In der Krise eine kostbare Hilfe
„Ausgelagerte Arbeitsplätze“ für BWO-Beschäftigte
Oberberg - Die Werkstätten der BWO bleiben wegen der Corono-Krise geschlossen,
aber nicht alle Werkstatt-Beschäftigten bleiben zu Hause. In
„ausgelagerten Arbeitsplätzen“ gehen sie weiter ihrer
Beschäftigung nach und leisten so einen wichtigen Beitrag in
systemkritischen Berufen - freiwillig und mit vollem Einsatz.
Zuhause bleiben ist das Beste, was man tun kann, um die Verbreitung
des Corona-Virus zu stoppen. Unter diesem Leitsatz stand auch der
Erlass, mit dem das Land NRW Werkstätten für Menschen mit
Behinderung vorübergehend schloss. Doch genauso wenig, wie die Devise
für alle Berufsgruppen gilt, gilt sie auch für alle Menschen mit
Beeinträchtigungen, die in Werkstätten arbeiten. Denn genau wie ihre
Kollegen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt leisten sie wertvolle Arbeit
in sogenannten systemkritischen Berufen. Dies ermöglichen
„Betriebsintegrierte Arbeitsplätze“ (BiAP), die Unternehmen des
allgemeinen Arbeitsmarkts für Werkstattbeschäftigte einrichten. Die
Menschen mit Behinderung werden weiterhin durch die Werkstatt entlohnt
und versichert, ihr Arbeitsplatz befindet sich aber im Unternehmen.
Als Werkstätten geschlossen wurden, stellte die BWO (Behinderten
Werkstätten Oberberg GmbH) ihren BiAP-Beschäftigten frei, ob sie
weiterhin arbeiten oder zu Hause bleiben.
Michael Hoffmann
Für Michel Hoffmann war das keine Option: „Ich bin stolz, für
unsere alten Menschen da sein zu können, und gehe gerne zur
Arbeit“, sagt der 38-Jährige, der 2006 in der BWO anfing und 2015
einen Außenarbeitsplatz im AWO-Seniorenzentrum Am Königsbornpark
Waldbröl bekam. Hier kümmert er sich um Menschen, die an Demenz
erkrankt sind. Er reicht Essen an, unternimmt Spaziergänge, liest vor
oder bietet Gemeinschaftsaktivitäten wie Quizspiele an.
Große Erleichterung
„Für diesen Job braucht es Empathie und ein ruhiges Wesen. Das hat
man oder eben nicht. Herr Hoffmann hat es“, lobt Barbara Koll-Weber,
Leiterin des Sozialen Dienstes des Seniorenzentrums, ihren
mittlerweile lang-
jährigen Mitarbeiter.
Dass Michel Hoffmann trotz Freistellung weiter zur Arbeit kommt, hat
man im Seniorenzentrum mit großer Erleichterung aufgenommen.
Schließlich ist in einer Zeit, in der die Bewohner nur noch einzeln
betreut werden dürfen, jede helfende Hand wertvoll.
„Um das Ansteckungsrisiko zu verringern, führe ich keine
Gruppenangebote mehr durch. Und ich achte darauf, dass die Bewohner
nicht zu dicht zusammensitzen“, erklärt Michel Hoffmann seinen
Arbeitsalltag in Zeiten von Corona.
Tanja Odenthal
und Maik Eichert
Auch Tanja Odenthal und Maik Eichert mussten nicht lange überlegen,
als ihnen angeboten wurde, zu Hause zu bleiben. „Wir arbeiten“,
stand für das Paar sofort fest. Beide wechselten nach einem Praktikum
von der BWO ins evangelische Altenheim
Bergneustadt.
Tanja Odenthal kümmert sich seit 2014 als Assistentin in der
Alltagbegleitung um das Wohlergehen der Senioren, Maik Eichert
unterstützt seit 2016 den Hausdienst.
Für ihre „Traumjobs“ sind beide sogar umgezogen. Dass sie die
Bewohner und ihre Kollegen auch in Zeiten von Corona nicht im Stich
lassen, war da für beide selbstverständlich.
Tanja Odenthal engagiert sich weiter in der Betreuung sowie bei der
Vorbereitung und Durchführung der Mahlzeiten. Maik Eichert packt
weiter mit an, wenn Renovierungsarbeiten anstehen, Getränke
ausgeteilt werden oder die Außenanlage in Schuss gehalten werden
muss.
Nicht selbstverständlich
Gar nicht selbstverständlich finden dieses Engagement Diana Neu,
Leiterin des Sozialen Dienstes des Altenheims, und
Hauswirtschaftsleitung Karin Bernhardt. „Auch wir dürfen unsere
Bewohner nur noch einzeln betreuen. Dabei ist Frau Odenthal eine
wertvolle Unterstützung“, so Diana Neu. Gerade jetzt, wo keine
Besucher empfangen werden dürfen und alle gruppenübergreifenden
Angebote ausfallen, ist es für die Bewohner wichtig, jemanden zum
Reden zu haben.
Tanja Odenthal ist in dieser Zeit gerne für die Menschen da, hört
ihnen zu und hilft, die Stimmung hochzuhalten.
Das tut auch Maik Eichert: „Diese Zeiten sind für Mitarbeiter und
Bewohner eine Herausforderung. Wenn man dann jemanden im Team hat, der
so fröhlich und liebenswert ist, wie Maik, ist das für alle ungemein
wohltuend“, lobt Karin Bernhardt ihren Mitarbeiter.
„Hier mit den Menschen sprechen zu können, macht ja auch mehr
Spaß, als nur zu Hause zu sitzen“, erwidert Maik Eichert darauf
lachend.
Ihm und seiner Partnerin merkt man genau wie Michel Hoffmann an, dass
sie lieben, was sie tun. Und daran ändert auch ein Virus nichts.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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