Andrea Karimé begeistert junge Zuhörer
Lesungen in bergischen Bibliotheken
Oberberg - Erwartungsvolle Blicke richten sich auf die Erzählerin, die Luft in
der Wiehler Stadtbücherei knistert vor Hochspannung, die Stille ist
so komplett, dass man eine Feder zu Boden fallen hören könnte.
Wird die Schlange, die aus dem Nichts am Ufer des Nils aufgetaucht ist
den Jungen Mu, angreifen? Geschieht jetzt ein Unglück oder kann ihm
die gerade gefundene Flöte weiterhelfen?
Für die Zuhörer unvermittelt, durchbrechen arabisch klingende
Flötentöne den fesselnden Bann und innerhalb von Sekunden weicht die
Anspannung der 26 Zweitklässler der Gemeinschaftsgrundschule Wiehl
wieder lebhaft, interessierter Wissbegierde. Mit dabei auch zehn
Kinder aller Grundschuljahrgänge, für die Deutsch eine Fremdsprache
ist.
Im Rahmen des vom Land NRW geförderten Projektes „Willkommen in
bergischen Bibliotheken - Lese- und Sprachförderung für
Flüchtlinge“ besuchte die preisgekrönte deutsch-libanesische
Kinderbuchautorin Andrea Karimé neben den Büchereien in Gummersbach,
Hückeswagen, Radevormwald, Eckenhagen und Waldbröl auch die
Stadtbücherei in Wiehl. Gerade ihre Mehrsprachigkeit erlaubt der
freien Schriftstellerin und ausgebildeten Geschichtenerzählerin
einen besonderen Zugang zu Flüchtlingskindern, die auch in Wiehl in
der ersten Reihe sitzen durften. „So habe ich besseren Kontakt zu
ihnen, sehe, wer was nicht versteht“.
Basierend auf ihrem Kinderbuch „Mu, Wolken und Schlangenglück“
nahm Karimé die Schülerinnen und Schüler mit auf die Reise ins
ägyptische Kairo, wo der kleine Mu, anstatt in die Schule zu gehen,
mit dem Sammeln von Abfall zum Lebensunterhalt der Familie beitragen
muss und während eines Streifzugs am Fluss auf die eingangs erwähnte
Schlange trifft. „Was soll er jetzt tun?“.
Als Meistern der hohen Kunst des Erzählens beteiligte Andrea Karimé
ihr junges Publikum aktiv am Erzählvorgang, in dem sie immer wieder
die Phantasie der Kinder heraus forderte und deren Lösungsvorschläge
mit in den Geschichtenfluss einbezog.
Authentische Körpersprache, sparsam eingesetzte Flötentöne,
variationsreiche Mimik und überzeugende Gestik bereiteten dem
Auditorium so viel Vergnügen, dass nach eine guten halben Stunde
lautstark Verlängerung gefordert wurde.
- Ute Sommer
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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