Kunst in der Unterkirche
Zehn Künstler haben gezeigt, was sie unter Heimat verstehen
Riehl - (rs) Für Alper Kara ist es nicht leicht, „Heimat“ zu definieren.
Er ist zwar in Köln geboren, aber die Wurzeln seiner Familie reichen
bis nach Anatolien. „Wenn ich in Köln bin, male ich Istanbul, wenn
ich in der Türkei bin, male ich Köln“, sagt er. Alper Kara ist
einer von elf Künstlern, die ihre Vorstellungen von Heimat mit
Fotografien und Gemälden umgesetzt und ihre Arbeiten in der
Gemeinschaftsausstellung „Kunst in der Unterkirche“ in den
Gewölben von St. Engelbert ausstellten.
Zur Eröffnung der Ausstellung kam auch Bezirksbürgermeister Bernd
Schößler. Heimat sei ein spannendes Thema, das man nicht
missbrauchen dürfe, sagte er. Jeder habe eine andere Heimat, und habe
auch das Recht, seine Heimat zu lieben. „Es gibt ja keine gute oder
schlechte Heimat und auch der Heimat des Anderen gebührt unser
Respekt.“
Parallel zu den Bildern der elf Künstler wurde auch eine Foto-Collage
von Kindern der Gemeinschaftsgrundschule Garthestraße gezeigt. 20
Schüler haben unter Anleitung des Fotografen Rob Herff während der
„RiehlArt“ genannten Projektwoche den Wochenmarkt fotografiert.
Rob Herff selbst hat Porträts seiner Mit-Künstler ausgestellt.
„Heimat entsteht für mich ja nicht durch Abstammung, sondern durch
das Geflecht von Beziehungen“, sagte er. Dadurch werde Heimat zu
etwas, das sich durchaus verändern könne.
Für den pensionierten Richter und passionierten Fotografen Ibo
Minssen ist Heimat etwas Chaotisches. Er zeigte folgerichtig
verwischte Schwarzweißaufnahmen von Menschen, die sich im Kölner
Karneval verlustierten. „Meine Aufnahmen haben sich aus einem
ursprünglichen Belichtungsfehler ergeben“, sagte er. Die ersten
Aufnahmen vom Karneval seien wegen einer zu langen Belichtungszeit
verwackelt gewesen. „Diesen technischen Fehler habe ich konsequent
genutzt und meinen Begriff von Heimat als etwas Unscharfes,
Verwischtes aber gleichsam etwas durchaus Fröhliches zum Ausdruck
gebracht.“
Nicht jeden Künstler hat Heimat zu solch ungewöhnlichen formalen
Stilmitteln greifen lassen. In der Ausstellung, in der auch John
Bachem, Barbara Endres, Angela Erle, Gabi Hecker, Stephanie Körver,
Anne Krick und Heike Trimborn Arbeiten zeigten, waren auch Schützen,
Bierkrüge und sogar der röhrende Heimathirsch zu sehen. Außerdem
Lotosblüten, die zeigten, dass sich Heimat wohl überall dort
befindet, wo es anmutig und harmonisch zugeht.
Anne Krick, die Organisatorin der Ausstellung, zeigte zum Beispiel
einen kleinen Schaukasten mit Figürchen, unter anderem Schlümpfen,
vor der Kulisse eines Wochenmarktes. Auch ein Bild von Fußball-Star
Cristiano Ronaldo war zu sehen, zu dem Gabriele Hecker erklärte, dass
sie überall dort eine Heimat habe, wo sie Freunde, Begeisterung und
Liebe für eine Leistung, ein Können, eine Kunst aufbringe, die
außerhalb ihrer selbst, ihrer Familie und ihrer Umgebung liegt.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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