Gedenkfeier Pogromnacht
Gegen das Vergessen

Bürgermeister Hilko Redenius (r.) bei seiner Ansprache zum Gedenken an die Opfer der Pogromnacht. 
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  • Bürgermeister Hilko Redenius (r.) bei seiner Ansprache zum Gedenken an die Opfer der Pogromnacht.
  • Foto: Michael Kupper

Nümbrecht. „Es ist ein starkes Zeichen, dass sie heute so zahlreich erschienen sind“, sagte Bürgermeister Hilko Redenius zu den mehr als 200 Teilnehmern, die zur Gedenkfeier zum 85. Jahrestag der Reichspogromnacht auf den ehemaligen jüdischen Friedhof gekommen waren. „Mich erschüttert, dass Menschen in Deutschland jubeln, wenn in Israel Menschen umgebracht werden“, bekundete er. „So etwas darf es heute nicht geben und so etwas wie damals darf nie wieder passieren.“

Unter dem Motto „Gegen das Vergessen und zur Mahnung!“ hatten die Gemeinde, die Freundeskreise Nümbrecht-Mateh Yehuda und Wiehl-Jokneam sowie die Oberbergischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (CJZ) eingeladen, um an die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 zu erinnern. Als besonderen Gast begrüßte Marion Reinecke, Vorsitzende des Freundeskreises Nümbrecht-Mateh Yehuda, den Rabbiner der Synagogen-Gemeinde Köln Yechiel Brukner, der gerade erst aus Israel zurückgekehrt war.

„Die Gesichter der Menschen sind von einem tiefen Schock gezeichnet“, schilderte er seine Eindrücke und Erlebnisse dort. Er erklärte, dass er immer ein absoluter Gegner davon gewesen sei, heutige Ereignisse mit der Schoa zu vergleichen. Aber das, was jetzt im Gaza-Streifen passiere, komme dem recht nahe: „Ich will diese Geschehnisse nicht in einen politischen Kontext stellen – es ist das Böse an sich.“ Doch gebe es Hoffnung: Nach dem „schwarzen Kapitel der Geschichte“ sei mit der Gründung des Staates Israel etwas Wunderbares geschaffen worden. Etwas Ähnliches könne sich jetzt wiederholen: „Wir haben den Holocaust überstanden und wir werden auch das jetzt überstehen – Wir dürfen erwarten, dass wieder etwas Großes geschieht.“

Schüler des Homburgischen Gymnasiums Nümbrecht riefen die Schrecken der Reichskristallnacht mit Feuer, Zerstörung, Scherben und Gewalt wieder ins Gedächtnis: „Wir dürfen niemals zulassen, damit aufzuhören, sich daran zu erinnern.“ Im Anschluss erfolgte eine Kranzniederlegung bei den Gedenkstelen durch CJZ-Vorsitzenden Frank Bohlscheid und Ingo Themann, Vizevorsitzender des Freundeskreises Nümbrecht – Mateh Yehuda.

„85 Jahre liegt die Reichspogromnacht mittlerweile zurück – und selten war dieser Gedenktag so aktuell wie jetzt“, merkte Vizelandrat Prof. Dr. Friedrich Wilke in seinem Schlusswort an. Diese Nacht sei das Signal zum größten Völkermord Europas gewesen. Sehr bedauerlich sei, dass der durch die Hamas begonnene Krieg weltweit für ein Aufflammen des Antisemitismus gesorgt habe. Musikalisch wurde die Gedenkstunde umrahmt von Musikschülern des Hollenberg-Gymnasiums Waldbröl unter Leitung von Professor Igor Epstein, Vorstand der Kölner Klezmerakademie. Reinecke rief dazu auf, die jüdische Bewegung in Oberberg zu unterstützen. So gebe es etwa auch ukrainische Flüchtlinge mit jüdischem Hintergrund: „Die Menschen haben Angst.“

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Michael Kupper aus Reichshof

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