In bin in Sehnsucht eingehüllt
Eine bewegende literarische Klangreise
Oberberg - (gh) Sie wurde nur 18 Jahre alt. Am 16. Dezember 1942 starb die 1924
im rumänischen Zernowitz geborene Jüdin Selma Meerbaum-Eisinger im
SS-Zwangsarbeitslager Michailowka, wohin sie mit ihrer Familie von den
Schergen der Nazidiktatur verschleppt worden war. Zurück blieben 58
Gedichte, die das junge Mädchen mit Füller zu Papier gebracht hatte,
zu einem kleinen Album band und es „Blütenlese“ betitelte.
Selma Meerbaum-Eisinger widmete es ihrem Freund Leiser Fichmann, der
später auf der Flucht nach Palästina ebenfalls ums Leben kam. Heute
zählen diese Gedichte, die die Wirren des Krieges überdauert haben
und unter dem Titel „Ich bin in Sehnsucht erfüllt“
veröffentlicht wurden zur Weltliteratur.
In einer literarisch-musikalischen Klangreise wurde das prosaische
Werk nun in der ehemaligen Kirche Osberghausen zu neuem Leben erweckt.
Auf Einladung der CulturKirche Oberberg, der Oberbergischen
Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und des
Katholischen Bildungswerks verwandelten die Schauspielern Ute Kaiser
als gefühlvolle Vorleserin, die Jazzlegende Gerd Dudek am Saxophon
sowie Klaus Kugel an den Percussion das in Kerzenlicht getauchte
Kirchenschiff in eine musi-
kalische Klanglandschaft.
Das lyrische Erbe von Selma Meerbaum-Eisinger, die unter anderem von
Werken Heinrich Heines und Rainer Maria Rilke geprägt war, wurde von
den Künstlern mit faszinierender Ausdruckskraft subtil, aber doch
kraftvoll in lebendige Szene gesetzt.
Das perfekt aufeinander eingestimmte Ensemble wusste die Gefühlswelt
der Verse in all ihren facettenreichen Stimmungen zu interpretieren
und dem Publikum in der gut besuchten Kirche zu vermitteln. So wurde
das Schicksal von Selma Meerbaum-Eisinger, das heute noch bewegt und
deren literarisches Vermächtnis vom Trio in zeitloser Schönheit
gespiegelt, wachgerufen und dem Vergessen entrissen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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