Zukunft ist ungewiss
Politiker möchten einer zerfallenden Siedlung eine Chance geben

Die Zukunft der kleinen Siedlung ist ungewiss. | Foto: Schriefer
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  • Die Zukunft der kleinen Siedlung ist ungewiss.
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Weidenpesch - (rs) Am Rande des Naturschutzgebietes in Weidenpesch liegt eine im
Volksmund „Zigeunersiedlung“ genannte Ansammlung von 15 Häusern.
1978 hatte die Stadt die Einfamilienreihenhäuser in Einfachbauweise
bauen lassen, um Sinti-Familien eine vorübergehende oder auch
dauerhafte Bleibe zu bieten.

Heute leben noch drei Familien dort, die übrigen Häuser stehen leer.
Es ist auf den ersten Blick eine kleine Idylle, die von der Stadt an
der Kreuzung Etzelstraße und Auf dem Ginsterberg vor 40 Jahren
errichtet worden war. Rund um einen kleinen Platz mit Bänken und
einem Baum in der Mitte versammeln sich die 15 Häuser, einige mit
zwei Geschossen und etwa 110 Quadratmeter Wohnfläche, andere in
Bungalow-Bauweise. Keines der Häuschen ist unterkellert, aber ein
Blick in ihr Inneres verrät, dass es auch 1978 bereits Badezimmer,
Küchen und Kamine gegeben hat.

Doch die Idylle hat im Laufe der Jahre so viele Risse erhalten, dass
die Stadt heute erwägt, die kleine Siedlung abreißen zu lassen. Die
meisten Häuschen schimmeln vor sich hin, aber in dem der Familie von
Sandro Schneeberger bullert der Kaminofen kräftig und verbreitet eine
angenehme Wärme. Er habe schon als Kind hier gewohnt, sagt der
Familienvater, der Mitglied der Gemeinde der Freien Christen ist, für
deren Gottesdienste er vor seinem Haus ein Zelt aufgestellt hat. „Es
ist schön, hier zu wohnen.“ Im hinteren Teil der Siedlung befindet
sich noch ein Platz, auf dem etwa 20 mehr oder weniger fahrbereite
Wohnwagen abgestellt sind.

Auf Bitten der Bezirksvertretung Nippes waren Regina Plenz und Thomas
Becher vom Amt für Wohnungswesen zur Siedlung gekommen, um
Bezirksbürgermeister Bernd Schößler und einigen Mitgliedern der
Bezirksvertretung Einblick in die Häuser zu gewähren. Sie hatten um
den Termin gebeten, um sich ein Bild vom Zustand der Häuser machen zu
können. „Wenn die Siedlung abgerissen wird, könnte an ihrer Stelle
nichts Neues mehr gebaut werden, weil sie im Naturschutzgebiet
liegt“, befürchtet Horst Baumann, Vorsitzender der SPD-Fraktion in
der Bezirksvertretung Nippes mit besorgtem Blick auf die Wohnungsnot
in Köln.

Doch weil die Kosten für eine Sanierung der Häuser, die nach
Schätzung des Wohnungsamtes etwa 4.000 Euro pro Quadratmeter
betragen, zu hoch seien, erwäge das Amt für Wohnungswesen den Abriss
der Häuser, drückte sich Thomas Becher vorsichtig aus. Aus seiner
Sicht sei es aktuell schwierig, für die Siedlung eine klare
Perspektive aufzuzeigen, sagte er. „Planungsrechtlich ist aktuell
keine Grundlage vorhanden, da die Aktenlage zur damaligen Errichtung
der Siedlung nicht eindeutig ist.“ Auch eine mögliche Veräußerung
des Areals an einen privaten Investor – wie von einigen Mitgliedern
aus der Bezirksvertretung angeregt – sei schwierig umzusetzen, da
dieser ja Sicherheit benötige.

„Doch bevor die Stadt einen Bebauungsplan aufstellen kann, der eine
Wohnnutzung vorsieht, müsste zunächst die Bezirksregierung den
Regionalplan ändern, damit auf dem Areal überhaupt Baumaßnahmen
stattfinden können“, erläuterte Thomas Becher.

Die Vorstellung, dass die kleine Siedlung trotz aller Eventualitäten
vielleicht doch eine Zukunft haben könnte, gefiel Horst Baumann.
„Die Stadt könnte es doch einer Wohnungsgenossenschaft überlassen,
die es dann entwickelt“, schlug er vor. Dazu müsse aber erst einmal
Planungsrecht geschaffen werden, bremste Guido Rupsch,
stellvertretender Leiter des Nippeser Bürgeramtes, die Hoffnungen.
„Wir werden den Rat bitten, sich um die Änderung der
Regionalplanung zu bemühen, um dann Planungsrecht für einen
Bebauungsplan erhalten zu können“, sagte Bezirksbürgermeister
Bernd Schößler.

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RAG - Redaktion

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