Papaver rhoeas
Märchenhafter Mohn

Mohnblumen | Foto: Bildrechte: Stefania Herod
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  • Mohnblumen
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Früher war alles besser, schöner, bunter.... Wirklich? Ach ja, ich erinnere mich halt an das was ich gesehen habe und an das was meine Eltern mir erzählten... „was waren früher die Felder schön, die Ackerränder bunt und was lag doch für ein blumiger Duft in der Luft auf dem Lande...“
Sehen Sie heute auf unseren Äckern blaue Kornblumen, weiße Kamille, roten Klatschmohn, zartblumiges Wiesenschaumkraut, gelbe Butterblumen und Löwenzahn? Ja Löwenzahn gibt es noch, vielleicht auch ein paar gelbe Butterblumen. Aber sonst? Ein paar Ackerränder sind mit Bienenweidemischungen umrandet, andere sind einfach traurig leer. Mal eine Kornblume, ein paar Margheriten, aber Mohnblüten? Leider sind diese herrlichen Farbtupfer selten geworden. Naturschützer haben manchmal für renaturierte Böschungen gesorgt, mal blühen sie am Flussufer wieder, wenn sie nicht von den Neophyten wie dem balsamigen Drüsenspringkraut verdrängt worden sind.
Die Mohnkapseln kann man öffnen, dann sieht man die Samen der Mohnblumen. Setzt man sie in die Erde können sie keimen und so in etwa nach den Eisheiligen kann man die ersten Pflänzchen bewundern. Im Juni leuchten die Blüten endlich rot. Die ersten Blüten, entfalten sich nach Sonnenaufgang und schon werden sie von vielen Insekten bestürmt, husch hinein und rein in den neuen Blütenstaub! Die Bienen sammeln natürlich emsig und mit Leidenschaft auf den Blüten in einem schnellen Tempo. Wildbienen und Schwebfliegen wollen auch einen Teil vom Blütenstaub abbekommen. Bienen sind als blütenstet bekannt und so ernten sie die Blüten nacheinander ab, dabei gehen sie über die grossen Narben hinweg, sie werden später die Deckelchen auf den Samen der Kapseln sein. Nach der Morgenkühle folgt die Mittagshitze und jetzt sieht man, die Blütenpracht ist etwas lädiert, Staubfäden lösen sich, fallen ab, Blütenblätter torkeln taumelnd zu Boden. Mohn verblüht schnell, bildet aber immer wieder neue Knospen aus denen köstliche und schöne Blüten entstehen werden. Mohnblüten haben viele Künstler inspiriert, mal wurde ein Gedicht daraus, mal ein Bild...

Das Mohnfeld - Gedicht

Es war einmal, ich weiß nicht wann
Und weiß nicht wo. Vielleicht ein Traum.
Ich trat aus einem schwarzen Tann
An einen stillen Wiesensaum.

Und auf der stillen Wiese stand
Rings Mohn bei Mohn und unbewegt,
Und war bis an den fernsten Rand
Der rote Teppich hingelegt.

Und auf dem roten Teppich lag,
Von tausend Blumen angeblickt,
Ein schöner, müder Sommertag,
Im ersten Schlummer eingenickt.

Ein Hase kam im Sprung. Erschreckt
Hat er sich tief ins Kraut geduckt,
Bis an die Löffel zugedeckt,
Nur einer hat herausgeguckt.

Kein Hauch. Kein Laut. Ein Vogelflug
Bewegte kaum die Abendluft.
Ich sah kaum, wie der Flügel schlug,
Ein schwarzer Strich im Dämmerduft.

Es war einmal, ich weiß nicht wo.
Ein Traum vielleicht. Lang ist es her.
Ich seh nur noch, und immer so,
Das stille, rote Blumenmeer.

Gustav Falke (1853-1916)

Bild - Der impressionistischer Maler Claude Monet hat uns z.B. sein Bild Mohnfeld (1873) hinterlassen, der die ganze Schönheit der Mohnblüten verewigt. Darauf bilden hingetupfte, typisch mohnrote Blüten große Teile des Bildes, vor allem über die linke Seite der Anhöhe. Die sichtbaren Konturen der Büsche und Bäume, bilden eine Hintergrundlinie, sie wirken leicht aufgelöst. Eine Spaziergängerin hält einen Sonnenschirm, daneben läuft ein Junge, es könnten seine erste Ehefrau Camille mit Sohn Jean sein. Vielleicht hat der Maler aber auch nur eine schöne Frau mit ihrem Jungen beim Spaziergang gemalt. Leider können wir nur noch auf solchen Bildern diese füllige Blütenpracht genießen, die Ackerwildkräuter sind fast verschwunden. In der Toscana sollen noch große Mohnfelder sein, aber ist das nicht ein wenig weit weg? Wie gerne möchten wir wieder eine bunt blühende Artenvielfalt haben, so wie sie früher mal war. Damals konnte man unzählige Insekten beobachten, Grashüpfer in die Hand nehmen und springen lassen, Hummeln zogen brummend am Ohr vorbei. Unsere Kulturlandschaft ist langweiliger geworden, die Anzahl der Bestäubenden Insekten schrumpft täglich mehr. Klatschmohn blüht manchmal noch ab und zu am Wegrand, auf Brachen oder Schuttflächen, oder aber in manchem Garten. Durch den Rückgang der Wildpflanzen in den Äckern verliert unsere Kulturlandschaft nicht nur optisch an Reizen. Die frühere Vielfalt der kleinen Krabbel- und Fluginsekten, ist kleiner geworden, Bestäuber wie Schmetterlinge, Hummeln und Bienen sind in ihrer Existenz bedroht, ich finde überhaupt keine kleinen Grashüpfer mehr, die ich in meiner Hand kurz halten kann, um sie wieder ihren Freispringer machen zu lassen.

