Spaß muss es machen!
Was verbindet Nippes und Porz? Nachteulen, Gardisten, der FC ...

Die Liebe zum 1. FC Köln verbindet. | Foto: Robels
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Nippes/Porz - (sr). … und der Kölner Wochenspiegel/Porz Aktuell. Denn wir haben
die Neppeser Naaksühle und das Zündorfer Garde-Korps Köln einen Tag
lang begleitet. Die „KG Neppeser Naaksühle vun 1961 e.V.“ ist
seit 2015 offizieller Regimentsspielmannszug des „Garde-Korps Köln
KG Blau-Weiß-Zündorf von 1928 e.V.“
Los geht es in eisiger Kälte auf dem großen Parkplatz am Nippeser
Bezirksrathaus. Die ersten Blaugekleideten sind schon da, als der
große Reisebus vorfährt. Der muss erst einmal in einen Vereinsbus
verwandelt werden. So werden Schals, die Vereinseule und Luftschlangen
ausgepackt und gut sichtbar platziert. Dann werden die Instrumente
verstaut.

„Wir sind seit Jahren ein eingespieltes Team“, sagt der 2.
Vorsitzende Karl-Heinz Loeffler. Sie schaffen es in fünf Minuten,
alles zu verstauen, und viel mehr Zeit brauchen sie auch nicht, um vor
einem Auftritt parat zu stehen. Trotzdem werden die Termine lieber
großzügig gelegt. Es soll ja Spaß machen. Übermüdet wirkt kaum
eine der Nachteulen (Naaksühle). Es sei mit 22.30 Uhr ja gestern auch
nicht spät geworden. Als letzter trifft Samet Kirat ein. „Er ist
unser Sanitäter“, sagt Detlev Koch, der erste Vorsitzende. „Der
Rettungsassistent ist unser kölscher Türke“, sagt der Musikalische
Leiter Guido Stöcker mit einem Schmunzeln. Stöcker wird übrigens
für sein Bürgerschaftliches Engagement von seinem Arbeitgeber, der
Ford AG, mit zwei freien Tagen belohnt. Das Glück hat leider nicht
jeder.
Im Bus wird die Musik aufgedreht. Schlager, Ballermann oder
Fastelovend? Die Karnevalsmusik gewinnt. Dann geht es los in Richtung
Grevenbroich nach Rommerskirchen. Dort treffen die Nippeser auf das
Garde-Korps. Die Begrüßung ist herzlich. Schließlich ziehen die
beiden Vereine jetzt schon im vierten Jahr durch die Säle. Eine
gemeinsame Generalprobe vor der Session reicht ihnen. Wenn Stöcker
und der Kommandant des Garde-Korps Wilfried Knauf den Ablauf auf der
Bühne absprechen, verstehen Außenstehende kein Wort. 

Zuerst wird die Bühne gecheckt. Für Patrick Rente sind kleine
Bühnen immer eine Herausforderung. Er trägt den rund 25 Kilogramm
schweren Schellenbaum vorneweg. Die Bühne ist groß, aber nicht groß
genug für die knapp 40 Musiker und die rund 40 Gardisten mit ihren
Tänzern und ihrer Regimentstochter. Er wird nicht mit auf die Bühne
gehen, sondern unten stehen bleiben. Der gemeinsame Auftritt läuft
reibungslos. Mit hochroten Köpfen geht’s von der Bühne zurück zum
Bus. „Das war unglaublich heiß auf der Bühne“, da sind sich
Musiker und Gardisten einig. Vor der Bühne war davon nichts zu
merken. Die Herrensitzung der Rommerskirchener KG Rut-Wieß hatte
gerade erst begonnen. „In den Vororten ist der Karneval noch sehr
ursprünglich“, das findet Herbert Kau, Präsident der Naaksühle.
Als Garde-Korps werde man traditionell zu Auf- und Abmärschen sowie
als Begleitung von Dreigestirnen und Prinzenpaaren gebucht, erzählt
Wilfried Knauf. Da die Sitzungsprogramme inzwischen sehr gestrafft
sind, gebe es viel weniger Buchungen für Gardisten. Die meisten
Vereine würden auf die Pause verzichten, wodurch schon einmal zwei
Auftrittsmöglichkeiten verloren gehen. Dazu komme, dass auch
zunehmend auf den Ausmarsch am Ende der Sitzung verzichtet werde. Es
seien zunehmend Karnevalspartys statt Sitzungsprogramm gefragt. Das
stellt auch Herbert Kau fest, der den Musikzug der Naaksühle von 1978
bis 2013 leitete.
Dem Spaß macht das keinen Abbruch. Letztendlich ist das alles Hobby,
und weniger Auftritte bedeuten auch weniger Stress. Dann geht es erst
einmal zum gemeinsamen Schnitzelessen nach Lohmar. Dort wartet
anschließend auch der gemeinsame nächste Auftritt. In Lohmar steht
der Busfahrer der Naaksühle in diesem Jahr als Prinz auf der Bühne,
ein Heimspiel für die Naaksühle. Doch sie müssen warten. Um 17.05
Uhr soll es losgehen, 20 Minuten später als geplant. „Es ist gar
nicht so einfach, allen 80 bis 100 Leuten kurzfristig so etwas
mitzuteilen“, erzählt Knauf. Doch die Stille Post funktioniert.
Dann heißt es: „Ihr könnt doch früher auf die Bühne“. Die rund
80 Gardisten und Musiker haben sich inzwischen überall verteilt. Bis
alle zusammen und sortiert sind, wurden sie bereits dreimal auf der
Bühne angekündigt. Der guten Laune schadet das nicht. Es ist
Karneval, es soll Spaß machen. Auf der Bühne sorgt der Kommandant
mit seinen Anweisungen für Verwirrung unter seinen Gardisten. Sein
Kommando entspricht nicht der Absprache. Also hebt der Kommandant die
Stimme, die Gardisten folgen. Das Programm musste gekürzt werden, aus
Zeitgründen. Keine Zeit für Erklärungen.

