Bruder Lukas ist seit 46 Jahren Sozialarbeiter
Von der Eifel zum Kellerladen
Bilderstöckchen - (rs). 90 Kilometer sind es von Bilderstöckchen bis zum
Benediktiner Kloster in Maria Laach in der Eifel. Eine Strecke, die
Lukas Ruegenberg gut kennt. Denn der Ordensbruder, der vor kurzem 90
Jahre alt geworden ist, pendelt seit 46 Jahren regelmäßig zwischen
Maria Laach und Bilderstöckchen hin und her.
1972 hat der Ordensbruder, der 1951 in Berlin ordiniert wurde, in der
Escher Straße zunächst den Jugendclub „Luckys Haus“ gegründet.
Der Jugendclub, erinnert sich Bruder Lukas, sei ein „tolle Sache“
gewesen. Damals sei der junge Stadtteil Bilderstöckchen ja noch ein
sozialer Brennpunkt gewesen mit Häusern für Obdachlose und sozial
schwache Bürger. „Für die Jugendlichen gab es nichts hier.“
Die Stadt stellte ihm ein Obdachlosenhaus zur Verfügung, und dort
begann Lukas Ruegenberg mit ehrenamtlichen Helfern aus der Gemeinde
zunächst mit Disco-Abenden die Jugendlichen von der Straße zu holen.
„Wenn ich den Jugendlichen eine Disco anbiete, habe ich sie jeden
Tag bei mir“, hatte er sich gesagt. Das klappte gut, und Lukas
Ruegenberg erwarb sich das Vertrauen der Jugendlichen. „1980 kam
dann das Ende von Lukys Haus“, bedauert der Mönch.
Aber er gab nicht auf und gründete kurze Zeit darauf einen
Familienkreis. „Als uns die Aachener Wohnungsgesellschaft, die eng
mit der Kölner Diözese zusammenarbeitet, sieben leer stehende
Waschküchen zur Verfügung stellte, war die Idee der Kellerläden
geboren“, sagt Bruder Lukas. In die ehemaligen Waschküchen zogen
bald ein Laden für gebrauchte Kleider und Gegenstände, eine
Holzwerkstatt und eine Fahrrad-Reparatur.
Seit 1984 ist der Verein Kellerladen als gemeinnützige Einrichtung
anerkannt und seit 18 Jahren auch als Einrichtung der Jugendhilfe.
Bereits seit 1988 ist der Kellerladen auch anerkanntes
Arbeitslosenzentrum und seit 2010 assoziiertes Mitglied des
Caritas-Verbandes.
Bruder Lukas war das aber alles noch nicht genug. „Wir haben 1982
damit begonnen, Hilfsgüter nach Osteuropa zu transportieren“, sagt
er. Das sei auch Teil seines Konzeptes gewesen, junge Menschen zu
unterstützen, die nach dem Sinn des Lebens suchen. Am Anfang hätten
die jungen Erwachsenen Schlange gestanden, um bei diesen
Hilfsgütertransporten mitzufahren, sagt Lia Brühl, die Bruder Lukas
von Anfang an begleitet hat. „Heute müssen wir leider darum
betteln, dass uns jemand begleitet.“ Bald wird sie mit ihrem Freund,
Vater und Chef – wie sie Lukas Ruegenberg bezeichnet – wieder mit
vier jungen Menschen in einem Lkw und einem Begleitfahrzeug in die
West-Ukraine aufbrechen. „Wir bringen Rollstühle und Rollatoren zu
einem Heim für behinderte Menschen.“ Der Bedarf an diesen
Hilfsmitteln sei groß und der Verein würde sich über jeden
Rollstuhl und jeden Rollator, der im Kellerladen abgegeben würde,
sehr freuen, sagt Bruder Lukas.
Gerade war im Kulturbunker in Ehrenfeld eine andere Seiten des heute
90-jährigen Benediktiner-Mönchs aus der Abtei Maria Laach zu sehen.
Eine, die zeigt, wie Bruder Lukas, der nach dem Krieg an der
Kunstakademie in Berlin Malerei studiert hat, seine Erlebnisse auch
verarbeitet, nämlich mit Bildern. „Ich hatte mich an der
Kunstakademie mit einem Gemälde beworben, das einen grauen Mann
inmitten der Trümmer meiner Geburtsstadt zeigt“, sagt Lukas
Ruegenberg.
Das Elend der Menschen damals hatte den jungen Erwachsenen auch dazu
bewogen, das Ordensgelübde abzulegen. Der Malerei ist er trotzdem
treu geblieben. Am bekanntesten ist Lukas Ruegenberg für seine
Bilderbücher, die sich mit den Themen Holocaust, Drittes Reich und
Antisemitismus auseinandersetzen. Seine gegenständlich gemalten
Bilder zeigen sein Mitgefühl für Menschen in Armut und Elend. Ein
Mitgefühl, das ihn vor 46 Jahren auch nach Bilderstöckchen gebracht
hat.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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