rs) Damit die Karnevalsgesellschaft Niehler Deichgrafen überhaupt
ein Sommerfest feiern konnte, musste sie erst einmal die
„Spendensau“ durch ihre Reihen treiben. Sie hätten ja nur noch 38
Mitglieder, sagt Geschäftsführerin Beate Schmitz. „Da sind wir
schon auf Spenden angewiesen, wenn wir feiern wollen.“ Zum 60.
Bestehen der Gesellschaft hat das noch einmal geklappt. Aber Beate
Schmitz ist sich nicht sicher, wie es weitergeht mit dem jecken
Verein. „Der Vorstand mit Präsident Wolfgang Pfeifer, Kassierer
Günter Lang und mir wird wohl zum Ende der kommenden Session
zurücktreten und eine neuer ist noch nicht aus der Deckung
gekommen.“
Und das, obwohl es in der 1958 aus einem Stammtisch hervorgegangenen
Gesellschaft, die Mitglied im Bund Deutscher Karneval und im
Festkomitee Kölner Karneval ist, eine Unterabteilung gibt, die sich
„JuNieDei“ nennt. Das heißt Junge Niehler Deichgrafen, und die
haben ganz selbstbewusst gesagt: „Die Zukunft dat sin mer“. Die
junge Truppe sorgte beim Sommerfest im Schützenheim immerhin dafür,
dass sich die Gäste wohlfühlten.
Das gelang auch dem kölschen Schutzmann Jupp Menth, der bekräftigte,
dass ihn die Kritik an seinen Vorträgen mit angeblich
frauenfeindlichen Inhalten nicht davon abhalten werde, die Bütt zu
betreten. „Ich mache weiter, egal, was über mich geschrieben
wird“, sagte er und erhielt dafür viel Applaus von den Gästen der
Niehler Deichgrafen.
Dass sich die KG mit einem Sommerfest und einem Frühschoppen
begnügt, habe damit zu tun, dass sich in Niehl die Veranstaltungen
knubbeln würden. Das habe zu rückläufigen Gästezahlen geführt,
sagte Beate Schmitz. „Weil die Veranstaltungen der anderen Vereine
alle in der Session liegen, hatten wir vor fünf Jahren beschlossen,
die fünfte Jahreszeit schon im Sommer beginnen zu lassen.“
Bei den Deichgrafen wird aber auch weiterhin proklamiert, und zwar je
nachdem, wer sich für das Amt des Oberjecken zur Verfügung stellt,
ein Prinz, eine Prinzessin oder vielleicht auch mal sogar ein
komplettes Trifolium. „In der vergangenen Session hatten wir in
Niehl zum ersten Mal sogar ein Ehepaar als Prinzenpaar“, sagte Beate
Schmitz. 1961 haben die Deichgrafen mit Karl-Heinz Köckeritz den
ersten einer Reihe von Niehler Prinzen gestellt. Zuletzt war Beate
Schmitz vor acht Jahren das Schönste, was es in Niehl gab, nämlich
ihre Lieblichkeit, die Karnevalsprinzessin.
Das Programm, das die Niehler Deichgrafen beim Sommerfest ihren knapp
200 Gästen boten, begann mit dem kölschen Schutzmann und endete mit
Fiasko. Das war kein Problem, handelte es sich dabei doch nur um eine
Musikgruppe diesen Namens, die sich bei den Deichgrafen schon mal für
die anstehende Session aufwärmen konnte.
Weil die Gesellschaft Mitglied im Festkomitee Kölner Karneval ist,
darf sie bei ihrem Frühschoppen im Januar auch das Kölner
Dreigestirn begrüßen. Die Teilnahme am Umzug in Niehl ist ebenfalls
garantiert. Zwar ist bei den Niehler Deichgrafen nicht mehr alles so
wie früher, als sie die Jecken noch mit einer Damensitzung
begeisterten, aber ein bisschen stolz sind sie darauf, dass bei ihnen
die fünfte Jahreszeit beginnt. Und das mit einem neuen Vorstand aus
den Reihen der JuNieDei, das kriegen sie vielleicht auch hin.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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