Theater der Waldorfschule
Grüße aus der Hölle

Teuflisch böse? Teuflisch gut? Die Komödie warf Fragen auf.  | Foto: Melanie Kurz
  • Teuflisch böse? Teuflisch gut? Die Komödie warf Fragen auf.
  • Foto: Melanie Kurz

Oberberg. Passend zur märchenhaften Komödie beginnt die Aufführung von Ödön von Horvaths 1934 geschriebenem „Himmelwärts“ mit beschwingten Tönen des Klassenorchesters, wobei besonders das Akkordeon direkt gute Laune macht.

Die achte Klasse geht mit enormer Energie und grandiosen Kostümen auf die Bühne und das Publikum fühlt sich willkommen bei Petrus im Himmel. „Haben sie ein angenehmes Sterben gehabt?“ Das sieht Fußballspieler Peter erstmal nicht so, außerdem ist es ihm ein Bedürfnis zu erzählen, wie er gestorben ist, aber bevor das Publikum es erfährt, erkennt Peter die himmlischen Vorzüge: Er kann jetzt im Fliegen Fußball spielen.

Himmlischer Beistand

Im Mittelpunkt der von Marcus Lachmann und Melanie Monyer inszenierten Komödie steht Familie Steintahler.

Mutter Steinthaler ist im Himmel und versucht von dort aus, die Geschicke ihres geliebten Kindes zu lenken. Sie ist davon überzeugt, dass ihre Tochter Luise eine einzigartige, aber leider bisher unentdeckte Stimme hat. Dass Luise es bislang noch nicht einmal geschafft hat, vorzusingen, besorgt die Mutter, die um himmlische Hilfe bittet, aus dem Mädchen einen Weltstar zu machen. Doch der Himmel ist in diesem Fall nicht sonderlich auf Zack und erinnert damit ein wenig an die gebremste Schnelligkeit einer Behörde.

Im Himmel liefert sich übrigens ein sehr amüsanter Ghandi einen Schlagabtausch mit Mutter Theresa, sorgt aber auch für nachdenkliche Momente: „Freiheit ist nichts wert, wenn sie nicht das Recht einschließt zu irren.“

Tief unten in der Hölle

Ganz anders einige Etagen tiefer - mit Trommeln und Rasseln geht’s in die Hölle. Ein herrliches Höllenintro, dass jede Höllenszene von nun an einleitet - besser gesagt die Höllenshow, denn da unten liebt man das Spektakel.

Ein grandios gespielter Teufel lässt seine Schergen und Verdammten tanzen und das mit viel Selbstironie. „Das hält ja beim Teufel kein Teufel aus! Zum Teufel!“.

Der lässige Vizeteufel wird sofort zum Mädchenschwarm und der Klassenchor singt: „Schöne Grüße aus der Hölle, hier geht es ab, ihr glaubt es kaum!“.

Bei so viel Himmel und Hölle sei die Erde aber nicht vergessen, auf der Luise Steinthaler auf ihre Chance wartet, genau wie der herrlich mit sich und dem Leben hadernde Regieassistent Lauterbach, noch so ein verkanntes Talent. Wie schaffen das nur all die anderen, ihre Karriere zu machen? Ganz einfach, mit teuflisch guter Unterstützung, so wie die imposante Theaterdirektorin, die ihr Leben verlängert, indem sie Luises Seele dem Teufel verspricht.

Man fragt sich, wer die Guten und wer die Bösen sind? Gibt es das Gute und das Böse überhaupt? Oder ist das Gute nicht auch manchmal böse und das Böse auch manchmal gut?

Regieassistent Lauterbach, der für die Hölle zu gut und für den Himmel zu schlecht ist, bekommt noch eine Zusatzrunde auf der Erde.

Die Aufführung riss die Zuschauer förmlich mit.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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