Menschen mit spät erworbenen Behinderungen
Mit Tanz zurück ins alte Leben

Beim Live-Date-Dance im Behindertenzentrum Dr. Dormagen-Guffanti konnten Menschen mit spät erworbenen Behinderungen wie früher feiern. | Foto: Schriefer
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Longerich - (rs) Mit einer Disco möchten Wagner Rodriguez-Silvestre und seine
Schüler aus dem Altenpflege-Ausbildungsseminar in Riehl Menschen mit
spät erworbenen Behinderungen helfen, wieder ein Gefühl für ihr
Leben wie vor der Behinderung geben.

Wenn jemand zum Beispiel durch einen Unfall oder einen Hirnschaden
eine erhebliche Behinderung erlitten habe und auf eine Assistenz
angewiesen sei, habe er viele seiner früheren Fähigkeiten verloren,
sagte der Altenpfleger. Das sei für junge Erwachsen besonders
deprimierend, weil bei ihnen ja eine normale Sozialisation
stattgefunden habe. Die durch die Behinderung erlittenen Verluste an
Selbstbestimmung und Selbstwahrnehmung seien schwer zu verarbeitende
Veränderungen. „Ich habe deshalb mit meinen Schülern ein Programm
entwickelt, das frühere Interessen der Behinderten aufgreift.“ Dazu
gehöre unter anderem, mit ihnen wieder einmal zu einem Fußballspiel
zu gehen oder in einer Wirtschaft ein Bier zu trinken.

Zum Auftakt dieses besonderen Programms, mit dem Menschen mit spät
erworbenen Behinderungen wieder ein Gefühl für ihr altes Leben
erhalten sollen, wurde aber erst einmal getanzt. Im Behindertenzentrum
Dr. Dormagen-Guffanti, einer Einrichtung der Sozialbetriebe Köln,
legte DJane Petra, Petra Pleis, Musik auf. Die Erzieherin, die früher
in der Kölner Südstadt die Disco „Indigo“ betrieben hatte,
kehrte zum ersten Mal nach zehn Jahren wieder an den Plattenteller
zurück. Sie war sich sicher, dass sie nicht „Griechischer Wein“
von Udo Jürgens auflegen musste. „Man merkt als DJ ja, welche Art
Musik gewünscht wird und hier waren das definitiv keine deutschen
Schlager.“

Das Angebot der Sozialbetriebe an Menschen mit Spätbehinderungen war
als eine „Inklusionsveranstaltung“ geplant. „Wir haben sie
Live-Date-Dance genannt und möchten damit Menschen mit spät
erworbenen Behinderungen und Menschen ohne Behinderungen eine
Begegnungsfläche für neue Kontakte und Vernetzungen bieten“, sagte
Frank Einspannier, der stellvertretende Heimleiter des
Behindertenzentrums.

 

 

Um das Eis zu brechen, hatte er auch die Hawaiianische Tanzgruppe
„Hula Köln“ eingeladen. Deren Tänzerinnen erzählten mit
anmutigen Bewegungen ihrer Hände und Arme Geschichten von der
Schönheit der Natur und von Sehnsucht und Liebe und trafen damit
sicherlich den Nerv vieler Besucher. Die machten es den Kölschen
Hulas dann mit Tänzen im Rollstuhl oder am Arm einer Betreuerin nach.
„Wir möchten aus dieser Veranstaltung am liebsten eine Reihe machen
“, sagte Frank Einspannier. Geplant sei, Live-Date-Dance zukünftig
zweimal im Jahr anzubieten.

Beim Live-Date-Dance im Behindertenzentrum Dr. Dormagen-Guffanti konnten Menschen mit spät erworbenen Behinderungen wie früher feiern. | Foto: Schriefer
Die Kölschen Hulas, eine Hawaiianische Tanzgruppe, erzählten mit anmutigen Bewegungen ihrer Hände und Arme Geschichten von der Liebe. | Foto: Schriefer
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