Mini-Schafe im Haus
Ökologische Nischen im Behindertenzentrum erfreuen die Menschen
LONGERICH - (hh) Fleißige Hühner, nektarsammelnde Bienen und ein barrierefrei
erreichbarer Garten sind nur einige der ökologischen Nischen, die
Fachkräfte mit Hilfe der 46 Bewohner im Garten des städtischen
Behindertenzentrums Dr. Dormagen-Guffanti am Lachemer Weg angelegt
haben und die Mehrfachbehinderten und Autisten wie Nachbarn und
Besucher erfreuen.
„Wir haben hier sehr häufig Besuch von Kindergärten und
Vorschulklassen, denen bei einer Führung durch einen Bewohner die
Pflanzen- und Tierwelt erklärt wird. Die Kinder helfen jedoch auch
beim Einsammeln der Eier, dem Ausbuddeln der Kartoffeln oder schauen
dem Honigschleudern zu“, sagt Heimleiterin Margarethe Wrzosek. Nicht
minder wichtig sei der erste kindliche Kontakt zu Menschen mit
Unterstützungsbedarf. „Am Anfang sind die Kleinen meistens noch
zurückhaltend, doch dann verlieren sie oft ihre Hemmungen, werden
mutiger und nehmen einen persönlichen Kontakt auf. Ich hoffe immer,
dass sie sich diese Erfahrungen merken und auch in ihrem weiteren
Leben nicht vergessen werden.“ Das selbst geerntete Gemüse, die
Kräuter und auch der in Zusammenarbeit mit dem Imkerverein Köln e.V.
produzierte Honig werden an einem kleinen Stand vor dem Eingang jeden
Vormittag zum Verkauf angeboten.
Vor sieben Jahren entstand auf dem 40.000 Quadratmeter großen, frei
zugänglichen Gelände ein inklusiver ökologischer Erlebnispfad, der
in mehreren Stationen verschiedenen Pflanzen und Tieren eine Nische
bietet. Die Parkanlage umfasst Obstbäume, mehrere, auch mit
Rollstühlen leicht erreichbare Hochbeete, in denen Bewohner eigenes
Gemüse anbauen können. Außerdem ist sie ein Biotop für den unter
Naturschutz stehenden Nashornkäfer. Auch Hühner, Enten und Kaninchen
haben hier ein glückliches Zuhause gefunden. „Die Bewohner können
sich nach eigenem Willen auch aktiv einbringen. Sie können beim
Setzen, der Pflege und der Ernte des Gemüses helfen, die Tiere
füttern oder die Eier einsammeln“, ergänzt Wrzosek. Seit einiger
Zeit sind jedoch drei Mini-Schafe die absoluten Lieblinge der
Bewohner, die hierbei für pädagogische Zwecke eingesetzt werden.
„Ich gehe mit den Schafen dreimal wöchentlich an einem Nachmittag
durchs Haus und besuche mit ihnen die Bewohner auf der Terrasse oder
in den Gruppenräumen“, erklärt Heilerziehungspflegerin und
„Schäferin“ Sabrina Grebniok. „Die Schafe treten de facto in
interaktive Verbindungen mit den Bewohnern, die kognitive und
emotionale Beziehungen zu den Tieren aufbauen. Sie klettern sogar die
Rollstühle hoch, so dass sie die Bewohner anfassen, streicheln oder
mit Leckerlis füttern können.“
Die ökologischen Nischen werden vorwiegend durch Spenden und
Stiftungsgelder finanziert. Ein Angehöriger eines Bewohners hat zudem
den Kontakt zu einem Tierarzt hergestellt, der seitdem die
regelmäßige medizinische Untersuchung der Mini-Schafe übernimmt.
Heimleiterin Wrzosek ist zufrieden. „Die ökologischen Nischen haben
unser Haus positiv vorangebracht. Wir haben ein gutes Ansehen im
Stadtteil, und viele Nachbarn wie Kinder verbringen hier gerne etwas
Zeit. Wir freuen uns über jeden, der bei uns vorbeischaut.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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