Schmetterlinge gab es nicht
Schüler beschäftigten sich mit dem Holocaust
Niehl - (rs) Hunger, Durst, Einsamkeit, Gewalt – all das gab es in den
Konzentrationslagern der Nazis. Aber keine Schmetterlinge. Mit dem
Theaterstück „Doch einen Schmetterling habe ich hier nicht
gesehen“ von Lilly Axster haben jetzt Schüler des
Erich-Kästner-Gymnasiums an die Befreiung des Konzentrationslagers
Ausschwitz gedacht. Die Schüler der neunten Klasse des Kurses für
Theater und Medien haben unter Leitung von Felix Mutter das
Theaterstück an 17 Orten rund um ihr Schulhaus aufgeführt. „Wir
haben ganz bewusst die dunkelsten, schmutzigsten Orte ausgesucht“,
sagte Felix Mutter. Von einem Schüler wurden die Zuschauer mit
barschen Befehlen in etwa 30 Minuten von einer Station zur nächsten
gelotst. In die düsteren Kellerräume zum Beispiel. Dort wurden sie
dann mit der Textcollage über Kinder und Jugendliche in
Konzentrationslagern konfrontiert, die Lilly Axster unter Verwendung
authentischen Materials zu ihrem Theaterstück zusammengefügt hat.
Wie haben Kinder im Ghetto, in Konzentrationslagern, im Untergrund
gelebt, was haben sie gespielt, wie sah ihr Tagesablauf aus? Welche
Gedanken bewegten sie, wovon träumten sie? Fragen, denen sich Lilly
Axster auf unsentimentale und sehr berührende Weise angenommen hat.
In ihrem Theaterstück hat die in Österreich lebende und wirkende
Autorin authentische Texte von Kindern und Jugendlichen aus Ghettos
und Konzentrationslagern miteinander verknüpft. Die
Tagebucheinträge, Briefe und Gedichte erzählen vom Leben in den
Ghettos, in Lagern, im Untergrund. Inmitten eines bedrückenden Klimas
macht ihr Theaterstück die kleinen alltäglichen Heldentaten von
Kindern und Jugendlichen, ihre Wünsche, Träume und auch ihre
Lebensfreude sichtbar.
Milos, der die Zuschauer von Station zu Station mehr trieb als
führte, gab zu, dass ihn das Gefühl, Macht über die Menschen zu
haben, schon beeindruckt habe. Er habe mit seiner Rolle erfahren, was
Macht auslösen kann, wie leicht es für die vielen Handlanger der
Nazis gewesen sein muss, Häftlinge in die Gaskammern zu schicken.
„Wir maßen uns nicht an, zu glauben, man könne das Leben in den
Konzentrationslagern nachspielen“, sagte Felix Mutter. Aber ein
starkes Ausrufezeichen setzen konnten die Schüler der „Schule ohne
Rassismus“, wie sich das Erich Kästner-Gymnasium nennen darf.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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