Infrastruktur NRW
Wie steht‘s um die Brücken?

Treffen auf einer Brücke in Wipperfürth: Mohamed Abodahab, Dr. Petra Beckefeld (beide Straßen.NRW), Minister Oliver Krischer, Landtagsabgeordneter Christian Berger sowie Thomas Garn (Gemeinde Marienheide/v.l.).  | Foto: © Straßen.NRW
  • Treffen auf einer Brücke in Wipperfürth: Mohamed Abodahab, Dr. Petra Beckefeld (beide Straßen.NRW), Minister Oliver Krischer, Landtagsabgeordneter Christian Berger sowie Thomas Garn (Gemeinde Marienheide/v.l.).
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Region. Die Straßen-, Schienen- und Schifffahrtsinfrastruktur sind wesentliche Garanten für die wirtschaftliche Entwicklung auch in Nordrhein-Westfalen. Der Erhalt der Infrastruktur, besonders der Brücken, ist vielerorts aber akut gefährdet. „Wir haben uns jahrzehntelang zu wenig um die vorhandene Infrastruktur gekümmert. Das holt uns jetzt mit kaputten Brücken ein“, sagte Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW, bei einem Informationsbesuch zum Zustand der Straßenbrückeninfrastruktur in Wipperfürth. Allein in die Zuständigkeit des Landes NRW fallen 6.422 Brücken, die durch den Landesbetrieb Straßenbau NRW betreut werden.

Bugwelle mit Sanierung begegnen

„Ein großer Teil der Brücken in Nordrhein-Westfalen wurde in den 60er und 70er Jahren gebaut. Sie sind nicht für die heutigen Verkehrsbelastungen ausgelegt. Eine Folge wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten voraussichtlich ein vermehrt schlechterer Zustand unserer Brücken sein, die deshalb vielfach saniert oder neu gebaut werden müssen“, sagte Minister Krischer zu den aktuellen Ergebnissen der Bauwerksprüfung durch Straßen.NRW. „Da gibt es eine Bugwelle, der wir begegnen, indem wir der Sanierung, dem Erhalt und dem Ersatz von Brücken Vorrang einräumen. Knappes Geld und noch knappere Personalkapazitäten werden wir dort einsetzen müssen, wo sie am dringendsten gebraucht werden.“

Infrastruktur zukunftsfest machen

So soll in den kommenden fünf Jahren in erheblichem Umfang vor allem in die Sanierung von Straßen und Ingenieurbauwerken investiert werden, um die Infrastruktur zukunftsfest zu machen. Das gelte gerade auch für die Brückeninfrastruktur in Nordrhein-Westfalen.

In der Zuständigkeit des Landesbetriebs Straßenbau NRW befanden sich zum Stichtag 1. Januar 2023 rund 2.583 Brücken im Zuge von Bundesstraßen und 3.839 Brücken im Zuge von Landesstraßen. Das mittlere Alter der Brücken an Bundes- und Landesstraßen liegt bei etwa 50 Jahren. Viele Brücken haben längst die Hälfte oder mehr ihrer theoretischen Nutzungsdauer erreicht. Sorgen machen mit Blick auf die Bugwelle vor allem die Brücken, die nur noch einen ausreichenden oder noch schlechteren Zustand haben. Diese Bauwerke werden von Straßen.NRW regelmäßig überprüft.

Wie gut sind die Brücken?

Laut der aktuellen Bauwerksprüfung erhalten 14,7 Prozent der Brücken auf Bundesstraßen die Zustandsnote 1 bis 1,4 (sehr gut), jedoch nur 11,6 Prozent der Brücken auf Landstraßen. Guter Zustand wird 21,9 Prozent der Bundesstraßen-Brücken und 14,7 Prozent der Landesstraßen-Brücken attestiert. Als befriedigend werden die meisten Brücken bewertet: 46,7 Prozent bei Bundesstraßen, 50,5 Prozent bei Landesstraßen. Ausreichend sind 14,3 Prozent der Bundesstraßen-Brücken, 18.9 Prozent der Landesstraßen-Brücken; der Rest erweist sich als nciht ausreichend bis ungenügend.

Darüber hinaus werden im Rahmen einer statischen Nachrechnung die Brücken in Zuständigkeit des Landes Nordrhein-Westfalen systematisch untersucht, bei denen Defizite im Tragverhalten aus heutiger Sicht mit großer Wahrscheinlichkeit zu erwarten sind. Die Ergebnisse der Bauwerksprüfung und der Brückennachrechnung sind eine wesentliche Grundlage für die Brückenerhaltung des Landes Nordrhein-Westfalen.

296 marode Brücken

In der Verantwortung von Straßen.NRW sind derzeit 205 Ersatzneubauten, 22 Brückenverstärkungen und 69 Brückenin-

standsetzungen im Zuge von Landes- und Bundesstraßen erforderlich. Allein für Bundes- und Landesstraßen-Brücken in NRW beziffert das Ministerium den Sanierungs- und Erhaltungsbedarf auf gut 1,8 Milliarden Euro.

Darüber hinaus sind im Zuge von Autobahnen laut Information des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr in Nordrhein-Westfalen 873 Brücken-Teilbauwerke besonders sanierungsbedürftig. „Die Sanierung und der Erhalt unserer Infrastruktur sind entscheidend für die Zukunft unseres Landes. Hier muss der Bund die Prioritäten setzen“, betonte Minister Krischer.

In den vergangenen Jahren ist der Brückenbestand, unter anderem bedingt durch den großen Anteil älterer Bauwerke, stark in den Fokus gerückt. Immer wieder werden Brückensperrungen oder Lastbeschränkungen erforderlich, die vor allem auf den stark gestiegenen Güterverkehr der vergangenen Jahrzehnte und damit eine erhöhte Belastung der Brücken zurückzuführen sind. Hinzu kommt, dass sich über die Jahrzehnte auch die zulässigen maximalen Achslasten und Gesamtgewichte für schwere Lkw kontinuierlich erhöht haben.

„Gleichzeitig bestehen bei vielen Brücken strukturelle Mängel“, sagt Dr. Petra Beckefeld, Technische Direktorin des Landesbetriebs Straßenbau NRW. So sei zum Beispiel in den Hoch-Zeiten des Brückenbaus von Anfang der 60er bis Mitte der 80er Jahre meist sehr materialsparend - und somit nur mit geringen statischen Reserven - gebaut worden.

Für dieses Jahr sind 67 Brücken-Maßnahmen mit einem Volumen von fast 100 Millionen Euro geplant, hierzu gehört die Wipperbrücke Ohl, die sich auf der B 256 zwischen Wipperfürth-Ohl und Marienheide befindet. Die in den 50er Jahren erbaute Plattenbalkenbrücke war marode, ein Neubau erforderlich. Fertigstellung soll im Frühjahr 2024 sein.

Minister Oliver Krischer fordert mit Blick auf den Sanierungsstau auf den Autobahnen mehr Engagement des Bundesverkehrsministers. „Der Bund hat in Nordrhein-Westfalen 2022 gerade mal 41 und damit weniger als die Hälfte der erforderlichen Zahl der Autobahnbrücken saniert.“

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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