Eine Stunde laufen
Stundenlauf der TFG Nippes
NIPPES - (rs) Die 25 Teilnehmer des ersten der beiden von der Turn- und
Fechtgemeinde 1878 Nippes ausgeschriebenen Stundenläufe laufen los.
Einer mit dem Ford-Logo auf dem T-Shirt, sprintet, als wäre er bei
einem 800 Meter-Lauf. Hinter ihm her hechelt das Feld, animiert, es
dem Ehrgeiz des Sprinters gleich zu tun. Für die ersten drei Runden
benötigt dieser nur sechs Minuten und läuft mittlerweile den
Verfolgern weit voraus.
Einen aber kümmert das überhaupt nicht. Manfred Schoss geht den
Stundenlauf ganz langsam an. Bereits beim dritten Umlauf wird er
überrundet. Doch das kümmert den 79 Jahre alten Longericher nicht.
Schließlich ist er Siegen gewohnt, war Fünfter bei der
Europameisterschaft, an der er im vergangenen Jahr teilgenommen hat.
„Nächstes Jahr möchte ich zur WM“, sagt er. Allerdings ist
Laufen nicht seine Disziplin. Er ist Nordic-Walker. Hat sich Manfred
Schoss also etwa in der Sportart geirrt? Nein, sagt er. Er wolle es
einfach mal wieder mit Laufen probieren und ein Stundenlauf käme ihm
da gerade recht. Denn bei dem kommt es nicht darauf an, eine bestimmte
Anzahl Meter in möglichst kurzer Zeit zurückzulegen.
„Beim Stundenlauf wird eine Stunde lang um die 400-Meter-Bahn
gelaufen“, sagt Dieter Grote von der Turn- und Fechtgemeinde
(TFG)1848 Nippes, dem Veranstalter des Laufwettbewerbs. Am Ende würde
gewinnen, wer die meisten Meter geschafft hat. Wie beim beliebten
Kinderspiel „Stopptanz“ müssen die Läufer sofort stehen bleiben,
wenn ein Pfiff den Stundenlauf beendet. Dann wird akribisch gezählt,
wie viele Meter zu noch zu den gelaufenen Runden hinzugerechnet
werden. 40 Runden hat Christian Jonen aus Erftstadt geschafft, plus
250 Meter als der Pfiff ertönte. Der beste aller 38 Läufer aus
beiden Läufen hatte also insgesamt 16.250 Meter auf dem Tacho. Beste
Frau war Katerina Keuneke mit 10.850 Metern. Der Sprinter landete
nicht auf dem Treppchen, holte sich aber immerhin mit seinem Verein
Ford FCSD 05 den Mannschaftspokal.
„Der Stundenlauf ist schon ein bisschen Kult“, sagt Steffi
Machnik, die nach einer Stunde an der 10.000 Meter Marke gekratzt hat
und 9.665 Meter gelaufen war. Sie landete knapp hinter Ursula John
(10.440 Meter) und Katerina Keuneke. Eine solche Laufveranstaltung
würde ja außer der TFG Nippes kaum ein anderer Sportverein anbieten.
Die TFG, dem Namen nach ein Verein, in dem geturnt und gefochten wird,
ist mit etwa 1.400 Mitgliedern einer der großen Sportvereine in
Köln. Allerdings liegen seine Schwerpunkte heute auf anderen
Disziplinen. „Fußball, Leichtathletik, Volleyball, das sind
gegenwärtig unsere Hauptsportarten“, sagte Dieter Grote. Fechten
und Turnen gehöre aber immer noch dazu sowie auch noch die
Disziplinen Tischtennis, Trampolinspringen und Schwimmen. Ein Verein
also, der breit aufgestellt ist und nicht unbedingt einer für
Leistungssportler. „Nein, wir sind ein Breitensportverein mit vielen
Angeboten für Frauen und Kinder“, sagt der Pressewart der TFG.
Eine der Hauptdisziplinen des Vereins ist Gastfreundschaft. Haben
schon während der Laufveranstaltung Mitglieder des Vereins die Runden
der Läufer akribisch aufgeschrieben, bieten sie den mehr oder weniger
Erschöpften anschließend noch die Möglichkeit, sich bei Getränken
jedweder Art zu entspannen. „Das ist dann unsere neunte
Disziplin“, sagt Dieter Grote.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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