Nie durften so viele Kinder begleiten
150 Superhelden und ein Königspaar

Nie zuvor durften derart viele Kinder und Jugendliche das amtierende Königspaar begleiten, wie zuletzt bei Christin und Sascha Lülsdorff (Mitte).  | Foto: Gabi Knops-Feiler
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  • Nie zuvor durften derart viele Kinder und Jugendliche das amtierende Königspaar begleiten, wie zuletzt bei Christin und Sascha Lülsdorff (Mitte).
  • Foto: Gabi Knops-Feiler

Leverkusen. Voller Ungeduld warten die Teilnehmer des 70. Dorffestes von Pattscheid-Romberg-Linde (Pa-Ro-Li) darauf, dass es endlich losgeht. Doch vorher muss erst der Linienbus nach Wermelskirchen passieren. Während sich der Omnibus nähert, bildet die Gruppe ein Spalier und zeigt die La-Ola-Welle. Unmittelbar danach setzt sich der Festumzug unter dem Motto „PaRoLivengers“ - abgeleitet von dem Superheldenteam „The Avengers“ eines US-amerikanischer Action- und Science-Fiction-Spielfilm – in Bewegung.

Mit von der Partie sind rund 150 „Superhelden“, verteilt auf zwei Wagen, vier Fußgruppen und acht Treckern. Zehn Akteure gehören zum Bayer-Spielmannszug. „Wir haben nicht damit gerechnet, dass es schon wieder losgeht“, bekennt der musikalische Leiter Birger Laufenberg. Ebenfalls mit zehn Leuten – und ausnahmsweise einmal nicht zur Karnevalszeit – ist die Ehrendorfgarde „Flotte Karotten“ aus Lützenkirchen im Einsatz. Vertreten. Viele sind krank oder verreist. „Endlich einmal nicht in Gummistiefeln“, freut sich Petra Nett, Lützenkirchener Regentin des Jahres 2015.

Das Königspaar Christin und Sascha Lülsdorff steht im Zentrum der Aufmerksamkeit. „Dorfkönigin zu werden war immer schon mein Traum“, gesteht die Dorfkönigin, die im Vorjahr beim digitalen ein Dorffest gekrönt worden war. Ehemann Sascha hatte sich anfangs gesträubt. „Ich brauchte einige Überredungskunst, bis er seine Meinung revidierte“, ergänzt die Lehrerin des Leichlinger Gymnasiums. Ihre beiden Kinder, die zweijährige Clara und der vierjährige Milo, gehören zusammen mit 20 Erwachsenen, deren Töchtern und Söhnen, ebenfalls zum Hofstaat. Nie zuvor durften derart viele Kinder und Jugendliche das Königspaar begleiten. „Prinz“ Milo ist besonders stolz, dass er zum ersten Mal dabei sein und am Abend sogar länger als gewöhnlich aufbleiben darf. Sowohl für ihn als auch für seinen gleichaltrigen Freund Timo steht fest: „Wir möchten später auch mal König werden.“ Christin Lüllsdorf ist überzeugt: „Das ist unser Nachwuchs von morgen.“

Bis zum Morgen wurde im Festzelt ausgelassen gefeiert und getanzt. Ein Glück für rund 500 Besucher, dass die „Aufwärmparty“ nicht schon einen Tag zuvor auf dem Programm stand. Nach einem Blitzschlag gab es für rund zwei Stunden keinen Strom. „Dann hätten wir alle singen müssen“, ulkt Jürgen Kube, Dorf-Kaiser des Jahres 2018.

Das Szenario ist schon wieder vergessen, als sich der farbenprächtige Korso bei Kaiserwetter in Bewegung setzt. Gut 1,5 Kilometer zieht die Karawane innerhalb von zwei Stunden von Pattscheid über die vorübergehend gesperrte Burscheider Straße, danach weiter in Richtung Romberg und zurück bis Linde. Großzügig verteilen die Zugteilnehmer unterwegs Kamellen, Wassereis oder Kaugummi und Spielzeug an Passanten und Nachbarn. Auch Monika Reusch steht am Straßenrand. „Besser als Karneval. Das muss man einfach gesehen haben. Es ist unbeschreiblich“, schwärmt die 77-Jährige, die große Taschen für Enkel und Urenkel dabei hat und die innerhalb von drei Minuten prall gefüllt sind. Simone Neugebauer, die Festausschuss-Vorsitzende, strahlt: „Es ist so toll, dass wir nach zwei Jahren endlich wieder feiern dürfen.“ Frank Reckmann, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft, bestätigt: „Alle freuen sich und sind sehr guter Stimmung.“

Erst zum Abschluss des viertägigen Festes, das Königspaar mit Hofstaat und hunderten Besuchern ausgelassen feiern und genießen können, wird ein neues Königspaar bestimmt: Petra und Andreas (Andy) Rothe werden die mit 800 Mitglieder vermutlich größte deutsche Dorfgemeinschaft im nächsten Jahr regieren. Beim Krönungsball nehmen sie Königskrone und Königskette von ihren Vorgängern entgegen. Schon 2005 beim Heiratsantrag hatte Andy Rothe, einer von zwei Bayer 04-Greenkeepern, die am Leistungszentrum Kurtekotten ihren Dienst verrichten, seiner Braut versprochen: „Wir werden einmal Königspaar.“ Dieses Versprechen löst er nun ein. Der Greenkeeper und die Lehrerin haben inzwischen drei Söhne, so dass eine Fortsetzung der PaRoLi-Tradition so gut wie gesichert ist.

Weitere Bilder vom PaRoLI-Dorffest gibt es unter www.lokale-informationen.de zu sehen.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Gabi Knops-Feiler aus Leverkusen

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