Reinhold Kruse pflegt südlichen Teil des Erzbergerplatzes
„Platzrettung" mit Paten
Nippes - (rs). Dass früher alles besser war, stimmt nicht immer. Was den
Erzbergerplatz angeht, kann das allerdings mit Fug und Recht behauptet
werden. Denn so wie ihn vor mehr als einhundert Jahren der damalige
Kölner Stadtplaner und Gartenbaudirektor Fritz Encke geplant hat,
sieht er heute nicht mehr aus. Die Umrandungen der Grünflächen und
Rosenbeete, die zur Erbauung der Bürger geplant waren, sind von
Unkraut überwuchert. Auch fehlt seit vielen Jahren die sich um den
Baum im südlichen Teil des Platzes „rankende" Bank, die der
Gartenbaudirektor den Erholung suchenden Bürgern einst spendiert
hatte.
Reinhold Kruse, der die Geschichte des Erzberger Platzes in einem Buch
dokumentiert hat, war es jetzt leid, mitansehen zu müssen, dass der
Platz vor seiner Haustür immer mehr verkommt. Er hat daher beim
Grünflächenamt eine Patenschaft für den südlichen Teil des Platzes
beantragt. Diese Patenschaft erwartet von ihm, dass er die
Grünflächen pflegt, indem er das Unkraut entfernt, den Müll
beseitigt und dafür Sorge trägt, dass die Rasenfläche von Wildwuchs
befreit wird. Seinen Spaten hat Reinhold Kruse jetzt schon einmal
aus dem Keller geholt und damit begonnen, den gepflasterten
Randbereich der Rosenbeete von Unkraut zu befreien. Er mache das, sagt
Reinhold Kruse, weil das Grünflächenamt auf seine Anfrage hin
zugeben musste, dass es weder die finanziellen Mittel noch ausreichend
Personal habe, diese Pflegearbeiten durchführen zu können.
Am 11.7.1907 hatte der Kölner Stadtrat den Entwurf von Fritz Encke
für den zunächst nach Königin Luise benannten Platz genehmigt. Der
Gartenbaudirektor hatte auf dem trocken gelegten ehemaligen
Überschwemmungsgebiet einen dreigeteilten Jugendstilplatz angelegt.
Außer einem Schmuckbereich und einer Ruhezone für Erwachsene hatte
er auch einen Kinderspielplatz gestaltet. Ein großes Rosenbeet sollte
den optischen Blickfang der Anlage bilden. Als eine Besonderheit für
Köln galten die beiden Laubengänge mit einer steinernen Pergola.
1923 war der Platz nach dem 1921 ermordeten Politiker Matthias
Erzberger umbenannt worden. Erzberger war seit 1903
Reichstagsabgeordneter der Zentrumspartei und gehörte 1918 nach der
Kapitulation des Deutschen Reiches zu den Unterzeichnern des
Waffenstillstandsvertrag von Versailles. Die Nationalsozialisten
benannten sechs Wochen nach ihrer Machtübernahme den Platz wieder in
Königin-Luise-Platz um, da Erzberger in ihren Augen als Verräter
galt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt der Platz wieder seinen
vorherigen Namen zurück.
In all den Jahren blieb die Grünanlage nahezu unverändert. Doch in
den 1950er Jahren verschwanden die Rosenstöcke fast vollständig, da
ihre Pflege zu großen Aufwand erforderte. 1980 wurde der
Erzbergerplatz dann unter Denkmalschutz gestellt, man besann sich in
Köln auf das historische Vorbild und legte wieder einen Rosengarten
an. Erst vor 13 Jahren war die gesamte Platzanlage unter
Berücksichtigung der Ursprungsplanung erneuert worden. Davon ist
leider heute nicht mehr viel zu sehen. Doch Reinhold Kruse und weitere
Paten, die sich um die mit lachsrosafarbenen und gut duftenden
Remontant-Rosen der Sorte „Madame Caroline Testout“ bepflanzten
Rosenbeete kümmern, haben sich vorgenommen, dafür zu sorgen, dass
der Erzbergerplatz bald wieder in altem Glanz erstrahlt. „Ich
wünsche mir, dass wir bald auch wieder die Rundbank um den Baum im
südlichen Teil des Platzes anbringen können“, sagt Reinhold Kruse.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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