Der Klatschmohn war mal auf der ganzen Welt verbreitet. In den Mittelmeerraum zog er gemeinsam mit dem Getreide ein, nachdem in der Jungsteinzeit der Ackerbau begann. Diese schöne Pflanze stellt nicht viel Ansprüche, sie wächst auf lehmig-kalkigen Böden, die genügend mit Wasser versorgt sind. Der Lebensrhythmus der Mohnblumen passt optimal zu unseren Getreidearten, sie benötigen auch sehr viel Licht für die Keimung. Aber unsere Landwirtschaft macht ihm das Überleben schwer. Die Saatgutreinigung ist so gründlich, dass sie die kleinsten Samen herausfiltert. Dazu kommt der hohe Einsatz an Pestiziden, die schon in den 50er eingesetzt wurden, die Äcker sind im wahrsten Sinne des Wortes nun „rein“.
Als Kind habe ich gerne manche Mohnblüte im Juni oder Juli gepflückt. Die Blüte konnte ich aus den äußeren Blättern befreien und die zerknautschten Blütenblätter auseinanderfalten. Im schwarzen Herzen der Blüte befinden sich Staubblätter und eine Nabenscheibe, die wie ein kleiner Kegel aussah. Umgedreht sahen sie wie kleine Menschlein aus, die ein wunderschönes rotes Gewand tragen. Wenn man die Samenkapsel aufmacht kommt ein weißlicher, klebriger Milchsaft raus. Damals wusste ich noch nicht, dass alle Teile der Pflanze leicht giftig sind. Im Klatschmohn soll kein Morphium enthalten sein, der soll nur im Schlafmohn (Papaver somniferum) vorkommen. Aus dessen Milchsaft wird Opium gewonnen. Im heutigen Kulturmohn, der zur Öl- und Mohnsamengewinnung benötigt wird, sind nur wenige Alkaloide enthalten. Die Honigbienen lieben die Mohnblüten, denn in einer Blüte verbergen sich ca. 2,5 Millionen Pollenkörner, Bienenseidank! Die befruchtete Blüte bildet eine Kapselfrucht, die kleinste Mohnkornsamen enthält. Der Wind schüttelt die Kapseln und trägt die Samen weiter. Oder die Körnchen bleiben in den Haarkleidern der Tiere haften oder in den Federn der Vögel. Die tragen den Samen so ebenfalls weiter.
Wußten Sie, dass die Ägypter Mohn als Grabbeigabe beifügten? Im Orient wurde er mal gegen Husten und zur Herstellung von roter Tinte verwendet. Es fehlt dem Mohn auch nicht an Symbolik. Im englischsprachigen Raum ist roter Mohn ein Symbol zum Gedenken an gefallene Soldaten. Im Christentum steht der Mohn für das Blut und Leib Christi, gemeinsam mit Getreideähren und in Griechenland wurde Mohn der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter geweiht. Ach ja, Klatschmohn heißt „Klatschmohn“ weil es laut klatscht, wenn man auf die Blüte schlägt. Mal ausprobieren? Dann bitte den Daumen und Zeigefinger einer Hand so zusammenbringen, dass sich die Fingerspitzen berühren und einen Kreis bilden. Das Loch wird mit einem Klatschmohnblütenblatt bedeckt und dann kann man mit der Handfläche der anderen Hand darauf klatschen.
Oder schreiben Sie doch mal wieder einen Brief mit einer besonderen Tinte… ca. zwei bis drei Hände voll Klatschmohn-Blütenblätter in ein Glas gegeben und mit einem ganz normalem Essig aufgießen. Dann das Glas für ca. 4 Wochen in die Sonne stellen auf der Fensterbank, danach die Flüssigkeit durch ein Sieb gießen. Der Essig hat sich verfärbt, ist richtig dunkelrot geworden, wenn man die Tinte nun verschreibt, wird die Schrift schwarz, sobald der Essig abgetrocknet ist.
Ich wünsche mir auf jeden Fall wieder mehr von diesen wunderbaren Blüten auf unseren Wiesen und Feldern, das mag pure Nostalgie sein aber warum eigentlich nicht?

LeserReporter/in:

Stefania Herod aus Nümbrecht

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