Gedenkfeier auf dem jüdischen Friedhof
Verantwortung übernehmen und nicht vergessen

Im Gedenken an die Gräueltaten in der Zeit des Nationalsozialismus versammelte sich am 9. November, dem Tag der Pogromnacht, eine große Schar auf dem jüdischen Friedhof in Nümbrecht. | Foto: Friederike Klein
  • Im Gedenken an die Gräueltaten in der Zeit des Nationalsozialismus versammelte sich am 9. November, dem Tag der Pogromnacht, eine große Schar auf dem jüdischen Friedhof in Nümbrecht.
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Nümbrecht - „Wenn wir uns heute daran erinnern, dass die Pogromnacht der Auftakt
zum Rassenwahn, zur Entwürdigung, zur Folterung und zum
systematischen Morden und Töten von sechs Millionen Juden, Sinti und
Roma, Homosexuellen, Behinderten und vermeintlich volksfeindlichen
Menschen war, dann können wir nur gedenken, indem wir dabei auch die
Verantwortung für die heutige Zeit, unsere Zeit, übernehmen“,
sagte Vize-Landrätin Ursula Mahler bei der Gedenkfeier auf dem
jüdischen Friedhof.

Sie frage sich jedoch angesichts von Demonstrationen mit eindeutig
antisemitischem Hintergrund, ob und wie viel wir aus dem Vergangenen
gelernt haben.

Wir müssen das ernst nehmen. Wir dürfen nicht zulassen, dass einer
zutiefst menschenfeindlichen Ideologie der Widerspruch fehlt!“ Auch
die Aktionen wie zuletzt in Wiehl hätten gezeigt, dass unsere
Gesellschaft bunt ist und wir alle gleichberechtigt und friedlich
zusammen leben möchten. Darin dürfen wir nicht nachlassen.“

In Erinnerung an die Grausamkeiten der nationalsozialistischen Zeit
und die Reichspogromnacht vor 79 Jahren, hatten die Freundeskreise
Nümbrecht/Mateh Yehuda und Wiehl/Jokneam, die Gesellschaft für
Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (CJZ) und die Gemeinde Nümbrecht
zur 30. Gedenkfeier am jüdischen Friedhof Nümbrecht eingeladen, der
zahlreiche Bürger folgten.

Dass „die Verbrechen nicht verdrängt und die Opfer nicht vergessen
werden dürfen“, betonten auch die Schüler der Jahrgangsstufe 12
des Waldbröler Hollenberggymnasiums. Sie hatten sich im
Geschichtskurs intensiv mit dem Nationalsozialismus und den
Geschehnissen auseinandergesetzt. Um Vergessen und Verdrängen zu
verhindern, gäbe es verschiedene Möglichkeiten, so die Schüler. Wie
zum Beispiel das zentrale deutsche Holocaust-Mahnmal in Berlin, das
ein wichtiges und notwendiges Signal im Kampf gegen das Vergessen sei.
Oder die Stolpersteine, ein Kunstprojekt für Europa von Gunter
Demnig, die in Nümbrecht schon liegen und in Waldbröl bald verankert
werden sollen. Aber auch die alten vorhandenen Denkmäler, die es hier
im Oberbergischen gäbe, sollten wieder ins Licht gerückt und
gepflegt werden. „Ein weiterer Weg zu Gedenken ist das Gedenken in
Schulen“, stellten sie zudem fest. Dazu gehörten Klassen- und
Stufenfahrten zu den Konzentrations- und Vernichtungslager, wie es
bereits in vielen Schulen geschehe.

Sie forderten zusätzlich „Gedenken in den Schulen gegen das
Vergessen“ mit gemeinsamen Gedenkstunden von Schülern und Lehrern
an Tagen wie dem 9. November, damit sich die Geschichte niemals
wiederholt. „Es ist uns ein großes Anliegen die Erinnerungskultur
kreativ mit allen Generationen zu gestalten“, sagte Peter Muskolus
von der CJZ.

„Wir erinnern uns daran, dass schreckliche Verbrechen gegen die
Menschlichkeit als unverzeihlich zu sehen sind, und dies unter uns
wachzuhalten ist.“ Den Kranz zum Gedenken und zur Erinnerung legten
Inge Kühn und Erika Palm nieder, bevor Marion Reinecke vom
Freundeskreis Nümbrecht/Mateh Yehuda das Kaddisch las, „das im
Judentum für die Verstorbenen gebetet wird“. Den Psalm 88 las
Gerhard Hermann vom Freundeskreis Wiehl/Jokneam.

Mit eindringlicher Klezmer-Musik begleiteten Professor Igor Epstein
und Vitali Eberling die Gedenkfeier.

Im Anschluss fand in der Katholischen Kirche mit den Musikern ein
Benefizkonzert zugunsten des Hospizes „French Hospital“ in
Jerusalem statt.

- Friederike Klein

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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