Trauern, trinken, tanzen und lieben
Mit irischen Weisen durch das Dickicht der Gefühle
NIPPES - (rs). „Through The Wood Laddie“ (durch den Wald Bursche) nennen
Paula Kibildis und ihr Sohn Vincent ihr Programm mit irischen,
schottischen und englischen Weisen. Im Klangraum Kunigunde am
Schillplatz haben sie es jetzt einer andächtig lauschenden
Zuhörerschaft vorgestellt. Anfang kommenden Jahres soll das Programm
mit Liedern aus dem 17. bis 19. Jahrhundert auf einer CD
erscheinen.
Paula Kibildis ist US-Amerikanerin aus Detroit und lebt seit 1985 in
Deutschland. Hier ist auch ihr Sohn Vincent geboren, der zurzeit an
der Musikhochschule in Barcelona studiert. Das enge Verhältnis von
Mutter und Sohn ist auch in der Art spürbar, wie die beiden mit
Violine und keltischer Harfe die melancholischen Melodien des
ausgehenden Mittelalters interpretieren. Die beiden Instrumente
verschmelzen zu einem Klang, der der Fantasie des Zuhörers keine Wahl
lässt. Er wird direkt auf die Grüne Insel versetzt, lauscht dem
Wind, der über die Weiden weht, und dem Regen, der zart auf sie
hernieder fällt. Die Musik ruft Bilder von Damen hervor, die anmutig
an der Hand eines Galans über den steinernen Boden eines Rittersaals
schweben. Sie drehen sich immer schneller, fächeln sich Luft zu, um
dann leise weinend Abschied von ihren geliebten Lieutenants zu nehmen,
die vom König fürs fremde Vaterland ins ferne Afrika geschickt
werden. Freude und Trauer liegen in den alten irischen und
schottischen Weisen eng beieinander. In ihnen erklingt die Geschichte
der ebenso lebensfrohen wie geknechteten Völker. Dabei schmiegt sich
im Konzert von Paula und Vincent Kibildis die Violine mit weichen,
leicht angerauten Melodien anmutig und eng an die Klänge der
keltischen Harfe, deren Töne wie perlende Luftblasen in die Höhe
steigen. Die Musik tanzt und trauert gleichermaßen.
„Wir lieben diese Melodien, die auch Beethoven und Max Bruch
inspiriert haben“, sagt Paula Kibildis. Sie ist eine Meisterin im
Fach Alte Musik und hat bereits mit „Exquisit Noyse“, einer wie
sie sagt, „Renaissance Violin Band“, Anerkennung gefunden. Auch in
diesem Quintett spielt sie zusammen mit ihrem Sohn.
Paula und Vincent Kibildis haben für das erste Sonntagskonzert im
Klangraum Kunigunde nach der Sommerpause einige der wohl bekanntesten
irischen Lieder ausgesucht, darunter „The Foggy Dew“, „Through
The Wood Laddie“, das Max Bruch in seiner Schottischen Fantasie
verarbeitet hat, und „The Last Time I Came O‘er The Moor“, von
dem sich schon Beethoven inspirieren ließ. Daneben spielten sie auch
einige Tänze aus dem 17. Jahrhundert, „All In A Garden Green“ von
John Playford, „Guineveres‘s Garden“ von Margaret Lawrie,
„Captain O‘Kane“ von Turlogh O‘Carolan und mehr. Alle Themen
haben Paula und Vincent Kibildis frisch und lebendig interpretiert.
„Wir möchten ja, dass die Melodien der alten Volkslieder in
Erinnerung bleiben“, sagt die Musikerin. Dazu gehört auch eine
Liebe zum detailgetreuen Ambiente. Selbst die Kladden, in denen die
beiden Musiker ihre Noten aufbewahren, sahen aus, als hätte sie ein
Papierschöpfer aus der Zeit des ausgehenden Mittelalters hergestellt.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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