Erstmals Schienenechsen im Kölner Zoo geschlüpft
Welterste Zoonachzucht einer Art

Im Februar schlüpfte der Teju-Nachwuchs, der jetzt ins Terrarium zog. | Foto: Thomas Ziegler
  • Im Februar schlüpfte der Teju-Nachwuchs, der jetzt ins Terrarium zog.
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Köln - Schienenechsen (Tejus) sind die größten neotropischen Echsen. Sie
sind gleichzeitig auch die aufgrund ihres Fleischs und ihrer Häute am
stärksten genutzten Reptilien der Neuen Welt. Innerhalb von drei
Jahrzehnten tauchten mehr als 34 Millionen Tejuhäute im Handel auf,
was mehr als 1 Million Häuten pro Jahr entspricht. Alle Tejus sind
daher im Anhang II des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (WA;
engl. CITES) gelistet.

In den von Tejus besiedelten Ökosystemen kommt ihnen als
Großprädatoren, Aasfresser und Saatverbreitern eine wichtige Rolle
zu. Was den Lebensraum betrifft, sind viele Vertreter an ein breites
Habitatspektrum angepasst, man kann sie in Wäldern, Savannen und in
Feuchthabitaten auf Bäumen, am Boden oder grabend antreffen und sie
scheuen auch nicht die Nähe des Menschen. Mittlerweile sind sie auch
außerhalb ihres natürlichen Vorkommensgebietes anzutreffen, so wie
in Florida.
Bis vor wenigen Jahren waren vier Arten innerhalb der Teju-Gattung
Tupinambis bekannt: Drei davon vornehmlich in Brasilien vorkommend (T.
longilineus, T. palustris und T. quadrilineatus). Die älteste Art der
Gattung, Tupinambis teguixin, die bereits im Jahr 1758
wissenschaftlich beschrieben wurde, war bis vor kurzem von einem
weiten geographischen Einzugsgebiet bekannt, nämlich aus Bolivien,
Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Französisch Guyana, Peru, Surinam,
Trinidad und Tobago sowie Venezuela.
In den letzten vier Jahren wurden vier weitere Arten innerhalb des T.
teguixin Komplexes entdeckt: T. cryptus, T. cuzcoensis, T. matipu und
T. zuliensis. Die Artenvielfalt innerhalb der äußerlich
konservativen, das heißt durch kryptische (= morphologisch
versteckte) Artenvielfalt charakterisierten Tupinambis teguixin
Artengruppe ist also offenbar höher als zuvor angenommen.
Schaut man sich aber einmal in der Zoowelt um, so haben Recherchen von
Prof. Dr. Thomas Ziegler, Kurator für das Aquarium, und der
Reviertierpflegerin des Terrariums, Anna Rauhaus, ergeben, dass in
mindestens 22 Institutionen im europäischen Großraum, in mindestens
18 Zoos in Nordamerika und in mindestens 6 in Südamerika de facto nur
eine Tupinambis-Art gehalten wird, nämlich Tupinambis teguixin. Hier
müssen nun Nachbestimmungen zeigen, inwiefern es sich tatsächlich um
die angegebene Art oder nicht doch um Vertreter der jüngst entdeckten
vier Arten handelt.
Das ist aber gar nicht so einfach, da die einander sehr ähnlichen
Teju-Arten äußerlich nur schwer zu bestimmen sind. Die ursprünglich
als Farmzuchten von Tupinambis teguixin nach Köln gekommen Tejus
stellten sich anhand der derzeit verfügbaren Analysemethoden
tatsächlich als die erst kürzlich beschriebenen Tupinambis cryptus,
also die dem Goldteju zum Verwechseln ähnlichen Kryptischen Goldtejus
heraus. Demnach handelt es sich bei der Haltung im Kölner Zoo um die
derzeit einzige Zoohaltung des Kryptischen Goldtejus weltweit.
Erster Nachwuchs
Vor kurzem stellte sich dann auch erster Tejunachwuchs ein. Am 31.
August 2018 erfolgte die Ablage von fünf Eiern, wovon sich nach zwei
Wochen zwei als befruchtet herausstellten. Bei einer
Bebrütungstemperatur von 29,3-29,8 Grad Celsius erfolgte der Schlupf
von zwei gesunden Jungtieren am 19. und 21. Februar 2019. Das zuerst
geschlüpfte Jungtier hatte eine Kopfrumpflänge von 9,0 Zentimetern,
eine Schwanzlänge von 15,0 Zentimeter und ein Gewicht von 22 Gramm,
das zwei Tage später geschlüpfte Jungtier hatte eine Kopfrumpflänge
von 9,1 Zentimetern, eine Schwanzlänge von 15,2 Zentimetern und ein
Gewicht von 20 Gramm.
Nun haben die jetzt fünf Monate alten Jungtiere das erste Mal ihr
neues Schaugehege in der Terrarienabteilung des Kölner Zoos bezogen.
Professor Dr. Thomas Ziegler: „Dies zeigt aber auch, wie wichtig es
ist, insbesondere im Falle kryptischer Arten bzw. Artenkomplexe nicht
nur morphologisch zu bestimmen, sondern insbesondere auch genetisch zu
identifizieren, um abgesicherte Artdeterminationen zu erhalten, so wie
diese, die zumindest offiziell nun zur Weltzooerstzucht von T. cryptus
geführt hat. Aus zoobiologischer Sicht sind moderne
Identifizierungsmethoden Grundvoraussetzung insbesondere bei
kryptischen Arten, um eindeutige Ergebnisse zu erhalten insbesondere
für den Aufbau von Reservepopulationen und Erhaltungszuchtprojekten,
die darauf abzielen, dass Arten später gegebenenfalls einmal
ausgewildert werden.“
Professor Theo B. Pagel: „Der Kölner Zoo ist ein wissenschaftlich
geführter Zoo, der den Grundprinzipien moderner Zoos nachkommt,
nämlich Erholung und Bildung, aber auch Artenschutz und Forschung,
wie das der aktuelle Fall sehr schön veranschaulicht. Wir freuen uns
sehr über diesen seltenen Nachzuchterfolg.“

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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