Longerich:
„Nachts kommen die Frachtflieger“
LONGERICH - (rs). Wenn gegen Mitternacht die Frachtflugzeuge über Longerich
hinweg fliegen, ist es mit der Nachtruhe von Helga Reufels und Jörg
Jahn vorbei.
„Früher flogen die Maschinen in einem engen Bogen über die
Gartenstadt Nord, aber seit einiger Zeit nehmen sie Kurs über die
Kaserne, um dann genau über Longerich Richtung Neusser Straße zu
fliegen“, sagt Jörg Jahn. Tagsüber sei der Fluglärm noch zu
ertragen. „Die Passagierflugzeuge sind ja auch leiser als die
Frachtflieger.“ Aber nachts sei der Lärm einfach unerträglich.
„Warum wird denn tagsüber ein weiter Bogen geflogen, was nicht so
viel Krach macht, wie der engere Bogen direkt über Longerich hinweg,
den die Flieger nachts nehmen“, fragt er. Verwundert ist er auch
darüber, dass es trotzdem in der Lärmkarte der Stadt Köln für
Longerich überhaupt keinen Eintrag über Fluglärm gibt.
Helga Reufels lebt seit einigen Jahren wieder in dem Haus, das ihre
Eltern in den 50er Jahren gebaut hatten. „Als ich ein Kind war,
konnte man von unserem Haus aus noch den Dom sehen, und ruhig war es
sowieso“, sagt sie. Das habe sich aber gründlich geändert. „Zum
Lärm der Flugzeuge kommt auch noch das ständige Rauschen von der
Autobahn und das von der Militärringstraße hinzu.“ Auch der Lärm
der Autos - und vor allem der Motorräder - in ihrer unmittelbaren
Nachbarschaft sorge nicht für einen erholsamen Schlaf. „Wenn die
Flieger frühmorgens endlich weg sind, kommen die Schüler des
benachbarten Berufskollegs mit ihren Autos.“
Dass der Lärm unerträglich geworden sei, liege nicht etwa an der
Bausubstanz ihres Hauses, betont Jörg Jahn. „Die Schallisolierung
ist auf dem neuesten Stand“, sagt der Techniker, der sich intensiv
mit der Messung des Lärms befasst und Langzeit-Audioaufnahmen
angefertigt hat, die er auch grafisch sichtbar machen kann. „Es gibt
beim Lärm der Flugzeuge eine Sinusschwingung unterhalb des
Grundrauschens“, hat er herausgefunden. Selbst mit einer aufwendigen
Schallisolierung sei da nichts zu machen. „Die kann nur da bekämpft
werden, wo sie auch entsteht.“
Helga Reufels und Jörg Jahn wollen sich mit ihrer Kritik am Lärm
darum bemühen, dass es nicht immer schlimmer wird. Sie haben sich
daher auch im Bürgerverein und im Seniorennetzwerk bemerkbar gemacht
und dort über die Lärmbelästigung diskutiert. Aber bei der Frage,
wer denn nun zuständig ist für den Lärmschutz, wen man denn
ansprechen könnte, werde nur ständig Hin und Her verwiesen. Trotz
aller Kritik auch aus den Reihen der Lärmschutzgemeinschaft sei
politisch nichts unternommen worden, klagt Jörg Jahn. „Ich gehe
davon aus, dass es auch so bleibt, denn man bekommt die Demokratie
nicht mehr aus dem Würgegriff der Ökonomie.“
Walter Römer, Leiter der Unternehmenskommunikation des Flughafens
Köln/Bonn, kann die Kritik nicht nachvollziehen. „An den
Anflugrouten hat sich doch gar nichts geändert“, sagt er.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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