Die Wunschnachbarn auf dem Stahlseil

Reparieren statt wegwerfen lautet die Devise

Nippes - (rs) Kaputt? Egal! Wegwerfen und Neues kaufen, ist eine weit
verbreitete Haltung vieler Menschen in den westlichen
Industrienationen. Denn, verbrauchen kurbelt schließlich die
Wirtschaft an. Doch die Ressourcen sind begrenzt. Was also tun?
Behalten, upcyclen, reparieren? Was aber, wenn niemand mehr das einst
heiß geliebte Spielzeug repariert, das auch den Kindern und
Enkelkindern noch Freude machen könnte? Wenn die Fähigkeiten und
Möglichkeiten, es selber wieder herzurichten, begrenzt sind, weil man
keine Werkstatt und nicht das richtige Werkzeug hat?

Für den, der im Clouth-Quartier wohnt, gibt es seit Mai diesen Jahres
eine Lösung: die Nachbarschaftswerkstatt der Wunschnachbarn im Keller
des Hauses Auf dem Stahlseil 7. Die öffnet ihre Tür jeden Freitag
von 16 bis 19 Uhr, und wer sich dort angemeldet hat, kann bislang
immerhin alle möglichen Holzarbeiten dort erledigen und sich Tipps
holen. „Wir sind zwar keine Experten, aber Leute, die Lust am
Werkeln haben und ihr Wissen und ihre Ideen gerne teilen“, sagt Anno
Kluß von der Initiative der Hausgemeinschaft „Wunschnachbarn“,
einer Baugemeinschaft von elf Parteien im Haus Auf dem Stahlseil 7 im
Clouth-Quartier.

Ihre Nachbarschaftswerkstatt sei natürlich noch ausbaufähig, sagt
er. Bislang liege der Schwerpunk auf Holzarbeiten, und in der
Werkstatt gebe es daher vor allem dafür Werkzeug. „Wir haben eine
Kappsäge, eine Kreissäge, Bohrmaschinen, Bohrständer, eine
Handoberfräse, Schwingschleifer, Werkbänke mit Schraubstöcken und
alle mögliche Kleinwerkszeuge“, sagt Anno Kluß. Die
Nachbarschaftswerkstatt habe heute knapp 40 Interessenten, und fast
immer kämen zwei bis drei von ihnen freitags vorbei.

Damit sich das ändert und die Werkstatt bekannter wird, beteiligen
sich die Wunschnachbarn am 19. Oktober auch am Internationalen Repair
Day, der seit einigen Jahren weltweit an jedem dritten Samstag im
Oktober stattfindet. An diesem Tag könne jeder zwischen 14 und 17 Uhr
zu ihnen in die Nachbarschaftswerkstatt kommen und defekte Geräte
mitbringen, zum Beispiel Fahrräder, Haushaltsgeräte und Gegenstände
aus Holz, sagt Anno Kluß. „Wir werden dann gemeinsam einen
Reparaturversuch unternehmen.“

Die Wunschnachbarn hoffen, dass durch den weltweiten gemeinsamen
Aktionstag noch mehr Menschen motiviert werden, zu reparieren statt
wegzuwerfen, und dass dadurch die Müllmengen verringert werden und
damit auch ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet wird.