Nach dem Auftritt trennen sich die Wege der beiden Vereine, die
Naaksühle fahren zur Lanxess-Arena, das Garde-Korps hat wieder Pause
und fährt nach Zündorf ins Stammquartier. Im Bus verrät die
Regimentstochter Katharina Pfolk, dass sie seit rund fünf Jahren im
Garde-Korps Köln tanzt und dass sie sich sehr wohl fühlt mit den
rund 100 Männern im Alter zwischen 16 und 80 Jahren. Alle würden sie
respektvoll behandeln. „Ich verstehe mich sehr gut mit den Jungs.
Sonst würde ich das auch nicht machen“, sagt sie.
Als klassisches Garde-Korps hat die Gruppe nur eine Frau, die
Regimentstochter oder Tanz Marie, auf der Bühne. „Das unterscheidet
sich von den anderen Tanzkorps in Porz“, sagt Knauf. Er findet es
gut, dass der Porzer Karneval mit seinen vielen verschiedenen
Tanzgruppen alle Facetten des Karnevals abdeckt. „Wir sehen uns
nicht als Konkurrenten“, sagt er, „und wir planen auch nicht, noch
eine Kindertanzgruppe zu gründen. Davon gibt es schon genug.“ Doch
Nachwuchsprobleme haben sie schon. Das Hobby ist in der jecken Zeit
sehr zeitintensiv. Und auch nicht billig. Immerhin koste eine
Garde-Uniform rund 3.000 Euro. Das ist bei den Naaksühlen anders. Sie
würden sich auch über Nachwuchs freuen, allerdings bekommen sie die
Garde-Uniformen gestellt. Bei der Familiengesellschaft stehen bereits
Jugendliche auf der Bühne und schwingen die Trommelstöcke.
Im Stammlokal wird ein Bundesliga-Spiel des 1. FC Köln übertragen.
Eine Halbzeit hat das Garde-Korps Zeit, um zu schauen. Der FC führt,
es geht in den Engelshof. Dort feiert die K.G. Närrischer Laurentius.
Dort soll mit dem Porzer Dreigestirn einmarschiert werden. Ein
Heimspiel für das Garde-Korps. Doch die Tollitäten lassen auf sich
warten. Macht nix. Dann bleibt Zeit für die zweite Halbzeit des
Fußballspiels. Die Smartphones werden herausgeholt, der FC gewinnt.
Endlich. Die Freude ist riesig. Nach dem Auftritt auf der kleinen
Bühne ist es schon spät, die Wege trennen sich. Die Nippeser fahren
wieder nach Nippes. Dort werden sie von den Neppeser Ahr-Schwärmern
und den Neppeser Schlümpfen erwartet, die gemeinsam in ihrer
Stammkneipe feiern. Hier ist es rappelvoll.

Guido Stöcker holt sein Portemonnaie aus der Tasche und gibt Alex
Cornelius fünf Euro. Cornelius hat die Straf- und Petzekasse. Er
sammelt das Geld ein, das Vereinsmitglieder zum Beispiel zahlen
müssen, wenn sie etwas vergessen haben. Auch wer andere verpetzt muss
zahlen. Stöcker zahlt freiwillig. Der FC hat gewonnen. Er bindet
einen rot-weißen FC-Schal an seinen Tambourstock, das kostet Strafe,
das ist es wert. So marschiert er, gefolgt von den anderen Musikern,
in die Pferdetränke. Nach dem Auftritt wird gefeiert, hier gehören
die Naaksühle hin. Hier ist ihr Veedel. „Wenn immer mehr typische
Stammkneipen schließen, stirbt der ursprüngliche Veedelskarneval“,
fürchtet Herbert Kau.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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