St. Remigius Krankenhaus
Dank OP kann Edna (18) bald wieder laufen
Opladen - Immer mal wieder werden Patienten, die in ihren Heimatländern
nicht versorgt werden können, im St. Remigius Krankenhaus Opladen
kostenfrei operiert. Zuletzt erhielt die 18-jährige Edna Bjelosevic
aus Bosnien eine so genannte „Pro bono“-Operationen, die zum
Selbstverständnis der kirchlichen Einrichtung gehört.
„Pro bono“ ist abgeleitet vom lateinischen Begriff „pro bono
publico“ und bedeutet „Zum Wohle der Öffentlichkeit“. In einem
solchen Fall übernimmt die Klinik alle anfallenden Kosten, anstatt
sie der Patientin in Rechnung zu stellen – einschließlich Implantat
zum Preis von 7.000 Euro und Physiotherapie sind das immerhin rund
50.000 Euro.
Es ist jetzt einige Jahre her, als Edna vorwiegend abends unter
Schmerzen in den Beinen litt und ein unbekanntes Prickeln in den
Füßen verspürte. Auch das Gehen fiel ihr zunehmend schwer, sie
stürzte oft ohne erkennbare Ursache. Bei näheren Untersuchungen
stellte sich heraus, dass sich ein Gefäßtumor in ihrem Rückenwirbel
festgesetzt hatte. Konkret handelte es sich um ein Hämangiom, einen
Blutschwamm. Hämangiome sind seltene, aber gutartige Fehlbildungen,
die durch einen Überschuss an Gewebe entstehen und in Venen, Arterien
oder Lymphgefäßen, ja sogar im Gehirn wuchern können. Und sie
müssen unbedingt entfernt werden. Zumal wenn sie – wie bei Edna –
immer weiter anschwellen und zunehmenden Druck auf das Rückenmark
ausüben.
Zum ersten Mal wurde die Schülerin im Jahr 2018 in Belgrad operiert.
Dabei konnte der Tumor nicht vollständig entfernt werden. Eine
weitere Operation war unumgänglich, in ihrer bosnischen Heimat aber
nicht möglich. Über Umwege kam sie schließlich nach Opladen.
„Die Operation kam gerade noch rechtzeitig“, strahlte die in
Deutschland geborene 49-jährige Mutter der Patientin. „Wir hätten
keine drei Monate warten dürfen“, bestätigte Cornelius Jacobs.
Seit April 2019 ist der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
als Chef des Wirbelsäulenzentrums am Remigius Krankenhaus im Einsatz.
Gleich viermal innerhalb weniger Tage lag die Berufsschülerin auf dem
OP-Tisch des Opladener Krankenhauses. Zunächst musste das Rückenmark
komplett vom Tumorgewebe befreit, danach die Wirbelsäule im
betroffenen Bereich durch ein Schrauben-Stab-System stabilisiert
werden. Anschließend wurde der betroffene Wirbelkörper komplett
entfernt und durch ein Implantat aus Titan ersetzt.
Das so genannte „Cage“ dient seither als Platzhalter für die
entfernten Bandscheiben und sorgt lebenslang für eine anatomisch
korrekte Haltung der Wirbelsäule. Diese Operation erfordert insgesamt
großes Geschick des Operateurs. Dass Jacobs darüber verfügt, wird
nicht zuletzt durch folgende Tatsache deutlich: Um seiner Patientin
einen Eingriff in den Brustraum zu ersparen, operierte der Experte
ausschließlich über den Rücken, schob das Implantat also quasi am
Rückenmark vorbei.
Nach großer Anspannung kann Edna, die in wenigen Tagen ihren 19.
Geburtstag feiert, also endlich wieder lachen. Sobald sie mit ihrer
Mutter Amela wieder in der Heimat angekommen ist, startet ihre
mehrwöchige Reha. Dort muss sie das Laufen zwar nicht wieder von
vorne lernen, die Koordination von üblichen Bewegungsabläufen aber
schon.
Jacobs sieht indessen gute Chancen für die junge Frau und ist
zuversichtlich, dass sie sich bald wieder normal bewegen kann, ohne
dabei ständig auf die eigenen Füße schauen zu müssen. Außerdem
darf sie einige Sportarten ausüben. Reiten ist zwar verboten, aber
Joggen und Schwimmen sind erlaubt. Und auch das von Edna so geliebte
Fußballspiel zählt dazu.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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