Schuster-Schwestern trainieren Mustang
Eigener Youtube-Kanal von Marina

Marina (l.) und Julia Schuster arbeiten mit „Little Wildfire“, ihrem vierbeinigen Gast aus den USA, um ihn später an liebevolle neue Besitzer abzugeben. | Foto: Sandra Sonntag
  • Marina (l.) und Julia Schuster arbeiten mit „Little Wildfire“, ihrem vierbeinigen Gast aus den USA, um ihn später an liebevolle neue Besitzer abzugeben.
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Oberberg - Ein freies, unabhängiges Leben in der unberührten Natur Nordamerikas
- so stellen sich viele das Leben eines wilden Mustangs vor. Doch die
Realität sieht inzwischen anders aus. Immer mehr Weideflächen werden
in den USA Farmern zugewiesen, natürlicher Lebensraum und Nahrung der
Pferde dadurch immer weiter eingeschränkt. Um eine Überpopulation zu
vermeiden, werden viele Mustangs vom BLM (Bureau of Land Management)
eingefangen und in Auffangstationen gebracht, von wo sie an neue
Besitzer vermittelt werden sollen.

Mustang Makeover

Um die „Adoptionsrate“ für die dort lebenden Mustangs zu
erhöhen, wurde die Initiative „Mustang Makeover“ ins Leben
gerufen, die seit zehn Jahren in den USA und seit 2017 unter der
Schirmherrschaft von „American Mustang Germany“ auch in
Deutschland aktiv ist.

Als Marina Schuster vor zwei Jahren zum ersten Mal vom Schicksal der
Mustangs hörte, stand für die 13-Jährige sofort fest: „Da will
ich helfen!“ Diese Begeisterung kam nicht von ungefähr, stammt
Marina doch aus einer pferdeverrückten Familie: „Wir können alle
reiten und haben drei eigene Ponys“, erzählt Mutter Heike. Robin,
mit 23 Jahren der älteste der drei Schuster-Geschwister, zieht
inzwischen meist das Motorrad dem Vierbeiner vor, die 21-jährige
Julia allerdings ist seit frühester Kindheit ebenfalls
leidenschaftliche Reiterin.

Mustang Blogover

Über die Aktion „Mustang Blogover“ im Internet erfuhr ihre kleine
Schwester Marina im vergangenen Sommer von dem Projekt. Um dem großen
Interesse gerecht zu werden und gleichzeitig eine breitere
Öffentlichkeit zu erreichen, riefen die Organisatoren eine Art
Wettbewerb aus, das Projekt „Mustang Makeover“ in den sozialen
Medien vorzustellen.

Bei dem Event, das in diesem Jahr vom 23. bis 25. August in Aachen
stattfindet, geht es darum, einen Mustang innerhalb von 100 Tagen
pferdegerecht und fair auszubilden.

Der Wettbewerb versteht sich als Pro Pferd Event, bei dem der Aufbau
von Vertrauen zwischen Pferd und Trainer höher bewertet wird, als
bestimmte Leistungen oder Fähigkeiten.

Eigener YouTube-Kanal: Marina und die Ponys

Es traf sich gut, dass Marina beim Thema „Social Media“, trotz
ihres jungen Alters, schon fast ein Profi war. Hatte sie doch ihren
großen Bruder bereits zwei Jahre zuvor überreden können, ihr beim
Erstellen eines YouToube-Kanals und eines Instagram-Accounts zu
helfen, mit denen sie seitdem eine stetig wachsende Fangemeinde in
regelmäßigen Videos über das Leben und Arbeiten mit ihren Ponys auf
dem Laufenden hält.

Diese Erfahrung sollte sich auszahlen - Marina setzte sich, wieder
tatkräftig unterstützt von ihren Geschwistern, mit ihren
informativen Videos gegen die Konkurrenten durch und gewann einen
einwöchigen Aufenthalt auf einer Mustang Ranch in Georgia, USA.

Unvergessliche Woche

in Amerika

Da sie zu jung war, um alleine zu reisen, durfte die große Schwester
mit - und beide erlebten eine unvergessliche Woche. „Ein Mustang
hatte ja noch nie Kontakt zu Menschen“, erklärt die 13-Jährige.
„Man tastet sich da ganz langsam heran, baut den Kontakt zum Tier
auf und wenn es genug Vertrauen entwickelt hat, berührt das Pferd den
Menschen, nicht umgekehrt“.

Dieser sogenannte „First touch“ mit einem dreijährigen Wallach
sei für sie das absolute Highlight der Reise gewesen. Wieder zurück
in Deutschland, waren die beiden Schwestern vollends mit dem
Mustang-Virus infiziert und überredeten ihre Eltern, sich im Rahmen
des Makeovers für die Ausbildung eines jungen Mustangs bewerben zu
dürfen. Unter der Bedingung, dass die große Schwester sie
unterstützt, stimmten die Organisatoren zu. Und so fand Ende April
„Little Wildfire“ aus Nordkalifornien übergangsweise eine neue
Heimat in einem Reitstall in Lindlar-Reudenbach.

„In der ersten Woche haben wir gar nicht mit ihm gearbeitet, da
sollte er sich erst einmal an die neue Umgebung und vor allem an die
Menschen gewöhnen“, erzählt Marina. Selbst die alltäglichen
Dinge, wie Hufe auskratzen oder Mähne einsprühen, seien für Wifi,
wie er liebevoll genannt wird, Neuland gewesen, berichtet Julia
Schuster. Doch inzwischen konnte die 21-jährige Studentin aufsitzen -
ein erster Erfolg des wochenlangen Trainings.

Auftritt in Aachen

Bis Ende August gibt es jedoch noch einiges zu tun - aber die beiden
Pferdenärrinnen sind optimistisch. Aufgrund ihrer Jugend und um den
Druck nicht zu groß werden zu lassen, starten sie und ihr
vierbeiniger Liebling außer Konkurrenz.

Auf die Frage, was denn Mustangs im Vergleich zu anderen Pferden
ausmache, gerät Julia ins Schwärmen: „Sie sind noch viel
instinktgetriebener und kopfklarer als domestizierte Pferde, und damit
auch deutlich gelassener. Sie verschwenden einfach keine Energie
damit, sich unnötig zu erschrecken“. Und die kleine Schwester
ergänzt: „Ein Mustang entscheidet sich bewusst für eine Beziehung
mit einem Menschen und toleriert ihn nicht nur, weil ihn von Geburt an
kennt.“ Die beiden hoffen, so gute Arbeit zu leisten, dass ihr
Schützling liebevolle neue Besitzer findet, auch wenn sie den
Gedanken an den Abschied zurzeit noch weit von sich schieben.

Weitere Informationen gibt es unter www.mustangmakeover.de sowie bei
YouTube und Instagram jeweils unter „Marina und die Ponys“.

- Sandra Sonntag

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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