Am Wannsee wurde der Massenmord beschlossen
Konferenz des Grauens

Dr. Ludger Joseph Heid hielt vor dem Auditorium einen bedrückenden Vortrag, der viele der Zuhörer zum Nachdenken anregte. | Foto: Gunter Hübner
  • Dr. Ludger Joseph Heid hielt vor dem Auditorium einen bedrückenden Vortrag, der viele der Zuhörer zum Nachdenken anregte.
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Wiehl - (gh) Nach einem Treffen mit Adolf Hitler im Dezember 1941, notierte
Hermann Göring in seinem Tagebuch lapidar „Bezüglich der
Judenfrage ist der Führer entschlossen, reinen Tisch zu machen. Der
Weltkrieg ist da, die Vernichtung des Judentums muss die notwendige
Folge sein“. Wenige Wochen später bestellte SS-Obergruppenführer
und Reichssicherheitsamtsleiter Reinhard Heydrich, 14 hochrangige
Schergen der NS-Reichsregierung und der SS zu einer „Besprechung mit
anschließendem Frühstück“ in die ehemalige Villa Marlier, heute
eine Gedenkstätte, an den Berliner Wannsee. Anlass der Besprechung
war es, den bereits begonnenen Holocaust an Juden nun „offiziell“
abzustimmen.

Diese menschenverachtende Tagung, die bei einem Glas Portwein,
wahlweise einem guten Cognac, am gemütlichen Kamin ausklang, wurde
als „Wannseekonferenz“ bekannt. Sie war nun im 75. Jahr der
Wiederkehr dieses Beispiels irrsinniger Barbarei der braunen
Machthaber, Mittelpunkt eines bedrückenden Vortrages. Zu ihm hatten
die Oberbergische Gesellschaft für Christlich-Jüdische
Zusammenarbeit und das Katholische Bildungswerk Oberberg eingeladen.
Sie konnten dafür Dr. Ludger Joseph Heid, einen renommierten
Historiker, Literaturwissenschaftler und Publizisten, gewinnen. Im gut
besuchten Forum der Volksbank Oberberg in Wiehl ließen sich die
Zuhörer von einer grausamen Geschichte fesseln, die unmenschlicher
nicht sein könnte.

Ging es doch bei der nur 90 Minuten währenden Konferenz allein um die
Frage, welche Kosten entstehen (sie wurden aus dem Vermögen der
verfolgten Juden finanziert) und welche technische und materielle
Organisation notwendig sei, um elf Millionen Juden gezielt zu
ermorden. So warnte Dr. Ludger Heid zu Beginn „Ich werde ihnen
einiges zumuten, wenn ich aus dem einzig verbliebenen Protokoll dieser
berüchtigsten Konferenz der Weltgeschichte vortrage und ihnen die
perfiden Beschlüsse nenne. Geht es doch um Deportation, Zwangsarbeit
und Mord.“

So sollte nach den Wahnvorstellungen der Massenmörder, die „arische
Rasse vom jüdischen Bazillus“ befreit werden. Der blutige
Grundstein des irrsinnigen Terrors wurde gelegt. „Ein Lehrstück
bestialischer Verrohung begann“, so Dr. Ludger Held „und keiner
widersprach“.

Da es sich um eine Geheime-Reichssache handelte, wurden die Inhalte
des Protokolls erst viel später bekannt. Ein Exemplar konnte von der
US-Besatzungsmacht nach dem verheerenden Weltkrieg sichergestellt
werden. Alle 29 weiteren, nach der Sitzung versandten Niederschriften,
vernichteten die Empfänger.

Protokollant war im übrigen Adolf Eichmann, SS-Obersturmführer und
spätere Organisator der Vernichtungsmaschinerie. Er konnte nach dem
Krieg nach Argentinien fliehen, wurde dort gefasst und vom
israelischen Staat zum Tode verurteilt. Er sah sich in der
Gerichtsverhandlung allerdings nur als Befehlsempfänger und war, so
Eichmann „während der Konferenz mehr mit dem Anspitzen von
Bleistiften befasst, als dass ich wirklich wusste, was dort
beschlossen wurde.“ So hielten es alle der selbst ernannten
Herrenmenschen, die den Krieg überlebten und denen der Prozess
gemacht wurde. Einige kamen allerdings recht bald wieder frei und
kehrten ins bürgerliche Leben zurück. Über sechs Millionen Juden
aber waren dem monströsen Regime und seiner Todesmaschinerie zum
Opfer gefallen. „Nie zuvor und nicht danach hat ein Staat solch eine
Fratze des Grauens und der Menschenverachtung gezeigt“, schloss Dr.
Ludger Heid seinen eindringlichen Vortrag, der stille und
nachdenkliche Zuhörer zurückließ.

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