Lage in den Kliniken
Wie sind die oberbergischen Kliniken vorbereitet

Oberbergische Krankenhäuser haben alle Vorbereitungen getroffen um eine Vielzahl an Covid-19-Patienten aufnehmen zu können. | Foto: Klinikum Oberberg
  • Oberbergische Krankenhäuser haben alle Vorbereitungen getroffen um eine Vielzahl an Covid-19-Patienten aufnehmen zu können.
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Oberberg - Damit das Pflegepersonal, die Ärztinnen und Ärzte sowie alle anderen
Berufsgruppen, die im Krankenhaus arbeiten, für den Fall einer
Vielzahl an Covid-19 erkrankter Patienten da sein können, sagen die
Kreiskrankenhäuser Gummersbach und Waldbröl planbare und medizinisch
nicht dringliche Eingriffe ab. Diese planbaren Operationen, wie zum
Beispiel ein Kniegelenksersatz, können auf einen späteren Zeitpunkt
verschoben werden, so dass im Krankenhaus Betten frei werden. Das
Personal kann dann für die mit dem Coronavirus infizierten Patienten
zur Verfügung stehen.

Die verschiedenen Kliniken, wie Orthopädie, Chirurgie und HNO haben
bereits damit begonnen, solche planbaren Eingriffe zu verschieben, um
eine Station für die an Covid-19 erkrankten Patienten freizuhalten.

Bislang wurden noch keine Urlaubssperren verhängt oder Mitarbeiter
aus dem Urlaub zurückgeholt. Das kann aber je nach Situation
erforderlich werden. Die innerbetrieblichen Abläufe wurden
dahingehend geändert, dass zum Beispiel in den Betriebsratssitzungen
nicht mehr in großer Runde getagt wird, sondern nur noch die
Entscheidungsträger des Betriebsrates zusammen kommen. Das gibt
Mitarbeitern die Möglichkeit in der Patientenversorgung zu arbeiten
und reduziert gleichzeitig die Teilnehmer in der Sitzung. In allen
Abteilungen werden Sitzungen reduziert. Der Unterricht im Gesundheits-
und Bildungszentrum musste ausgesetzt werden. Die Schülerinnen und
Schüler verstärken jetzt die Pflegekräfte auf den Stationen.

Zudem sprechen die Gesundheits- und Krankenpflege-Azubis seit Montag,
16. März, an den Eingängen der Kreiskrankenhäuser Gummersbach und
Waldbröl die Besucher an und bitten darum, von einem Patientenbesuch
abzusehen in dringenden Fällen und zu Arztterminen oder aufgrund
beruflicher Kontakte die Krankenhäuser zu betreten. Auf diese Weise
schützen wir Patienten und Mitarbeiter und entlasten das
Pflegepersonal auf den Stationen, das viele Gespräche mit
Angehörigen führt, um die Besuche zu reduzieren.

Pensionierte Mitarbeiter aus dem Ruhestand zurückzuholen, das ist
aktuell kein Thema im Klinikum Oberberg. Diese Option ist auch nicht
sinnvoll, weil ältere Menschen zur Risikogruppe gehören.

Statt die pensionierten Ärzte zu aktivieren, sollte alternativ
darüber nachgedacht werden, das ärztliche Personal des MDK in die
Krankenhäuser zur Verstärkung der Patientenversorgung zu schicken.

Engelskirchen

Auch das Engelskirchener St. Josef Krankenhaus bestätigt auf
Nachfrage: „Derzeit gibt es in Engelskirchen keine personellen
Engpässe. Im Augenblick werden in den versorgungs-relevanten
Bereichen der GFO-Krankenhäuser keine neuen Urlaubsanträge
bewilligt. Abhängig von der weiteren Entwicklung der
Coronavirus-Dynamik ist der Rückruf von Mitarbeitern aus Freizeit und
Urlaub eine mögliche Option.“

Wipperfürth

Auch im nördlichen Oberberg sieht die Lage ähnlich aus. Die Helios
Klinik in Wipperfürth bestätigt: „Die Helios Klinik Wipperfürth
hat sich seit mehreren Wochen auf den Umgang mit an Covid-19
erkrankten Patienten vorbereitet und engmaschige Vorkehrungen
getroffen.

Unser Pandemieteam trifft sich regelmäßig, um die schnellen
Entwicklungen zu bewerten, sich über aktuelle Probleme und Fragen
auszutauschen sowie schnell notwendige Entscheidungen zu treffen.

Für den Fall eines besonders hohen Patientenaufkommens greift ein
Stufenplan, der die personelle Besetzung zur Versorgung unserer
Pateinten sicherstellt.“

Reha-Klinik Nümbrecht

„Wir, die Reha, sind ein Teil des Gesundheitssystems und wir tun
alles, um dieses im Angesicht dieser Krise zu stärken und die
Krankenhäuser zu entlasten“, sagt Bastian Liebsch,
Geschäftsführer der Dr. Becker Klinikgruppe, zu der auch die Dr.
Becker Rhein-Sieg-Klinik gehört. „Wir möchten in jedem Fall
verhindern, dass unsere Kolleginnen und Kollegen in den
Krankenhäusern vor schwerwiegende Entscheidungen gestellt werden,
weil nicht ausreichend Betten zur Verfügung stehen – wie wir es
leider momentan in Italien sehen müssen.“ Die Dr. Becker Kliniken
haben daher Kapazitäten für die Unterbringung und Versorgung von
Krankenhauspatienten/innen in ihren Einrichtungen zur Verfügung
gestellt.

