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Der lange Weg Israels
Vom Judenstaat zum Staat der Juden

Dr. Ludger Josef Heid referierte in der Halle 32. | Foto: Gunter Hübner
  • Dr. Ludger Josef Heid referierte in der Halle 32.
  • Foto: Gunter Hübner

Oberberg. Einmal eine Heimat zu finden, um dort ohne die berechtigte Angst vor Verfolgung, Ächtung, Repressalien, Anfeindungen und Verschleppung zu leben und ohne die latente Furcht um das eigene Leben oder das der Familie haben zu müssen. Das war der sehnlichste Wunsch wohl der meisten Juden, die seit Jahrhunderten versprengt in aller Welt lebten. Ihre Sehnsucht galt einem eigenen Staat Israel, den sie im „gelobten Land“ zu finden hofften.

Im Mai 1948 erfüllte sich diese Sehnsucht, aber der Weg war steinig, wie Dr. Ludger Joseph Heid in einem Vortrag beleuchtete. Der renommierte Historiker, Literaturwissenschaftler und Publizist referierte auf Einladung der Oberbergischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und des Katholischen Bildungswerks in der Halle 32 in Gummersbach.

Unter dem Titel „Vom Judenstaat zum Staat der Juden“ führte er den Zuhörerinnen und Zuhörern die Hintergründe und den Werdegang dieser Staatsgründung eindringlich vor Augen.

Anlass war der 75. Jahrestag der Gründung Israels im Jahr 1948.

Begonnen hatte dieser Weg allerdings schon weit früher - mit der sogenannten Balfour-Deklaration aus dem November 1917. „Sie umfasst lediglich 117 Wörter, hat aber die Zeitgeschichte wesentlich mit beeinflusst“, so Dr. Ludger Heid. In ihr erklärte sich Großbritannien - damals Mandatsträger über Palästina - mit dem bereits 20 Jahre zuvor festgelegten Ziel des Zionismus einverstanden, in Nahost eine „nationale Heimstätte“ des jüdischen Volkes zu errichten.

Dabei sollten die Rechte bestehender nicht-jüdischer Gemeinschaften gewahrt bleiben, befand sich doch zum damaligen Zeitpunkt Palästina im Machtbereich der Osmanen.

Mit dieser Deklaration, benannt nach dem damaligen Verhandlungsführer, dem britischen Außenmister Arthur James Balfour, war der Weg offen für den von Theodor Herzl bereits in seiner Programmschrift „Der Judenstaat“, die er 1896 veröffentlichte, geforderten eigenen Staat.

Herzl (1860 bis 1904) war ein österreich-ungarischer Schriftsteller und Journalist jüdischer Herkunft. Er gilt als Begründer des politischen Zionismus. Er war der Überzeugung, dass Juden eine Nation seien und deswegen ein jüdischer Staat gegründet werden müsse. Doch erst dem späteren israelischen Präsidenten Chaim Weizmann gelang es, die Briten während des Ersten Weltkrieges zu dieser weitreichenden prozionistischen Deklaration zu veranlassen.

„Aber es war kein selbstloses Geschenk“, so Dr. Ludger Heid, „sondern die Briten hatten großes Interesse an Nahost. Daher sollte der neue Staat Israel als ‚Puffer‘ und als Befrieder in dieser Region dienen.“

Die Einwanderung begann, auch mit dem Plazet des Völkerbundes, der später in den Vereinten Nationen (UN) aufging. Wobei die Briten zunächst von zwei zu bildenden Staaten ausgingen, dies aber von arabischen Kräften abgelehnt wurde. Letztendlich stimmte auch die Vollversammlung der UN 1947 zu, in Palästina dieses „Projekt“ zu verwirklichen.

1948 zogen sich die Briten aus dem Nahen Osten zurück und David Ben Gurion proklamierte im Mai des selben Jahres in Tel Aviv den Staat Israel, der heute rund neun Millionen zählt.

„Wenn ihr wollt, bleibt es kein Märchen“, hatte Theodor Herzl einmal gesagt und dabei auch an eine Aussöhnung mit dem arabischen Volk gedacht.

Das Märchen wurde nach vielen weltpolitischen Winkelzügen wahr, aber die Aussöhnung mit den arabischen Nationen bleibt bis heute ein Märchen, wie die vielen in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder auflodernden Konflikte in Nahost belegen, die Dr. Heid in seinem Vortrag eindringlich schilderte.

LeserReporter/in:

Gunter Hübner aus Gummersbach

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