Konjunktur behauptet sich
Export bereitet Sorgen
Oberberg - Grundsätzlich ist die Lage der Wirtschaft im Bezirk der IHK Köln im
Frühjahr 2019 weiterhin gut – die Entwicklung in den
exportorientierten Branchen bereitet jedoch Sorgen. Viele Unternehmen
profitieren derzeit von der robusten Nachfrage aus dem Inland. Die
Auslastung der Betriebe ist insgesamt minimal gestiegen und liegt
weiterhin auf einem hohen Niveau. Gleichzeitig sind aber die
exportorientierten Unternehmen mit verschiedenen
außenwirtschaftlichen Belastungen konfrontiert. Konfliktfelder in der
internationalen Wirtschaftspolitik – die Auseinandersetzungen um
Zölle sowie die Brexit-Frage seien genannt – wirken sich auch im
IHK-Bezirk Köln aus. Insgesamt ist der Konjunkturklimaindikator im
Vergleich zum Jahresbeginn aber nur um einen Punkt auf 116,1 Punkte
gesunken. Die Unternehmen haben sogar wieder leicht positive
Erwartungen. Das sind zentrale Ergebnisse der aktuellen
Konjunkturumfrage der IHK Köln, an der in diesem Frühjahr 687
Unternehmen aus dem IHK-Bezirk teilgenommen haben.
„Die meisten Unternehmerinnen und Unternehmer im IHK-Bezirk sind
weiterhin positiv gestimmt“, sagt Michael Sallmann, Leiter der
Geschäftsstelle der IHK Köln in Oberberg. Auch wenn der
Geschäftslageindikator insgesamt um rund sechs Prozentpunkte auf 34,5
Prozent gesunken ist, bewerten noch immer neun von zehn Unternehmen
ihre Lage als befriedigend oder gut. Besonders gut ist die Stimmung in
der Immobilienwirtschaft, im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie in
der Versicherungsbranche.
Industrie spürt Folgen weltwirtschaftlicher Konflikte
Gedämpft wirkt die Stimmung in Teilen der Industrie, wenn man sie mit
Handel und Dienstleistung vergleicht. „Die Belastungen durch
Konflikte in der internationalen Wirtschaftspolitik sind spürbar“,
sagt Sallmann. „Die verringerte Dynamik der Weltwirtschaft wirkt
sich auf die hiesigen Unternehmen aus.“ Das zeigt sich auch bei den
Erwartungen. So gehen die Hersteller von Eisen, Blechen und Metallen,
Gummi- und Kunststoffwaren sowie der Maschinenbau und der Fahrzeugbau
von einer schlechteren Entwicklung aus.
Investitionsbereitschaft geht zurück
Eine positive Nachricht ist, dass der Saldo der Erwartungen der
Unternehmen im Vergleich zur vorherigen Umfrage um 2,7 Punkte
gestiegen und nunmehr leicht positiv ist. Trotzdem sind die
Investitionsabsichten der Unternehmen im IHK-Bezirk Köln per saldo
von 21,6 Punkten auf 15,2 Punkte gesunken. Allerdings zeigen sich im
Detail Unterschiede. Während Industrieunternehmen insgesamt geringere
Investitionen planen als zu Jahresbeginn, wollen Unternehmen im
Dienstleistungsbereich mehr ausgeben. Für rund zwei Drittel der
befragten Unternehmen ist die Ersatzbeschaffung weiterhin das
wichtigste Motiv für Investitionen.
Arbeitsmarkt
Die Bereitschaft zu Neueinstellungen ist bei den Unternehmen zuletzt
abermals leicht zurückgegangen. 26,5 Prozent der Befragten (vorherige
Umfrage: 29 Prozent) möchten in den kommenden Monaten weitere
Mitarbeiter einstellen, 17,6 Prozent (15,1 Prozent) planen, Personal
abzubauen. Mehr als die Hälfte will indes den derzeitigen
Beschäftigungstand halten. Vor allem die Branchen
Unternehmensberatung, Gesundheitswirtschaft, Informationswirtschaft
und der Großhandel möchten mehr Personal einstellen, während
insbesondere der Fahrzeugbau, die Kreditwirtschaft sowie Hersteller
von Eisen, Blechen und Metallen und von Gummi- und Kunststoffwaren mit
weniger Beschäftigten planen.
Hauptrisiko: Fachkräftemangel
Zum fünften Mal in Folge nennen die befragten Unternehmen den
Fachkräftemangel als größtes Risiko für die Konjunktur. Das Thema
Fachkräfte ist daher auch ein Schwerpunkt der Arbeit der IHK Köln.
„Wir unterstützen die Unternehmen etwa mit unserer
Fachkräfteberatung oder mit verschiedenen Aktionen im Zuge der
#ichwerdewas-Kampagne bei der Suche nach Nachwuchskräften und
qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, sagt Sallmann.
Für die Industrieunternehmen stellt die Entwicklung der Inlands- und
Auslandsnachfrage ein noch größeres Risiko dar als der
Fachkräftemangel.
Ergebnisse für Oberberg
Im Oberbergischen Kreis hat sich die Stimmungslage der Unternehmen
leicht eingetrübt. Trotzdem sehen 40,2 Prozent (vorherige Umfrage: 44
Prozent) der Unternehmen ihre Lage weiterhin als gut an. 9 Prozent
(9,2 Prozent) bewerten ihre Lage als schlecht. Die Erwartungen
hinsichtlich der Geschäftsentwicklung der nächsten zwölf Monate
sind auch etwas gesunken. 12,6 Prozent der Unternehmen gehen von einer
besseren (13,9 Prozent) und 27,7 Prozent von einer schlechteren
Entwicklung aus (22,2 Prozent). „Oberberg hat viele
Industrieunternehmen, für die der Export wichtig ist. In der
Außenwirtschaft gibt es derzeit viele Störfaktoren“, sagt
Sallmann. „Eine gewisse Konjunkturabkühlung ist nach so vielen
Jahren des Wachstums aber normal.“ Die Absicht zu Investitionen ist
im Vergleich zur vorherigen Umfrage geringer ausgeprägt, ebenso die
zu Neueinstellungen: 13,4 Prozent (24,3 Prozent) der Unternehmen
planen mit mehr Mitarbeitern, 21 Prozent (23,4 Prozent) mit weniger.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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