Die Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik stellt dazu einen Teil ihrer Betten
bereit. „Wir halten hierzu Einzelzimmer und entsprechend
ausgebildetes Pflegepersonal und Ärzte sowie die notwendige
Infrastruktur, beispielsweise im Bereich Diagnostik, vor“, sagt Dr.
Tim Kleiber, Verwaltungsdirektor der Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik.
Aufnahmen seien nun auch für Krankenhauspatienten/innen mit einfachen
neurologischen oder orthopädisch-traumatologischen Erkrankungen
möglich, die nicht überwachungspflichtig sind. „Damit sind wir das
Backup für die benachbarten Krankenhäuser in Gummersbach und
Waldbröl“, sagt Kleiber.

Enttäuscht zeigt sich der Verwaltungsdirektor momentan von der
Politik. „Herr Spahn hat uns hundertprozentige Rückendeckung
versprochen. Sein gestern durch das Kabinett gebrachte Gesetz sieht
aber keinerlei Finanzierung für unseren Leerstand vor. Das ist
absurd“, so Kleiber. Alle Rehakliniken in Nordrhein-Westfalen
hätten Betten freigemacht wie vom Ministerium gewünscht. Außerdem
hätten einige Patienten/innen ihre Reha verschoben „Unsere leeren
Betten werden momentan von niemandem vergütet. Für die
Krankenhäuser hat Jens Spahn hier ja auch eine Regelung gefunden. Das
muss jetzt auch für die Rehakliniken passieren.“

Marienheide

Der Oberbergische Kreis richtet im Zusammenhang mit dem
derzeitigenInfektionsgeschehen vorsorglich zusätzliche
Behandlungskapazitäten ein. „Das leerstehende Franz-Dohrmann-Haus
in Marienheide bietet hierfür gute Voraussetzungen“, sagt Landrat
Jochen Hagt über das ehemalige Evangelische Rüstzeitheim, das in den
nächsten Tagen entsprechend ertüchtigt wird. Der Oberbergische Kreis
mietet die Immobilie von der Gemeinde Marienheide als Eigentümerin
für ein Jahr an. Der Kreisverband Oberbergischer Kreis des Deutschen
Roten Kreuzes soll den Betrieb des Hauses übernehmen, sofern dies
erforderlich werden wird. „Mit dieser Maßnahme bereiten wir uns
für den Fall vor, dass viele Menschen im Oberbergischen Kreis am
Coronavirus erkranken und die Kapazitäten in den Krankenhäusern
nicht ausreichen“, erklärt Landrat Jochen Hagt die Maßnahme.

Aufruf an Ärzte, Pflegekräfte und Medizinstudenten sich zu melden

„Wir können nicht genau prognostizieren, was auf uns zukommt, aber
wir wollen für den Fall der Fälle vorbereitet sein“, erklärt
Landrat Jochen Hagt nach einer Telefonkonferenz mit den
Geschäftsführern und Ärztlichen Direktoren der Krankenhäuser und
Rehakliniken im Oberbergischen Kreis.

„Auch im Oberbergischen Kreis nimmt die Zahl der bestätigten Fälle
einer Infektion mit dem Corona-Virus kontinuierlich zu. Das
medizinische und pflegerische Personal in den Kliniken und
Reha-Einrichtungen sowie den vielen Pflegeeinrichtungen im
Oberbergischen Kreis steht bereit, um die bestmögliche Versorgung
sicherzustellen. Dennoch wollen wir mit dieser präventiven Maßnahme
schon jetzt zusätzliche Kapazitäten schaffen, um das
Gesundheitssystem und alle Kräfte, die bereits im Einsatz sind, zu
verstärken.“

Vor diesem Hintergrund richtet der Oberbergische Kreis einen Aufruf an
alle Bürger, die über medizinische oder pflegerische Sachkenntnisse
verfügen, aber derzeit nicht im Gesundheitssektor arbeiten, und die
bereit sind, bei einem weiteren Fortschritt des Infektionsgeschehens
unterstützend tätig zu werden.

Besonders Ärztinnen und Ärzte, Medizinstudentinnen und
Medizinstudenten, Pflegekräfte, Pharmazeutisch-technische
Assistentinnen und Assistenten (PTA) oder Medizinisch-technische
Assistentinnen und Assistenten (MTA, MTRA, MTLA), Medizinische
Fachabgestellte (MFA), Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter,
die sich z. B. im Ruhestand, in Elternzeit, im Studium oder in
Ausbildung befinden, werden gesucht. Sie können das Personal in den
Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen, aber ggf. auch in stationären
Pflegeeinrichtungen sowie Pflegediensten oder im Gesundheitsamt
verstärken, unterstützen und entlasten.

Interessierte werden gebeten, sich online unter www.obk.de/hilfemelder
mit Name, Geburtsdatum, Wohnort, Telefonnummer, E-Mail-Adresse,
Qualifikation/Ausbildung und Angaben zur zeitlichen Verfügbarkeit zu
registrieren.

Rückfragen können telefonisch unter 0 22 61/88 44 24 in der Zeit von
montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr geklärt werden.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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