Blühwiesen: Augenweide und Artenschutz
Das gilt es zu beachten
Bergisch Neukirchen - Blühwiesen werden nicht nur von Insekten gut angenommen, sondern
auch von Spaziergängern und Anwohnern. Viele Privatleute und Bauern
sind dem Beispiel der Stadt gefolgt und haben Blühstreifen für den
Artenschutz angelegt, zum Beispiel in Atzlenbach.
„Diese Wiese präsentiert sich zur Zeit prächtig. Dies ist von der
Jahreszeit her eine Ausnahme, da sie baubedingt erst Ende Mai
eingesät wurde“, erklärte Hans-Martin Kochanek vom NaturGut
Ophoven. In der Wachstumsphase wurde gewässert, und so kamen bereits
nach einem Monat die ersten Pflanzen aus der Erde.
„Nach sieben Wochen blühte sie in voller Pracht“, so Kochanek
weiter. Auf der Wiese blühen circa 30 Arten, wie Kuhkraut, Lein,
Färber-Resede, Kamille, Klatschmohn, Saat-Wucherblume, Kornblume,
Kornrade, Nelken-Leimkraut, Malve oder Acker-Ringelblume.
Baudezernentin Andrea Deppe ist begeistert von der Vielfalt. Im
Frühjahr hatte die Stadt auch so eine Insektenblühwiese an der
Rennbaumstraße angelegt. „Der Fachbereich Stadtgrün plant für den
Herbst die Anlage weiterer ähnlicher Blumenwiesen in mehreren
Grünanlagen der Stadt.“
Bis in den Hochsommer hinein, sind die bunten Wiesen eine wichtige und
wertvolle Pollen- und Nektarquellen für Wildbienen und andere
Insekten, so Kochanek. Der Vogelkundler betonte, dass von dem
Insektenreichtum weitere Arten wie Fledermäuse und Vögel profitieren
werden. Wichtig ist die richtige Pflege „Wiesen sind eine Kulturform
und müssen in der Regel nur einmal im Herbst gemäht werden.“ so
Ulrich Hammer, vom Grünflächenamt in Leverkusen.
Weitere Fakten und Tipps für eine blühende Wiese:
Einsaat: Ideal ist eine Einsaat ab Mitte März. Unter
günstigen Bedingungen keimen die meisten Samen, nachdem es warm wird,
innerhalb 2 bis 4 Wochen. Etwa 8 bis 12 Wochen nach der Aussaat kann
man mit dem Blühbeginn rechnen. Jetzt wird die Wildblumenwiese
ungefähr drei Monate blühen. Um das Blühen zu verlängern, sind
noch Folgesaaten bis Ende April möglich.
Die Bodenvorbereitung: Das Gras sollte vollständig
ausgekoffert werden (ca. 10 Zentimeter dicke Schicht), anschließend
sollten darauf 10 cm Sand (nicht einarbeiten) und 2 Zentimeter
nährstoffarmer Boden, Lehm geschichtet werden (nicht einarbeiten).
Zur besseren Verteilung des Saatguts wird die Aussaatmenge mit Sand im
Verhältnis 1:2 oder 1:3 gemischt. 1,5g Samen je qm reichen aus. Die
ausgesäten Samen nur leicht festdrücken.
Die richtige Wildblumenmischung: Der Biologe Dr. Paul Westrich,
der sich seit über 40 Jahren intensiv mit Wildbienen
auseinandersetzt, hat zusammen mit Bernd Dittrich von der
Kräutergärtnerei Syringa eine wertvolle Samenmischung entwickelt.
Sie enthält 35 ein-, zwei- und mehrjährige Arten und bleibt damit
dauerhaft attraktiv.
„Viele im Handel befindliche Mischungen sind aus Sicht unserer
Insekten eine reine Mogelpackung“, so Hans-Martin Kochanek. Der
Schwerpunkt liege fast ausschließlich auf dem Show-Effekt der
Blüten, nicht auf dem ökologischen Nutzen. Zu diesem Zweck werden
viele Pflanzenarten mit gefüllten Blüten verwendet, bei denen die
Staubblätter zu sterilen Blütenblättern umgewandelt sind.
„Derartige Blüten locken Insekten zwar an, bieten dann leider nur
sehr wenig oder gar keine Pollen und Nektar an und können daher nicht
zur Insektenernährung beitragen“. Außerdem beinhalten viele
Mischungen auch gezüchtete Arten oder nichteinheimische Pflanzen.
„Diese Exoten können von unseren Insektenarten nicht verwertet
werden“.
Die neu entwickelte Wildblumenmischung von Dr. Westrich und Bernd
Dittrich liefert darüber hinaus ein wichtiges Nahrungsangebot für
Honig- und Wildbienen, zu denen unter anderem. Seidenbienen,
Pelzbienen, Mauerbienen, Holzbienen und Hummeln zählen. Zur
Brutversorgung werden Nektar, aber vor allem Blütenpollen benötigt,
den die Wildbienen an den angebotenen Pflanzen reichlich finden.
„Es ist am besten, wenn es vom Frühjahr bis in den Herbst im Garten
blüht. Deshalb muss man darauf achten, sowohl früh-, mittel-, als
auch spätblühende heimische Arten anzupflanzen“, erklärte
Kochanek.
Die Pflege im Herbst: Das Blühbeet sollte im Herbst abgemäht
und das Mahtgut einige Tage liegen gelassen werden, damit es aussamen
kann. Danach sollte es abgeräumt und kompostiert werden.
Im 2. Jahr erblühen sowohl die erneut versamten Einjährigen, als
auch die zwei- und mehrjährigen Arten. Bei unseren
Bodenverhältnissen in Leverkusen blüht eine solche Wiese ungefähr
drei Jahre.
Warum blüht die Wiese nicht länger?
Die Wildblumen vertragen in der Regel keinen Dünger. Aber allein
durch die Luft erfolgt schon eine Düngung. Es erfolgt ein
Gesamteintrag an Stickstoff aus der Luft von 50 Kilogramm je Hektar
pro Jahr. Die Stickstoffemissionen werden vor allem in den Bereichen
landwirtschaftliche Erzeugung und Nahrungsmittelproduktion, Mobilität
und Verkehr sowie Energieerzeugung und -nutzung verursacht.
Und weiter geht‘s
Blumenwiesen sind nur ein Element für einen wirksamen Schutz der
Insekten. Weitere unverzichtbare Elemente im eigenen Garten sind:
- Wildbienenhäuser (Holz,
- Erd-Nistplätze[/*]
- Blühende Stauden[/*]
- Blühende
Bambus)[/*]
Sträucher und Bäume[/*]
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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