Träumerei am Abgrund
Tina Damm und Manfred Weigand blickten in menschliche Abgründe
Riehl - (rs) Tina Damm ist den Bewohnern der Riehler Heimstätte sicher keine
Unbekannte. Sie organisiert nämlich das Vergnügungsprogramm im
Seniorentreff der Sozialbetriebe Köln, lädt Künstler zu Lesungen,
musikalischen Darbietungen und mehr ein. Jetzt lernten die Bewohner
aber noch eine andere Seite der Leiterin des Seniorentreffs kennen,
die der Entertainerin.
Mit ihrem Pianisten Manfred Weigand, mit dem sie auch in der Funk&Soul
Band „Talking Loud“ zusammen musiziert, wagte sich Tina Damm
nämlich auf ein neues künstlerisches Gebiet, das Chanson. Die
Premiere ihres neuen Programms mit dem Titel „Schön mit Abgrund“
sei ursprünglich in kleinerem Rahmen im Seniorentreff geplant
gewesen, sagt die Sängerin. „Aber die Nachfrage war so groß, dass
wir in den Festsaal ausweichen mussten.“
Dort, auf der nur mit einem Tischchen dekorierten Bühne, erschienen
nun Tina Damm und Manfred Weigand, sie in schlichtem schwarzem Kleid,
er im dunklen Anzug mit Hut, um ihren gut 150 Zuhörern etwas über
menschliche Abgründe vorzuspielen. Dorthin gelangten die beiden
Musiker recht flott, nachdem Manfred Weigand die Zuhörer aber
zunächst einmal mit Robert Schumanns „Träumerei“ das Herz für
den schönen Teil des Programms geöffnet hatte. Doch kaum war der
eine oder andere in den Träumereien noch verharrende Zuhörer
aufgewacht, wurde er von Tina Damm und Manfred Weigand mit schönen
Melodien und schöner Stimme an den Rand des Abgrunds geleitet.
Bissige Texte von Georg Kreisler, von Barbara Schöneberger, Annett
Louisan und anderen Chansoniers führten die Zuhörer mit Hintersinn
und schwarzem Humor in die Welt der Leichtmatrosen, Männer über 40
und der Zuhälter. „Bordsteinschwalbe“ heißt das Chanson aus der
Feder von Tina Damm, das einzige von ihr selbst komponierte des
Nachmittags. “Ich tu‘s für ihn, doch ich tu‘s nicht gerne“
lässt sie darin ein Zuckerpüppchen aus der Oben-Ohne-Bar über ihr
verkorkstes Leben am Rand eines Bordsteins resümieren. „Das Lied
sei zwar von ihr, aber nicht autobiografisch“, sagt sie und fächert
sich mit einem grün schillernden Fächer Luft zu. Klar, dass nur
„Aber der Novak lässt mich nicht verkommen“ von Hugo Wiener auf
Tina Damms Bordsteinballade folgen konnte. Das klassische Chanson
einer Femme Fatale „Ich wär‘ so gerne böse“ durfte natürlich
auch nicht im Repertoire von Tina Damm und Manfred Weigand fehlen. Zum
Ausgleich spielten sie aber auch „Over The Rainbow“ aus dem Film
„Der Zauberer von OZ“ und „Dream A Little Dream“, zwei über
jeden Zweifel erhabene schöne Lieder.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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