Bali Tollak erinnert mit einer Installation an das Trauma des Krieges
Soldatenbretter
Mauenheim - (rs). Im Bayerischen Wald stehen an manchen Orten hoch aufgerichtet
seltsame, an indianische Totems erinnernde Bretter. „Das sind
Wegbegleiter für den Betrachter, die ihn zum Innehalten und Sinnieren
anregen sollen, zum Stillwerden in unserer lauten und schnelllebigen
Zeit“, sagt die Installationskünstlerin Bali Tollak. In ihren Augen
vergegenwärtigen diese Flurdenkmale, die an vergangene
Bestattungsriten und eine besondere Art innig besinnlicher Totenehrung
erinnern, Jetztzeit und Vergangenheit, Vergänglichkeit und
Flüchtigkeit des irdischen Seins.
Bali Tollak greift in ihren Installationen diese Tradition der
bayerischen Seelenbretter auf und wird 32 ihrer „Soldatenbretter“
genannten Arbeiten in der Pfarrkirche St. Quirinus (Bergstraße 91)
ausstellen. „Ich beschäftige mich bei meinen Soldatenbrettern mit
dem Schaffen von Künstlern und Schriftstellern, die im Ersten
Weltkrieg kämpften und auch starben“, erklärt die Künstlerin. Sie
habe ihre Eindrücke und Erfahrungen auf einer vierjährigen
Recherchereise gewonnen, unter anderem zum deutschen Soldatenfriedhof
Vladslo in Belgien, sagt Bali Tollak.
Jedes ihrer etwa zwei Meter hohen, schmalen Soldatenbretter, bemalt
mit Bildern, Zeichen und Wörtern, ist einem bestimmten Künstler oder
Schriftsteller gewidmet. Zur Eröffnung ihrer Ausstellung am 27.
Oktober wird die Künstlerin nach der Messe um 10 Uhr auch einen
Vortrag über ihr Kunstprojekt halten. Die Messe selbst wird durch das
Bläserquartett „Heilig‘s Blech“ gestaltet. Zur Finissage am 17.
November bietet Bali Tollak noch den Workshop „Friedensbretter
malen“ im Pfarrheim St. Quirinus an.
Die Ausstellung von Bali Tollak sei Teil der Veranstaltungsreihe
„Nie wieder Krieg“, mit der an das Ende des Ersten Weltkrieges vor
100 Jahren erinnert werden soll, sagt Pfarrer Josef Felix Gnatowski,
einer der Seelsorger des Pfarrverbandes. Die Veranstaltungen werden in
Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk Köln durchgeführt. Zu
ihnen gehört ein Vortrag über Begräbniskultur im Wandel der Zeit
mit dem Titel „Von der schönen Leich bis zur Oma im Diamantring“,
den Manfred Becker-Huberti von der Katholisch-Theologischen Fakultät
der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar am 6. November um
19 Uhr im Clubraum St. Quirinus halten wird. Ebenso der Vortrag
„Gewaltfreiheit, die Botschaft und der Weg Jesu in gewalttätigen
Zeiten“ von Werner Höbsch, dem Initiator des Diözesanen Runden
Tisches für Frieden, am 10. November um 11 Uhr mit anschließendem
Gang über den Nordfriedhof.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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