Kreis und Kommunen tauschen sich aus
Infektionslage unter die Lupe genommen
Oberberg - In der vierten und fünften Kalenderwoche fanden zwischen der
Kreisverwaltung und den Bürgermeister*innen Gespräche zur
individuellen Betrachtung der kommunalen Infektionslage statt. Ziel
der Kreisverwaltung war es zum einen, die jeweiligen spezifischen
Ausbreitungen der Infektionen innerhalb der Kommunen darzustellen, zum
anderen aber auch, die erfassten Infektionsdaten mit dem Wissen der
Bürgermeisterinnen und der Ordnungsämter vor Ort abzugleichen und
daraus Erkenntnisse und Maßnahmen zur Eindämmung des
Pandemiegeschehens abzuleiten.
Betrachtet wurden der Fallzahlenverlauf, die regionale Verteilung der
Infizierten unter Bezugnahme der Einwohnerdichte, der Altersverteilung
und der SGB II-Quote sowie die Analyse der Infektionsumgebung und
möglicher Infektionsketten von Anfang Oktober 2020 bis Ende Januar
2021.
Im Ergebnis zeichneten sich über die Fläche des Kreisgebiets immer
wieder ähnliche Problemfelder und Schwerpunkte ab. In allen
Gesprächen wurden Möglichkeiten der langfristigen und präventiven
Maßnahmen, aber auch Notwendigkeiten von weiteren ordnungsrechtlichen
Schritten diskutiert. Bei den individuellen Betrachtungen wurde
deutlich, dass es auffällige Infektionscluster in Bezug zur
Besiedelungsdichte und zur SGB II-Quote gibt.
Dort, wo sich viele Menschen in größeren Gemeinschaften regelmäßig
miteinander treffen, finden Infektionen statt. In Wohngebieten mit
mehrgeschossigen Häusern, mit engen Wohnverhältnissen, bei großen
Familienverbänden, aber auch in einem Wohnumfeld mit einer
schwierigen Lebenssituation sind verhältnismäßig mehr Fälle
festzustellen, als in wenig besiedelten Außenbezirken sowie
Wohngebieten mit Einfamilienhäusern.
Gerade einkommensschwache Menschen wohnen häufiger mit
verhältnismäßig mehr Personen auf engerem Raum und arbeiten oft in
Berufen, in denen die Abstands- und Hygieneregeln schwieriger
einzuhalten sind oder Homeoffice nicht möglich ist. Aus der belegten
Erkenntnis, dass immer dort, wo mehrere Menschen zusammentreffen, das
Infektionsrisiko deutlich erhöht ist, ergab sich für den Kreis die
Notwendigkeit weitergehende Maßnahmen zu beschließen, um Begegnungen
weiter zu reduzieren und bei erforderlichen Begegnungen die
Infektionsgefahr beispielsweise durch das Tragen von Masken zu
verringern (Allgemeinverfügung vom 5. Februar).
Altersverteilung in den Kommunen
Kommunal unterschiedlich war auch das Durchschnittsalter der
Infizierten. Auffällig war dabei, dass das Virus in einigen Kommunen
vermehrt in „jüngeren Räumen“ (unter 40 Jahren) zu finden ist,
in anderen wiederum vermehrt in „älteren Räumen“ (über 50
Jahren). In einigen Kommunen weicht das Alter der Infizierten von der
durchschnittlichen Altersstruktur der Bevölkerung ab. In Kommunen mit
einer Abweichung nach oben, waren häufig Alten- und Pflegeheime
betroffen.
Infektionsumgebung
Die Analyse der Infektionsumgebungen zeigte kommunal übergreifend
eine Übertragung der Infektion hauptsächlich in der häuslichen
Gemeinschaft, aber auch in Pflege- und
Eingliederungshilfeeinrichtungen und am Arbeitsplatz in Unternehmen
und Betrieben. Aufgrund des Analysezeitraums (Oktober bis Januar) sind
kaum Infektionen in Kita und Schule sowie auf sonstige außerhäusige
Veranstaltungen zurückzuführen. Der Eintrag der Infektionen in
diesen Einrichtungen erfolgte über den privaten Bereich.
Es wurde deutlich, dass die Infektionsketten immer auch vor dem
Hintergrund jeweiligen Rahmenbedingungen betrachtet werden müssen.
Die Menschen bewegen sich in ihrem jeweiligen Sozialraum, wohnen dort,
bringen ihre Kinder zur Schule, treffen sich mit Nachbarn, gehen in
ihre Gemeinde zur Religionsausübung. Manchmal sind ganze
Nachbarschaften bei einer Firma beschäftigt und/oder miteinander
befreundet.
Das Vertraute, der scheinbar geschützte Raum wird nicht als
bedrohlich empfunden, daher werden die Menschen dort unvorsichtiger.
Regeln die im öffentlichen Raum gelten, werden im privaten Raum nicht
angewandt. So kann es zur Fluktuation des Virus in den
unterschiedlichen Sozialräumen und Lebensbereichen kommen.
Zusammenarbeit von Ordnungsämtern und Kreispolizeibehörde
Unabhängig von den Einzelbetrachtungen wurde beobachtet, dass
grundsätzlich nicht viele Verstöße gegen die Verordnungen zu
verzeichnen sind. Der Großteil der Bevölkerung hält sich an die
Coronaschutzmaßnahmen. Auf der Ebene der Kommunen gibt es allerdings
immer wieder vereinzelte Schwerpunkte, die immer wieder – auch in
der Bevölkerung – Thema sind. Gemeinsam mit den kommunalen
Ordnungsämtern wurde vereinbart, in Absprache mit der
Kreispolizeibehörde noch regelmäßiger Kontrollen in diesen
Bereichen durchführen.
Prävention soll wichtiger Baustein werden
Darüber hinaus wird eine langfristige, präventive Vorgehensweise als
zielführend angesehen. Grundlegende Hygiene- und Abstandsregeln
sollen noch stärker in das Bewusstsein und den Alltag integriert
werden. Die Erarbeitung von Schulungsprogrammen für Multiplikatoren
und die anschließende Implementierung in relevanten
gesellschaftlichen Bereichen ist geplant und wird aktuell durch das
Gesundheitsamt vorbereitet.
Hilfreich in diesem Zusammenhang ist der sogenannte
„Corona-Knigge“, der den Kommunen bereits vom Kreis zur Weitergabe
an Multiplikatoren übergeben wurde. Es handelt sich hierbei um einen
„Kleinen Leitfaden für Jung und Alt“ zur Hygiene in Zeiten der
COVID-19-Pandemie. Er wurde von der Hygiene Fachgesellschaften, die
Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) und die
Gesellschaft für Hygiene, Umweltmedizin und Präventivmedizin (GHUP)
entwickelt und behandelt mit einfachen Worten die wichtigsten Regeln
der Hygiene, die Grundlagen der Übertragung und des Virus, das
Verhalten in und außer Haus, praktisch und alltagstauglich.
Der Corona-Knigge ist auch unter www.obk.de/coronavirus abrufbar.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.