Wunsch und Wirklichkeit
Oberbürgermeisterin Reker hatte zum Stadtgespräch geladen
Riehl - (rs) „Wir sind auf einem guten Weg“, sagte Oberbürgermeisterin
Henriette Reker, die mit einer Riege leitender Verwaltungsangestellter
zum Stadtgespräch in die Sozialbetriebe Köln nach Riehl gekommen
war. Sie wurde aber schnell von der Fragen der anwesenden Bürger auf
den Boden der Tatsachen geholt.
Der Bezirk Nippes ist zwar in vielen Dingen besser auf die
zukünftigen Herausforderungen vorbereitet als der Rest von Köln. Es
ist aber bei weitem nicht alles Gold, was zu glänzen scheint. Vor
allem die städtischen Maßnahmen im Bereich der Mobilität sahen
viele Besucher kritisch. Nippes sei doch was den Rad- und den
Fußverkehr angeht, gut aufgestellt, sagte Klaus Harzendorf, Leiter
des Amtes für Straßen und Verkehrsentwicklung. 20 Prozent der
Verkehrsteilnehmer würden das Fahrrad benutzen, aber nur 18 Prozent
Busse und Bahnen. Doch gerade am Radverkehr schieden sich die Geister.
„Wer einmal mit dem Fahrrad über die Deutzer Brücke gefahren ist,
der nimmt beim nächsten Mal die Bahn“, sagte Daniel Hanna,
stellvertretender Bezirksbürgermeister. Denn Radverkehr sei in Köln
immer noch eine gefährliche Angelegenheit.
Was das Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung in den letzten
Jahren angepackt hat, habe sich hauptsächlich mit dem Radverkehr
befasst, verteidigte Klaus Harzendorf die Arbeit seines Dezernates.
„Wir haben immerhin zehn Millionen Euro in den Radverkehr
investiert“, stand ihm die Oberbürgermeisterin bei. Das seien aber
nur zehn Euro pro Einwohner, und die seien auch nicht immer an der
richtigen Stelle eingesetzt worden, wurde ihr entgegengehalten. An der
Neusser Straße hätte man einen Meilenstein mit getrennten
Fahrradstreifen setzen können, sagte zum Beispiel Daniel Hanna.
Diskutiert wurde auch die trotz der dortigen Graffitikunst immer noch
als Angstraum empfundene S-Bahn Haltestelle Geldernstraße. Dort etwas
verbessern zu wollen, sei ein verdammt dickes Brett, sagte Klaus
Harzendorf, da die Bahn an dieser Stelle nicht besonders zugänglich
sei. „Aber wir planen dort auf jeden Fall eine straffere
Kreuzung.“
Bei dem Thema Mobilität stand auch die mangelnde Barrierefreiheit im
Vordergrund. Als Beispiel, was sich dabei alles in Schieflage
befindet, wurde die KVB-Haltestelle Slabystraße angesprochen, die
bisher nur über Treppen erreichbar ist. Oberbürgermeisterin Reker
stimmte den Teilnehmenden zu, dass die Stadt dringend barrierefreier
gestaltet werden muss. „Das können wir aber nicht alles auf einmal
erledigen, die erforderlichen Maßnahmen werden sukzessive, mit hoher
Priorität und im Rahmen finanzieller Möglichkeiten umgesetzt“,
sagte sie.
Mobilität war aber nicht das einzige Thema, an dem sich die Geister
schieden. Auch die Entwicklung der Quartiere führte zu Kontroversen.
Wieso im Clouth-Quartier keine Dachbegrünung und keine
Photovoltaik-Anlagen geplant worden seien, wurde gefragt. Und wieso es
dort keine Ansiedlung von Gewerbebetrieben gegeben habe, wie es einmal
bei der Überführung des Bundesbahn-Ausbesserungswerkes in ein
Wohnquartier beabsichtigt war, aber nicht verwirklicht worden sei.
„Wir haben es zwar berücksichtigen wollen, aber ich kann in Nippes
kaum noch Gewerbe- und Büroflächen sehen“, musste Konrad Peschen,
Leiter des Amtes für Umwelt- und Verbraucherschutz zugeben. Im
Bürgerdialog wurde auch deutlich, dass sich die Menschen im Bezirk
Nippes mehr Sportplätze in Wohngebieten wünschen, damit Jugendliche
sich sinnvoll und an der frischen Luft beschäftigen können.
Oberbürgermeisterin Reker stimmte dem Wunsch zu: „Bei der
Gestaltung unserer wachsenden Stadt Platz denken wir auch immer den
Sport mit.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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