Geliebtes Ehrenamt
Seit einem Jahr ist Dr. Diana Siebert Bezirksbürgermeisterin in Nippes
Nippes (rs). Sie hatte es sich eigentlich anders vorgestellt, als sie vor einem Jahr als erste Frau zur ehrenamtlichen Bürgermeisterin des Bezirks Nippes gewählt wurde. „Ich hatte Zeit, weil ich damals arbeitslos war“, sagt die promovierte Historikerin Diana Siebert. Doch kaum war ein Vierteljahr vergangen, da wurde ihr von der Universität Gießen eine Stelle angeboten, die sie auch angenommen hat. Doch das sei kein Grund gewesen, das Ehrenamt aufzugeben. Es sei zwar eine starke Belastung, wie sie zugibt, „aber keine Überlastung“. <br/><br/>Bezirksbürgermeisterin zu sein, ist eine Mammut-Aufgabe, wie die Liste der Projekte zeigt, die Diana Siebert seit Beginn ihrer Amtszeit angepackt hat. Da war zunächst direkt nach ihrer Wahl der Versuch, Bündnisse mit anderen in der BV vertretenen Parteien einzugehen. Sie habe natürlich mit allen gesprochen, aber die Kooperation von Bündnis 90/Die Grünen, der stärksten in der BV vertretenen Partei, mit Die Linke, FDP, GUT Köln und Klima Freunden habe sich rasch als das zukunftsweisende Bündnis herausgestellt, sagt sie. „Wir konnten bereits im ersten Jahr erfolgreiche und wegweisende Projekte für den Stadtbezirk und das Stadtklima anschieben.“ <br/><br/>Inhaltliche Basis der Kooperation ist ein achtseitiger Vertrag mit dem Titel „Ein Aufbruch zu ökologischer und sozialer Innovation“. Zudem habe sich das Bündnis für die Verbannung von Lastkraftwagen von der Neusser Straße 772 eingesetzt, für den Erhalt des Biotops auf dem Golfplatz an der Neusser Landstraße und für ein Atelierhaus. <br/><br/>Die Liste der Projekte, auf die sich die miteinander kooperierenden Bezirksvertreter*innen geeinigt hatten, ist lang. Auf ihr steht unter anderem der Erhalt der alten Stadiontribüne an der Pferderennbahn in Weidenpesch, ein generelles Tempo 30 im gesamten Bezirk, die Umgestaltung der Neusser Straße in Nippes in eine fußgänger- und fahrradfreundliche Straße sowie die systematische Öffentlichkeitsbeteiligung für die Longericher Hauptstraße, die Neusser Straße in Nippes, den „Naumannplatz“ in Riehl und den „Grün-Zug“ am Mauenheimer und Niehler Gürtel.<br/><br/>Wichtig ist Diana Siebert, dass in der BV nicht nur diskutiert sondern auch beschlossen wird. „Wir haben zum Beispiel gesagt, dass der soziale Zusammenhalt durch die Unterstützung sozialer, antirassistischer, querer, ökologischer Projekte gefördert werden soll“, sagt sie. Beschlossen wurde, verschiedene Projekte mit Bezirksorientierten Mitteln zu unterstützen und eine antimilitaristische Stele am Kriegerdenkmal in Longerich zu errichten.<br/><br/>Weil es auch ihre Erfahrung ist, dass die Umsetzung der in der BV beschlossenen Projekte oft ewig dauert, hat sich Diana Siebert angewöhnt, bereits im Vorfeld der Diskussion in den Sitzungen zu klären, ob die Bezirksvertretung überhaupt zuständig ist und welche Mittel und Wege der Umsetzung es gibt. „Natürlich hätten wir Bezirksbürgermeister, die oft Bezirke von der Größe einer Großstadt mit mehr als 100.000 Einwohner*innen vertreten, gerne mehr Kompetenzen und mehr finanzielle Mittel“, sagt die Bezirksbürgermeisterin. Die stünden der BV nur sehr eingeschränkt zur Verfügung. So hätten zum Beispiel leider nicht gleichzeitig die Grünfläche Kriegerplatz in Longerich und Alhambra in Nippes umgesetzt werden können, bedauert sie.<br/><br/>Zu bedauern sei auch, dass im Bezirk vieles nachgeholt werden müsse, sagt sie. „Heute gibt es zum Beispiel einen Konsens darüber, dass im Verkehr Fußgänger* innen und Radfahrer*innen Vorrang vor Benutzer*innen von Kraftfahrzeugen haben.“ Das auch umzusetzen sei eine der großen zukünftigen Herausforderungen. <br/><br/>Eine andere sieht Diana Siebert darin, auch die Bürger*innen zu erreichen, die nicht zur Wahl gegangen sind. „Wir als Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen repräsentieren ja nur die Mehrheit der Wähler*innen, nicht die der Bürger*innen“, sagt sie. Deshalb sei es wichtig, auch diejenigen anzusprechen, die nicht zur Wahl gehen. Dafür sei die Bilderstöckchen-Konferenz, ein soziales Netzwerk mit mehr als 40 Einrichtungen, Diensten, Initiativen, Gruppen und Personen, ein gutes Beispiel. Auch der Niehler Kulturpfad sei ein guter Weg, um mit Bürger*innen ins Gespräch zu kommen. „So etwas kann ich mir gut auch für die anderen Viertel im Bezirk vorstellen.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.