Widerstandskämpfer
Wer Wilhelm Sollmann war, wird jetzt auf Zusatzschildern erläutert

Horst Baumann, Professor Heinrich Große-Sender und Ulrich Müller, der Vorsitzende des Ortsvereins der SPD in Longerich (v.r.), freuen sich, dass endlich auf zwei kleinen Zusatzschildern erläutert wird, wer Wilhelm Sollmann war. | Foto: Schriefer
  • Horst Baumann, Professor Heinrich Große-Sender und Ulrich Müller, der Vorsitzende des Ortsvereins der SPD in Longerich (v.r.), freuen sich, dass endlich auf zwei kleinen Zusatzschildern erläutert wird, wer Wilhelm Sollmann war.
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Longerich - (rs) Hieße die Wilhelm-Sollmann-Straße zum Beispiel
Helene-Fischer-Straße, würden wahrscheinlich viele Bürger wissen,
wer der Namensgeber der Straße ist, nämlich eine bekannte
Schlagersängerin und Schauspielerin. Aber die meistbefahrene
Durchgangsstraße im Stadtteil Longerich heißt eben
Wilhelm-Sollmann-Straße, und wer der Namensgeber dieser Straße ist,
das wissen die wenigstens. Davon sind Professor Heinrich Große-Sender
und Horst Baumann, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der
Bezirksvertretung Nippes, überzeugt. Sie haben daher beim Amt für
Liegenschaften, Vermessung und Kataster den Antrag auf einen Zusatz am
Straßenschild gestellt, das in zwei Zeilen erläutert, wer Wilhelm
Sollmann war, wann er geboren wurde und wann er starb. Zwei solcher
Zusatzschilder hat jetzt Hermann Schmitz vom Amt für Straßen und
Verkehrsentwicklung an den Straßenschildern an der Herforder Straße
und am Altonaer Platz angebracht.

Zugegeben, wer sie lesen möchte, muss gute Augen haben. Denn die
Zusatzschilder sind nicht gerade üppig dimensioniert. Aber immerhin
passen auf sie das Geburtsdatum (1. April 1881) und der Todestag (6.
Januar 1951) von Wilhelm Sollmann und dass er Journalist, Kölner
Stadtverordneter und Reichstagabgeordneter war.

Wer mehr über ihn in Erfahrung bringen möchte, kann im „Portal
Rheinische Geschichte“ nachschauen, einem Internetportal, das
chronologisch, geografisch und thematisch umfassend über die
rheinische Geschichte informiert. Das Portal stellt das Rheinland als
„Geschichtslandschaft“ einer breiten Öffentlichkeit vor und ist
Plattform für Forschung, Information und Diskussion.

Daraus kann entnommen werden, dass Wilhelm Sollmann, der Vorsitzende
der Kölner SPD in der Weimarer Republik, eine Führungsfigur der
oberrheinischen Sozialdemokraten war. Dass er von 1918 bis 1924
Vorsitzender der Kölner Ratsfraktion der SPD und von 1919 bis 1933
Mitglied der Weimarer Nationalversammlung und danach des Reichstages
gewesen ist. 1923 war er zudem zum Reichsinnenminister ernannt worden.

Doch damit nicht genug. Wilhelm Sollmann war als führender
Sozialdemokrat auch ein entschiedener Gegner der Nationalsozialisten,
denen er in einer Reichstagsrede „Aufstand geistloser Barbarei“
vorwarf. Das habe er teuer bezahlen müssen, sagt Professor Heinrich
Große-Sender. Denn Wilhelm Sollmann sei am 9. März 1933 von einem
Kommando aus SA- und SS-Mitgliedern in seiner Wohnung überfallen und
ins „Braune Haus“ der NSDAP-Gauleitung verschleppt worden. „Dort
ist er brutal gefoltert worden, ehe er am Abend dem
Polizeipräsidenten übergeben wurde.“

Wilhelm Sollmann hat den Naziterror nur überlebt, weil er zunächst
nach Luxemburg und später in die USA flüchten konnte.

Es sei schade, dass die Stadt sich nicht selber darum kümmert, dass
den Straßenschildern wenn nötig Zusatzschilder beigefügt würden,
die erläutern, wer die Namensgeber der Straßennamen sind, sagt Horst
Baumann. „Das ist schon ein Trauerspiel, dass man das immer beim
Zentralen Namensarchiv des Amtes für Liegenschaften, Vermessung und
Kataster beantragen muss.“

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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