Träume, Trauer, Tragik
Kulturwerkstatt zeigt „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo"

Noch ist die Welt bei Detlef (Dennis Koch) und Christiane (Julia Steinhoff) in Ordnung, aber bald tut sich der Abgrund auf. | Foto: G. Hübner
  • Noch ist die Welt bei Detlef (Dennis Koch) und Christiane (Julia Steinhoff) in Ordnung, aber bald tut sich der Abgrund auf.
  • Foto: G. Hübner
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Gummersbach - (gh) Vor etwas mehr als vier Jahrzehnten erschien zunächst in einem
großen deutschen Wochenmagazin die biografische Geschichte der
Christiane F.; festgehalten von Horst Rieck und Kai Hermann unter dem
Titel „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“.

Das damals 16-jährige Mädchen schilderte darin ihre
Drogen-“Karriere“ rund um den Berliner Stadtteil Moabit. Wenig
später wurde ihr Schicksal und das ihrer Clique verfilmt.

Dass der erschreckende Inhalt, der die Drogenszene in drastischen
Worten schildert, noch heute aktuell ist, beweist das junge
Theaterensemble der „Kulturwerkstatt“, die der Gummersbacher Halle
32 angeschlossenen ist.

Dozentin Sabrina Schultheis hat die dramatische Geschichte aufgenommen
und daraus eine zweistündige Theateraufführung inszeniert, die den
Kern herausschält. Schultheis führt auch Regie. Es ist ein Stück,
das die Premierengäste der Studiobühne zu jeder Sekunde in ihren
Bann zog, so „hautnah“ gingen die jungen Akteure auf der Bühne in
ihren Rollen auf.

Sie ließen die jugendlichen Sehnsüchte, Träume, Illusionen,
Naivität, Wut, Fassungslosigkeit, Verzweiflung und Trauer von
Christiane F. und ihren Freunden in all ihren Facetten lebendig werden
und nahmen die Zuschauer mit auf eine dunkle Reise, die damals und
heute die Menschen bewegt.

Es wurde schnell klar, dass ein Bahnhof Zoo überall auf der Welt zu
finden ist. Der drohende Sumpf ist tief; Unverständnis und
Hilflosigkeit groß.

Die Nuancen brachten Julia Steinhoff in der Titelrolle der Christiane,
ihr Freund Detlef (Dennis Koch) und Ann-Kathrin Horlitz als Astrid,
aber auch alle anderen Schauspielerinnen und Schauspieler - wie Nadine
Rosenthal, Monika Rischar, Nora Tietze, Antje Urbanczyk, Dominik
Blumberg, Hartmut Westenberger und Peter Schubert - mit Bravour auf
die Studiobühne.

Wenn der „Schuss“ gesetzt wird und der Freier schon wieder auf
leichte Beute aus ist, kann man beinahe fühlen, wie die meisten
Zuschauer*innen Gänsehaut bekomen.

Der einzige Lichtblick in dieser dunklen Welt der Sucht: Christiane F.
kann sich im wahren Leben von der Droge lossagen und feiert im
kommenden Jahr ihren 60. Geburtstag. Ein Hoffnungsschimmer für alle,
die einen Weg aus der Sucht suchen. Es gibt ihn.

Weiter Aufführungen in der Studiobühne, Halle 32,
Steinmüller-Gelände Gummersbach, am Samstag, 4. Dezember, 19.30 Uhr,
und Sonntag, 5. Dezember, 18.30 Uhr. Infos: www.halle32.de

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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