Konkurrenz für Online-Shops
Veedelsbuchläden werden zu Versandhandlungen

Täglich packt Buchhändlerin Miriam Heuschen neues Lesefutter für ihre Kunden. | Foto: ha
  • Täglich packt Buchhändlerin Miriam Heuschen neues Lesefutter für ihre Kunden.
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Riehl - (ha) Schon zu Prä-Corona-Zeiten verzeichneten viele kleine
Buchhandlungen angesichts großer Ketten oder virtueller Global-Player
starke Umsatzeinbußen. Dazu kommen jetzt die Auswirkungen der
Virus-Pandemie. Mehr denn je muss der Einzelhandel um seine Existenz
fürchten. Wie in anderen klein- und mittelständischen Unternehmen
sind auch im Buchgeschäft Kreativität wie Flexibilität gefragt, um
den Betrieb aufrecht zu erhalten.

„Es ist natürlich schade und beängstigend, dass das unser
Geschäft zu bleiben muss. Aber wir haben den Vorteil, dass der
Großhandel weiterhin arbeitet und uns mit Büchern versorgt. Wir
mussten von einem Tag auf den anderen umsatteln und sind für die
nächste Zeit eine Versandbuchhandlung, die den Kunden ihre Bücher
nach Hause liefert“, berichtet Miriam Heuschen von der Riehler
„BuchKultur“. „Wir haben schon immer die kostenlose Lieferung
angeboten. Das haben aber früher nur wenige Leute genutzt, weil wir
gut erreichbar an der Hauptstraße liegen. Jetzt ist es unsere einzige
Möglichkeit. Das wird nun sehr genutzt. Ich hatte heute 30
Auslieferungen. Es ist auch gut zu hören, dass die Leute möchten,
das wir weiterhin für sie da sind. Man hat natürlich extreme
Umsatzeinbußen“, erklärt die Geschäftsführerin des erst
dreijährigen Betriebes, der vier Mitarbeiter beschäftigt. „Die
Verluste können wir momentan noch gar nicht einschätzen. Es könnten
bis zu 50 Prozent an Einbußen sein, und das bei weiter laufenden
fixen Kosten. Wir hoffen da auf eine Einigung mit den Vermietern“,
sagt die Unternehmerin. Für das Personal habe man bereits die
Kurzarbeit beantragt. Weitere wirtschaftliche
Unterstützungsmaßnahmen aus dem verabschiedeten bundesweiten
Wirtschaftspaket sind in Planung. Zu betriebsbedingten Entlassungen
soll es jedoch nicht kommen: „Das wollen wir in jedem Fall
vermeiden. Wenn es bei den gesetzlich vorgeschriebenen Schließungen
bis Ende April bleibt, können wir das auch irgendwie verkraften, aber
wenn die Krise sich über weitere Wochen oder Monate zieht, wird es
natürlich eng. Für das Einkommen sorgen zurzeit ausschließlich die
Gewinne aus den Lieferservices. „Wir hatten schon zu Beginn einen
Onlineshop im Angebot. ‚geniallokal‘ ist ein Zusammenschluss von
freien Buchhandlungen, der auf lokaler Ebene den Großen Konkurrenz
machen soll. „Wir fahren einmal am Tag die Bestellungen in Niehl und
Riehl aus. Weitere Strecken wären schwer zu bewältigen. Natürlich
ist auch die direkte Lieferung an die Privatadresse möglich. Auch
daran verdienen wir, wenn auch prozentzual weniger.“

Das gesamte Prozedere erfolgt nahezu kontaktlos. „Bei der Anfahrt
geben wir uns an der Klingel zu erkennen und legen die Buchpakete auf
den Briefkasten oder ins Treppenhaus. Die Bezahlung erfolgt
grundsätzlich gegen Rechnung. Es kommt kein Bargeld ins Spiel“,
erzählt die junge Geschäftsfrau und freut sich trotz der Krise über
die zahlreichen positiven Resonanzen aus der Bevölkerung: „Es ist
wirklich schön, wie sehr die Leute zu uns halten. Man möchte uns
gerne unterstützen. Wir haben schon sehr viele nette E-Mails
bekommen, wo Leute uns anbieten, jetzt einen großen Gutschein zu
kaufen, den sie später einlösen oder gar bei der Auslieferung zu
helfen. Erst gestern erhielt ich die Nachricht von einer Bürgerin,
die mir schrieb, sie gehe sonst immer im Stadtzentrum einkaufen. Erst
jetzt werde ihr bewusst, wie wichtig die Veedelshandlungen seien und
dass sie uns von nun an unterstützen werde“.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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