Weggeworfenes wird Kunst
„Upcycling“ nennt Michael Grote seinen Kunststil

„Ich möchte mit meinen Objekten erreichen, dass Dingen, die weggeworfen wurden, wieder Beachtung geschenkt werden kann“, sagt Michael Grote. | Foto: Schriefer
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(rs). „Upcycling“ nennt Michael Grote das, was er mit achtlos
weggeworfenen Dingen anstellt. Auf Straßen und Baustellen oder sogar
in seinem eigenen Haushalt findet er, was er benötigt, um
fantasievolle dreidimensionale Kunst-Objekte zu schaffen: Wellpappe,
Fliesen- und Kunststoffstücke, Tapetenreste, Schrauben und
Scharniere.

„Es kann sogar das Skelett einer    Fledermaus sein, das ich in
einem Objekt verarbeiten möchte“, sagt er. Seinen Arbeiten, die
alle die Größe 14 mal 14 Zentimeter haben, gibt er Namen wie
„Konstruktivistische Katze“, „Reliquie“, „Dom“ und
„Hochhaus-Sicherung“. Die Titel der Objekte sind Anspielungen auf
das, was er sich beim Schaffensprozess überlegt hat. „Ich gehe
immer von einem Detail aus, zum Beispiel einem Reagenzglas, und
überlege, was daraus werden könnte“, sagt er. Ist sein Objekt
fertig, kommt es in einen edlen Rahmen aus Mahagoni-Holz und, um ihm
noch etwas mehr Tiefe zu verleihen, unter ein Passepartout.

„Wenn man mit offenen Augen durch die Gegend läuft, findet man
immer Gegenstände, aus denen sich etwas gestalten lässt, das sie
letztendlich auch aufwertet“, beschreibt er die ersten Schritte
seines Arbeitsprozesses. Hat Grote genügend Dinge gesammelt, legt er
ein Stück Wellpappe zurecht. „Das ist das Trägermaterial für
meine Objekte, das ich bevorzuge“, erläutert der Künstler.
Wellpappe sei einerseits sehr stabil, aber gleichzeitig auch
empfindlich. „Druckstellen sieht man sofort.“

In seinem Objekt „Reliquie“ hat Grote zum Beispiel in ein
Reagenzglas Theaterblut gefüllt und es auf der Wellpappe mit einer
profanen Schelle befestigt. Daneben drapierte er zwei Schalen, eine
mit verbrannter Myrrhe und eine mit Weihwasser. Diesen Devotionalien
gab er mit einem Stück alter Tapete aus den 30er Jahren des
vergangenen Jahrhunderts noch einen altertümlich anmutenden
Hintergrund. Auch dem Kölner Dom hat er mit einem Stück Holz aus dem
Rhein, mit Gummi, mit Bruchstücken aus Plastik und einem Metallring
ein kunstvolles Denkmal gesetzt.

„Ich möchte mit meinen Objekten erreichen, dass Dingen, die
weggeworfen wurden, wieder Beachtung geschenkt werden kann“, sagt
Grote. Alte Fliesen aus der historischen Naumann-Siedlung in Riehl zum
Beispiel seien doch viel zu schade, um auf dem Scherbenhaufen zu
landen. „So gesehen arbeite ich auch gegen das Vergessen“.

„Ich möchte mit meinen Objekten erreichen, dass Dingen, die weggeworfen wurden, wieder Beachtung geschenkt werden kann“, sagt Michael Grote. | Foto: Schriefer
Michael Grote zeigt Arbeiten aus Recycling-Material. Im Bild ein Objekt mit dem Titel „Konstruktivistische Katze“. | Foto: Schriefer
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