Es bewegt sich doch etwas
Neue Pläne zur Umgestaltung der Neusser Straße vorgestellt
NIPPES - (rs). Sieben Jahre nachdem die Bezirksvertretung dem Umbau der
Neusser Straße zustimmte, hat die Stadt einen neuen Anlauf
unternommen, das auch umzusetzen. Das Amt für Straßen und
Verkehrstechnik hat in der ersten Maiwoche Informationsschreiben an
die Haushalte an der Neusser Straße und in den Nebenstraßen
verteilt. Darin werden die Anwohner auf die Umgestaltung hingewiesen.
Außerdem hat die Stadt ihre Pläne nebst Erläuterungen auch im
Internet unter www.stadt-koeln.de/umgestaltung-neusser-strasse
veröffentlicht. Zusätzlich können sie bis zum 18. Mai zu den
üblichen Öffnungszeiten im Bezirksrathaus Nippes eingesehen werden.
Dort liegen auch Vordrucke aus, auf denen Bürger ihre Meinung zur
Planung mitteilen können. Schriftliche Hinweise und Anregungen
können sie auch per Email an die Adresse
strassen-verkehrstechnik@stadt-koeln.de oder per Post an Stadt Köln,
Amt für Straßen und Verkehrstechnik, Abteilung 661/3,
Willy-Brandt-Platz 2, 50679 Köln schicken. Am 18. Mai um 17 Uhr
stellt die Stadt ihre Vorstellungen, wie die Neusser Straße einmal
aussehen soll, im Bezirksrathaus Nippes zur Diskussion.
Doch kaum hingen die Pläne im Bezirksrathaus aus, wehte ihnen schon
ein scharfer Wind entgegen. Zwar ist Hans Theo Dillenburg überzeugt,
dass die Umgestaltung der Neusser Straße überfällig ist. „Sie
macht wirklich keinen guten Eindruck mehr.“ Er erwartet zunächst
einmal ein vernünftiges Parkraum-Konzept. „Das aber fehlt in der
Planung.“ Seine Ehefrau Margret kritisiert die geplanten
Fahrradstreifen. „Die könnten ruhig breiter sein“, sagt sie.
Vielleicht – so ihr Vorschlag – sollte die Neusser Straße besser
zur Einbahnstraße umgebaut werden. „Dann hätten alle
Verkehrsteilnehmer mehr Platz.“
Auch Benedikt Henrichs ist von den Plänen nicht überzeugt. „Ich
bin eher unterwältigt“, sagt er. Einen nicht zum Beispiel durch
Poller von der Fahrbahn getrennten Fahrradstreifen hält der
Fahrradfahrer für zu gefährlich. Das Problem seien ja die
Anlieferer, die mal kurz auf dem Fahrradstreifen anhalten. „Wir
Fahrradfahrer müssen dann ausweichen und geraten mit den Autos
aneinander.“ Das sei zum Beispiel in den Niederlanden besser
geregelt, wo es separate, gesicherte Fahrradwege gebe. Die Pläne
seien zwar besser als „nix“, aber bei weitem nicht perfekt.
„Wenn die Stadt schon viel Geld für die Umgestaltung in die Hand
nimmt, dann sollte es auch mit Blick auf die Zukunft richtig gemacht
werden“, sagt er.
Das findet auch Jan Motte. Eine Straße werde ja nur alle fünfzig
Jahre neu geplant, sagt er. „Die Stadt hat also nur einen Schuss,
und der sollte dann auch treffen.“ Das aber gelingt ihr mit dem
jetzt vorgestellten Plan seiner Meinung nach nicht. „Ich fahre mit
meinen schulpflichtigen Kindern keinesfalls mit dem Fahrrad über
einen so schmalen ungeschützten Fahrradstreifen“, sagt er. Das sei
ihm viel zu gefährlich. Er bedauert auch, dass von den ehemals
geplanten drei Kreisverkehren nur der an der Kempener Straße übrig
geblieben ist. Der Verkehr an den anderen Kreuzungen würde weiterhin
durch Ampeln geregelt. „Davon wollte man doch eigentlich
wegkommen“, sagt er. Er hat keine guten Erinnerungen an die
Ampelschaltung an der Florastraße. „Ich habe dort Jahre meines
Lebens verbracht.“ Er schlägt vor, dass wenigstens die beiden
Kreuzungen an der Wilhelmstraße und an der Florastraße zu
Spielstraßen-Abschnitten ohne Bordsteinkanten erklärt werden, damit
auch Fußgänger mit Gehbehinderungen dort die Fahrbahn überqueren
können. Jan Motte kritisiert auch, dass die Pläne unrealistisch
geschönt seien. Darauf sehe die Kreuzung an der Florastraße wie ein
Kurort aus. „Das sind Tagträume der Planer, das hat doch mit der
Realität nichts zu tun.“
Er erwartet, dass die Umgestaltung der Neusser Straße zukunftsweisend
ist. Er habe es satt immer zu hören, wie toll London, Kopenhagen,
Amsterdam und Münster für Fahrradfahrer seien. „Ich möchte, dass
es hier in Köln endlich gut wird.“ Davon sei die Planung aber weit
entfernt. Es würden zum Beispiel Tankorte für Elektro-Fahrzeuge
fehlen, die Fahrradschutzstreifen seien zu schmal und außerdem
ungesichert, und die Planung sei nicht von der Inklusion, also von den
Bedürfnissen und Möglichkeiten von Menschen mit Behinderungen her
gedacht.
Bei so viel Kritik ist es wahrscheinlich, dass die Diskussion am 18.
Mai im Bezirksrathaus besonders spannend wird.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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