Keine Zelte erwünscht
Zeltlager unter der Zoobrücke soll dauerhaft verschwinden
RIEHL - (rs). Sauber und aufgeräumt sieht es derzeit unter der Zoobrücke
aus. Noch vor kurzem stand hier ein Zeltlager von Obdachlosen. „Ein
Schandfleck“, so sehen es die Fraktionen von CDU und FDP in der
Bezirksvertretung. Sie möchten, dass es für immer so bleibt wie es
gerade ist.
Zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit an dieser Stelle
müssten dringend ernsthafte Maßnahmen ergriffen werden, schreiben
die Bezirksvertreter in einem Antrag zur Sitzung der
Bezirksvertretung. Das Ordnungsamt und die Polizei würden zwar in
gewissen Abständen Räumungen vornehmen. „Das ist aber eine
Sisyphusarbeit, da die Campierstellen nach kurzer Zeit wieder neu
genutzt werden.“
Deshalb haben die beiden Fraktionen den Antrag gestellt, dass
unterhalb der Zoobrücke auf Höhe der Frohngasse Zäune oder
ähnliche Bauwerke errichtet werden, die den Zugang zu den
Freiflächen zwischen den Parkplätzen und dem Brückenpfeiler
verhindern. Außerdem solle an der Brückendecke zwischen Parkplatz
und Konrad-Adenauer-Ufer eine Beleuchtung zur starken Ausleuchtung des
Bereichs am Pfeiler angebracht werden. Auch unterhalb der Mülheimer
Brücke am Kuhweg sollen ähnliche Maßnahmen durchgeführt werden.„
Die Flächen unter der Zoobrücke grenzen an die dortigen von vielen
Besuchern der Flora und des Zoos genutzten Parkplätze an und sind
Visitenkarten der Stadt“, heißt es in der Begründung des Antrags.
Für die Bürger Kölns sei es eine Zumutung, wenn auf diesen Flächen
unerlaubt campiert wird. Zeitweise würden sogar ganze Schlafstätten
mit Matratzen errichtet und Lagerstätten für Habseligkeiten
geschaffen. „Damit einher geht eine Vermüllung des umgebenden
Geländes sowie die Nutzung des Geländes als öffentliche
Toilette.“
In der Sitzung der Bezirksvertretung sei der Antrag mit den
Gegenstimmen der Linken und der Grünen prinzipiell angenommen worden,
sagt Christoph Schmitz, der Vorsitzende der CDU-Fraktion. „Wir haben
ihn allerdings ein bisschen modifiziert.“ Statt eines Zaunes wird
nun die Verwaltung aufgefordert, „geeignete“ Maßnahmen zu
ergreifen. „Es wurde unter anderem diskutiert, ob nicht schon die
Aufschüttung von Kieselsteinen eine solche geeignete Maßnahme
ist.“ Außerdem sei die Verwaltung aufgefordert worden, weitere
Hilfsmaßnahmen für Obdachlose zu ergreifen, sagt Schmitz.
Andreas (51) aus Berlin lebt seit drei Jahren in Köln auf der
Straße. Zuvor war er zehn Jahre in Holland. „Da war es gut, da
möchte ich wieder hin“, sagt er. Er tippelt die Innere Kanalstraße
entlang, seine Habseligkeiten zieht er in einem Einkaufsrollwagen
hinter sich her. Sein Ziel ist das Gymnasium Kreuzgasse an der
Vogelsanger Straße, in dessen Umgebung er vorübergehend wohnt.
„Ich würde niemals unter einer Brücke leben wollen“, sagt
Andreas, als er gerade unter den Überführungen der Bahn zwischen
Escher Straße und Hornstraße hindurch geht. Auch dort schnarchen ein
Obdachloser und sein Hund, die es sich inmitten einer Lagerstätte
aus einigen wenigen unansehnlichen Habseligkeiten mehr schlecht als
recht bequem gemacht haben, um die Wette. „Schauen Sie mal nach
oben“, sagt Andreas. „Hier ist doch keiner alleine.“ Oben in den
Gestängen der Brückendecke sitzen Hunderte von Tauben, die ihre
Notdurft verrichten. Außerdem sei da noch der Lärm, wenn ein Zug
über die Brücke donnert. „Da findet man doch keine ruhige
Minute.“
In einem tiefer gelegenen Grünzug, der parallel zur Inneren
Kanalstraße verläuft, stehen zwei primitive Hütten, errichtet aus
verwitterten Holzplanken und verschmutzten Plastikplanen. Die Hütten
sind leer. Auf einer Plane steht „Zu vermieten“. Der Wohnungsmarkt
der Obdachlosen in Köln scheint nicht so angespannt zu sein wie der
der Sesshaften.
Ein paar hundert Meter weiter, auf dem Clouth-Gelände, kann man sich
eine Ausstellung des Museums für Architektur und Ingenieurkunst
ansehen. Sie heißt „alle wollen wohnen“. Dass das auch für die
Obdachlosen von der Zoobrücke gelten darf, das stellen gerade die
Fraktionen von CDU und FDP in der Nippeser Bezirksvertretung in
Frage.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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