Kliniken fordern Hilfe
Alarmstufe ROT
Region. „Die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser ist dramatisch“, sagt der Geschäftsführer des Klinikums Oberberg und Vizepräsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, Sascha Klein.
Gemeinsam fordern fünf Krankenhäuser aus dem Oberbergischen und Rheinisch-Bergischen Kreis dringend einen Inflationsausgleich.
Mit einem bundesweiten Aktionstags unter dem Motto „Alarmstufe ROT: Krankenhäuser in Not“ machten die deutschen Krankenhäuser auf ihre ernste wirtschaftliche Lage aufmerksam. Strukturelle Unterfinanzierung und die Folgen der Inflation bedrohen die Versorgungslandschaft in Deutschland, wie Landrat Jochen Hagt und die fünf Krankenhaus-Manager deutlich machen.
„Die nordrhein-westfälischen Krankenhäuser geraten zunehmend in eine wirtschaftliche Abwärtsspirale. Nach mehr als zwei Jahren Pandemie stellen massive Preissteigerungen die Krankenhäuser vor eine existenzielle Herausforderung: Energie, Medizinprodukte, Dienstleistungen und vieles mehr haben sich stark verteuert“, erläutertt Landrat Hagt, der Vorsitzender von Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung des Klinikums Oberberg mit vier Standorten in Oberberg und Rhein-Berg ist.
Die Krankenhäuser im Bergischen Land stehen wie alle Kliniken im Bundesgebiet unter diesem hohen Kostendruck, berichten Christian Madsen, Geschäftsführer des Krankenhauses Wermelskirchen, Thomas Stokowy, Betriebs- und Pflegedienstleiter des Evangelischen Krankenhauses Bergisch Gladbach, Jan-Philipp Kasch, Regionaldirektor der GFO-Klinik Engelskirchen und Stephan Muhl, Regionaldirektor der GFO-Kliniken Rhein-Berg.
„Die Finanzierungssysteme sind nicht für Extremsituationen gemacht“, erklärt Klein. „Die Nachwirkungen der Pandemie, die kriegsbedingten Kostensteigerungen, die Inflation und die notwendigen und hohen Tarifsteigerungen können wir nicht auffangen“, so der Geschäftsführer.
Für 80 Prozentder Krankenhäuserein defizitäres Jahr
Der am 15. Juni veröffentlichte Krankenhaus-Rating-Report des RWI Leibniz Instituts für Wirtschaftsforschung prognostiziert für 80 Prozent der Krankenhäuser ein defizitäres Jahr 2024. „Das scheint ein düsteres aber leider auch realistisches Abbild der Lage zu sein“, sagt Klein und fordert gemeinsam mit seinen Kollegen eine sofortige Lösung für diese gefährliche Unterfinanzierung.
Einig sind sich die Krankenhaus-Manager, dass die angestrebte Reform des Gesundheitswesens und der Krankenhausstrukturen dringend notwendig ist.
Die Umsetzung dieser Reform benötige jedoch viele Jahre und entsprechende Investitionsmittel. „Eine schnelle heilende Wirkung wird für einen Großteil der Krankenhäuser zu spät kommen“, befürchten die Geschäftsführer.
Allein die Krankenhäuser im bevölkerungsreichsten Bundesland verzeichnen laut Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen seit Anfang 2022 bereits ein Defizit in Höhe von 1,6 Milliarden Euro. Dieses Minus steigt nach Berechnungen der Krankenhausgsellschaft Nordrhein-Westfalen um 140 Millionen Euro monatlich.
„Wenn die Bundesregierung nicht tätig wird, wird es eine Pleitewelle in der deutschen Krankenhauslandschaft geben“, so die Geschäftsführer. „Die Folge dieser unverantwortlichen Untätigkeit sind beschädigte und gegebenenfalls zerstörte Versorgungsstrukturen“, warnen sie. Das müsse Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach den betroffenen Patientinnen und Patienten, Beschäftigten und Bürger*innen dann bitte selbst erklären, so der Tenor.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.