Eine thelogische Revolution
Wie sich christlich-jüdische Beziehungen ändern
Gummersbach - (bs) „Von Feinden und Fremden sind wir zu Freunden und Brüdern
geworden“, zitierte Referent Professor Dr. Hans Hermann Henrix die
Worte von Papst Franziskus zur Beziehung zwischen Christen und Juden.
Der britische Rabbiner David Rosen soll gar von einer „theologischen
Revolution“ gesprochen haben.
Henrix, langjähriger Akademiedirektor des Bistums Aachen, erläuterte
in seinem Vortrag „Eine theologische Revolution“ die Entwicklungen
und Perspektiven der christlich-jüdischen Beziehungen 80 Jahre nach
der Reichspogromnacht von 1938.
Zum Vortrag hatten die Gesellschaft für Christlich-Jüdische
Zusammenarbeit (CJZ) und das Katholische Bildungswerk in die Halle 32
auf dem Steinmüller-Gelände eingeladen.
Bereits 1959 hatte Pabst Johannes XXIII. ein Konzil angekündigt und
die katholische Welt war sogleich elektrisiert und auch die orthodoxen
und protestantischen Christen zeigten Interesse, doch in der
jüdischen Welt gab es kaum eine Reaktion darauf. Mit dem „Zweiten
Vatikanischen Konzil“ 1965 wurde dann der Grundstein für eine Wende
in der Beziehung gelegt. Mit der Erklärung „Nostra Aetate“
erkannte die Kirche gleichwohl an, dass „das Volk des Neuen Bundes
mit dem Stamme Abrahams geistlich verbunden ist“. Zum 50. Jubiläum
der Konzilserklärung überraschten die orthodoxen Rabbiner dann mit
der positiven Perspektive „hin zu einer Partnerschaft zwischen Juden
und Christen“.
Denn wie die 50 Rabbiner weiter erklärten, sei „das Christentum
weder ein Zufall noch ein Irrtum, sondern göttlich gewollt und ein
Geschenk an die Völker“. Damit erfolgte nun auch seitens des
Judentums eine theologische Anerkennung des Christentums.
Doch auch wenn die Beziehung von Kirche und Judentum große
Fortschritte macht, so sei laut Henrix die „theologische
Revolution“ noch nicht abgeschlossen und auch ein Gedenken an die so
belastete Geschichte der christlich-jüdischen Beziehungen sei nicht
überflüssig.
„Bei allen Fortschritten gibt es auch Kontroversen, die schmerzlich
sein können“, so Henrix. Die Fortschreibung des konziliaren
Impulses geschah durch das Lehramt und die Theologie. Die päpstliche
Prägung der christlich-jüdischen Beziehung hatte besonders in Papst
Johannes Paul II. ihre zentrale Gestalt und sein jetziger Nachfolger
Papst Franziskus führt seinen Weg fort. So besuchte Franziskus
wiederholt Israel, die jüdische Gemeinde in Rom, aber auch das
Konzentrationslager Auschwitz. „Diese Gesten veranschaulichen die
von Rabbiner David Rosen bezeichnete theologische Revolution“,
schloss Henrix.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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