Endlich Prinzessin
Theatergruppe erfreut mit einer turbulenten Verwechslungskomödie
Longerich - (rs) Alle wollen das Diadem. Aber nur einer kann es sich am Ende der
Kriminalkomödie „Zug um Zug“ von Rolf Sperling aufs Haupt setzen.
In diesem von Alparslan Babaoğlu-Marx und Cathrin Glowina
inszenierten Zweiakter gibt es niemanden, der nicht irgendetwas
verheimlicht.
Arthur behauptet, zwei Jahre lang auf Dienstreise gewesen zu sein –
in Wirklichkeit saß er im Knast. Seine Tochter Tanja gibt vor, in
eine eigene Wohnung ziehen zu wollen, zieht aber zu ihrem Freund, den
sie seit eineinhalb Jahren vor ihrer Mutter und ihrer Oma
verheimlicht. Britta von Tosenstein braucht etwas, dass sie nicht hat.
Nur der Zuschauer weiß schon früh, wer das obskure Objekt ihrer
Begierde – und die ihres Ex-Mannes Berthold von Tosenstein – in
Wirklichkeit besitzt. Er kann also amüsiert beobachten, wie sich die
Mitglieder der Familie König mehr schlecht als recht durchmogeln, bis
Oma Alwine am Ende triumphiert und „endlich bin ich Prinzessin“
sagen kann.
Das Ensemble der Mauenheimer Theatergruppe stürzt sich in die
turbulente Boulevard-Komödie mit viel Spielfreude. Das chargieren ist
Sitte bei Boulevard-Komödien. So auch, dass ein starker Mann (in Zug
um Zug ist das Kriminalpolizist Moritz, der heimliche Verlobte von
Tochter Tanja) schon vor Anstrengung stöhnen muss, wenn er nur einen
kleinen Umzugskarton hochhebt. Und der Zuschauer wird Zeuge, wenn sich
Britta von Tosenstein mit übertriebenem Elan dem angeblich so starken
Moritz an den Hals wirft und ihm mit den Worten „wie gerne wäre ich
jetzt dieser Karton“ schmeichelt.
Zusehen darf er auch, wenn sich Berthold von Tosenstein nur auf Grund
eines leckeren Kaffees unsterblich in Oma Alwine, die gebückt wie an
einem Krückstock über die Bühne schlurft, verguckt. Nur Tochter
Tanja bleibt relativ pragmatisch, kontert ihren Verlobten, der
vorgibt, sich mit aller Kraft gegen Brittas Avancen gewehrt zu haben:
„Ich hab‘ dich aber nicht laut um Hilfe schreien hören“ und
ihre Oma, als die ihr mitteilt, dass sie eine Verabredung mit Berthold
von Tosenstein habe, mit „Was hast du dem denn in den Kaffee
getan.“ Sie gehört ja auch zu einer Generation, bei der große
Gefühle uncool sind.
Ein bisschen hat der Autor beim Schreiben der Dialoge auch auf Goethe
geschielt. Als Berthold von Tosenstein Oma Alwine um eine zweiten
Kaffee bittet, weil der ja „sooo“ gut schmeckt, sagt er
tatsächlich: „Fräulein darf ich‘s wagen.“ Worauf Oma Alwine
sich energisch seinen Arm schnappt und entgegnet: „Bin weder
Fräulein weder schön, komm lass uns in die Küche gehen.“
Am am 28. April (18.30 Uhr) und am 29. April (18 Uhr) kann man sich
noch einmal im Pfarrsaal St. Quirinus, Bergstraße 89, anschauen, wie
alles einem guten Ende zustrebt. Karten können per E-Mail an
info@theater-gutis.de reserviert
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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